Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Neues herausgefunden? Ist sie wieder aufgetaucht?“
„Na
ja, ich bin in Paulines Wohnung und habe mich ein wenig umgesehen. Gerade
wollte ich mir ihren Laptop vorknöpfen, als ich feststellen musste, dass er
passwortgeschützt ist. Jetzt hatte ich gehofft, Sie könnten mir dabei helfen,
die Daten einzusehen. Sie haben doch eine Code-Knacker-Abteilung bei der
Polizei, oder?“
Es
war so lange still, dass Svea dachte, der Hauptkommissar hätte aufgelegt, als
er schließlich doch noch antwortete. „Na ja, als Code-Knacker würde ich die
Jungs jetzt nicht gerade bezeichnen“, er lachte leise. „Aber ja, wir haben
Leute hier, die so etwas können. Lassen Sie ihn einfach dort stehen. Wir
kümmern uns darum. Wir überprüfen gerade den Wagen ihrer Schwester und hatten
vor, als Nächstes in ihrer Wohnung weiterzumachen.“ Er räusperte sich und fuhr
dann etwas weniger freundlich fort: „Sie hätten da nicht reingehen dürfen.
Vielleicht haben sie wichtige Spuren vernichtet. Bitte verlassen Sie jetzt umgehend
die Wohnung und überlassen Sie alles Weitere der Polizei.“
Auf
einmal war Svea verunsichert. „Natürlich. Das habe ich nicht bedacht.
Entschuldigung.“
„Ich
rufe Sie an, sobald wir Neuigkeiten haben, versprochen“, sagte der Kommissar
und beendete das Gespräch.
Sie
legte auf. „Er sagt, wir sollen gehen. Wir könnten vielleicht Spuren vernichtet
haben…“ Mit dunklen, beinahe tellergroßen Augen sah sie Rafael an. „Ich habe
Angst. Pauline ist alles, was ich habe, seit unsere Eltern gestorben sind“,
flüsterte sie.
„Hab
keine Angst, ich bin ja hier. Ich bin jetzt deine Familie und mich wirst du so
schnell nicht wieder los. Versprochen.“ Er nahm sie in die Arme und sie küssten
sich lange und innig.
Nachdem
Svea sich etwas beruhigt hatte, schlug Rafael vor, einen Happen essen zu gehen.
„Ich
habe keinen Hunger, danke.“
„Komm
schon, du musst etwas essen. Lass uns zu Dario gehen.“ Er sah auf die Uhr. Es
war bereits nach sieben und er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.
„Wir können ja doch nichts mehr tun. Den Rest müssen wir der Polizei
überlassen.“ Nach einigem Hin und Her stimmte Svea widerwillig zu.
Nach dem Essen bot sie an, ihren Freund nach Hause zu fahren.
Hocherfreut, dass er nicht wieder die verhassten, öffentlichen Verkehrsmittel
nutzen musste, sagte er ihr, er kenne einen Schleichweg durch den Wald. Dadurch
würden sie gut zwanzig Minuten Fahrt sparen. Die Waldstrecke gehörte zu einem
Naturschutzgebiet und eigentlich war die Durchfahrt größtenteils, außer für den
Forstbetrieb, verboten. Aber um die Uhrzeit und im Dunkeln würden sie dort
garantiert keinen antreffen. Er hatte die Strecke letztes Jahr entdeckt und sie
seitdem regelmäßig genutzt. Im Winter waren die Straßen dort draußen glatt und
gefährlich. Aber um diese Jahreszeit bestand keine Gefahr.
10
Dienstag, 11. Oktober 2011
„Ich weiß gar nicht, was du von mir willst, Tom. Wir haben getanzt,
gelacht und gefeiert. Dann sind wir nach Hause gegangen. Allein. Jeder für
sich. Nur um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.“ Karl Pfeifer atmete
tief durch, bevor er fortfuhr. „Das hier macht dir einen Heidenspaß, nicht
wahr?“
Tom
lächelte und nickte. Dann überließ er das Wort seinem Kollegen Frank. Der
übernahm auch gerne. Nichts wäre ihm lieber, als dieses arrogante Arschloch vom
Dezernat 3 über die Klinge springen zu lassen.
„Also,
Pfeifer. Dann erklär uns doch mal, wieso Frau Schirrer verschwand, nachdem sie
sich einen Abend lang mit dir vergnügt hat. Vielleicht hat sie sich ja deshalb
umgebracht…“
Pfeifer
unterbrach ihn sofort. „Deine geschmacklosen Witze kannst du dir sparen, Frank.
Ich werde mir das hier nicht länger anhören. Wenn du etwas gegen mich
vorzubringen hast, schick mir die interne Ermittlung und eine offizielle
Vorladung.“ Er stand auf und verließ mit steifen Schritten das Büro.
„Ach,
Pfeifer!“, rief Tom ihn zurück. „Hast du ein Alibi für besagte Nacht?“ Pfeifer
hielt es für unnötig, auf diese Frage zu antworten, und verließ stattdessen
wutschnaubend den Raum.
Tom
und Frank warteten, bis ihr Kollege die Tür geschlossen hatte. Dann brachen sie
in lautes Gelächter aus. „Mann, hast du gesehen, wie der geguckt hat?“, brachte
Frank unter Lachsalven mühsam hervor.
„Wir sollten es aber nicht
übertreiben. Sonst macht er dicht und sagt nichts mehr. Die Interne will ich
hier auch nicht haben und du übrigens auch
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