Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Das
könnte durchaus reichen, um jemanden
nachts
von der Turnseestraße zur Dreisam zu karren und ihn dort unbemerkt ins Wasser
zu werfen. Bevor derjenige weiß, wie ihm geschieht, ist er auch schon
ertrunken. Allerdings sagt er auch, dass das nicht erklärt, wieso sie keine
Zeichen des typischen Ertrinkens aufweist.“
„Hmm.
Könnte sie auch an einer Überdosis gestorben sein?“
„Bode
meint, nein. Er hat es mir auch genau erklärt, du weißt ja wie er ist,
irgendwann habe ich es nicht mehr kapiert und abgeschaltet. Auf jeden Fall
läuft es darauf hinaus, dass er steif und fest behauptet, sie wäre ertrunken.
Er irrt sich so gut wie nie, sei in diesem Zusammenhang gesagt.“
„Interessant.
Na dann, nichts wie los. Bin gespannt, was uns der saubere Herr Leclerc zu
sagen hat.“ Sie fuhren erneut zur Turnseestraße in der Hoffnung, Thierry
Leclerc dort anzutreffen. Und sie hatten wider Erwarten Glück. Er öffnete nach
dem ersten Klingeln. So, als ob er jemanden erwartete. Dafür sprach auch, dass
er sich nicht über die Gegensprechanlage erkundigt hatte, wer zu ihm wollte.
Entsprechend überrascht reagierte er, als er sah, wer im sechsten Stock aus dem
Aufzug stieg.
„Herr
Leclerc, entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so überfallen. Sie haben jemand
anderen erwartet?“, ging Pfeifer umgehend in die Offensive. Leclerc stammelte
etwas von einem Freund, ließ die Beamten aber trotzdem in die Wohnung. „Das
hier ist meine Kollegin, Kriminaloberkommissarin Scheck. Wir haben neue
Erkenntnisse über den Tod ihrer Freundin und dachten, Sie wüssten vielleicht
gerne Bescheid.“ Thierry nickte und wandte den Blick ab.
Beate
traute ihren Augen kaum. Dieser Mann war einfach nur schön. Ein Adonis. Pfeifer
war ihm in seiner Beschreibung keinesfalls auch nur annähernd gerecht geworden.
Die hautengen Jeans betonten seinen wohlgeformten glutaeus maximus. Das
Zusammenspiel seiner Oberarmuskulatur war beeindruckend, nahezu perfekt. Sie
spürte Pfeifers Blick auf sich ruhen und riss sich zusammen: „Wir glauben, dass
der Tod Ihrer Freundin kein Unfall war“, preschte sie etwas zu schnell vor.
Stille. Als nach einer Minute immer noch keine Reaktion erfolgt war, fuhr sie
fort. „Was hat Ihre Freundin beruflich gemacht, Herr Leclerc? Was hatte Sie für
Hobbys? Hatte sie Streit mit jemandem? Vielleicht ein verflossener Liebhaber?
Alles, was Sie uns über sie erzählen können, könnte uns helfen, ihren Mörder zu
finden.“ Jetzt hatte sie es ausgesprochen. Mord. Sie sah, wie sich der
Gesichtsausdruck ihres Gegenübers veränderte. Sein hübsches Gesicht wurde zu
einer wutverzerrten Maske, die Augen füllten sich mit Tränen. Er wandte sich ab
und ging zu dem weißen Ledersessel im Wohnzimmer. Dort ließ er sich
hineinfallen und schloss die Augen. Pfeifer nickte Beate zu. Sie folgte ihm,
während Pfeifer begann, sich unbemerkt in der Wohnung etwas umzusehen.
„Alles
in Ordnung? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?“ Sie setzte sich ihm
gegenüber auf ein kleines, weißes Zweisitzersofa und beobachtete scharf jede
seiner Regungen. „Nein, danke. Es geht schon wieder. Es ist nur, also, das so
zu hören, dieses - Mörder. Ich…“, er
machte
eine Pause, bevor er weitersprach. „Sie haben nach ihrem Beruf gefragt. Sie war
Lehrerin. Deutsch, Englisch und Musik, achte bis zehnte Klasse. Sie hatte keine
Feinde. Nicht Tamara. Alle liebten sie. Ich verstehe das nicht. Wie kann jemand
so etwas tun?“
Beate
nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Pfeifer bedeutete ihr mit einem
Kopfschütteln, dass er nichts Auffälliges gefunden hatte. „Das werden wir
herausfinden. Können wir noch irgendetwas für Sie tun?“ Thierry schüttelte den
Lockenkopf.
„Gut.
Dann war’s das erst einmal. Bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung. Falls
Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.“ Sie reichte ihm ihre
Visitenkarte und stand auf. An der Tür drehte sich Pfeifer, einer Eingebung
folgend, noch einmal um: „Ach, Herr Leclerc, was machen Sie eigentlich
beruflich?“
„Ich
bin Arzt, warum?“ Pfeifer nickte nur und schon waren sie aus der Tür.
„Er
ist Arzt!“, rief Beate überrascht. „Wenn er jetzt noch Anästhesist ist,
verhafte ich ihn auf der Stelle.“
Pfeifer
bremste seine übereifrige Kollegin wieder einmal. „Langsam, langsam. Eine
Schwalbe macht noch keinen Sommer.“
„Hä?
Was soll das denn jetzt? Der Mann ist Arzt. Er kennt sich aus, kommt an das
Zeug ran, passt perfekt. Lass uns zur
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