Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
auf seinen Stuhl sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dieser Fall beginnt allmählich, mir ganz gewaltig auf die Nerven zu gehen.
Danke Jochen. Du hast doch sicherlich noch etwas anderes zu tun?“ Die Frage war
ein offensichtlicher Rausschmiss. Nichts lieber als das . Jochen nickte
Beate zu und verließ dann, zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde an
diesem Tag, Pfeifers Büro. Er war dankbar dafür, dass er sich nur um die
Spurensicherung kümmern musste. Seiner Meinung nach herrschte bei der Kripo
derzeit das pure Chaos und so etwas konnte er gar nicht vertragen. Er hatte es
lieber, wenn er in Ruhe eins nach dem anderen erledigen konnte.
„Also?
Was ist jetzt mit dem alten Fall?“ Beate ließ nicht locker. Sie hatte keine
Lust, ausgeschlossen zu werden. Wenn Pfeifer etwas wusste, würde sie darauf
bestehen, dass er sie darüber informierte. „Jetzt pass auf. Du wirst es gleich
verstehen. Alexander Hauck. Ein Medizinstudent aus Freiburg. Seine Mutter hat ihn
am 9. Juni 2008 als vermisst gemeldet. Sein letzter Kontakt zu ihr fand etwa
vier Tage vor der Anzeige statt. Er hat ihr erzählt, er habe sich für eine Art
Experiment zur Verfügung gestellt. Er sagte, er würde dafür viel Geld bekommen.
Seine Mutter hat sich Sorgen gemacht, es war ihr nicht recht gewesen, aber sie
hatte ihn wohl nicht davon abhalten können. Seitdem ist er spurlos
verschwunden. Und jetzt kommt’s. Er hatte Kontakt zu Multi Gen Pharma.“ Pfeifer
machte eine bedeutungsschwangere Pause, bevor er fortfuhr: „Er hatte eine
Freundin. Eine gewisse Tanja Heinze, das weiß ich von Frau Hauck. Von der habe
ich das hier bekommen.“ Er hielt Beate ein Schriftstück unter die Nase.
„Das
ist ein Fragebogen! Zu wem gehört der?“
„Das
ist die Preisfrage, liebe Beate. Ich vermute mal, dass der zu diesem Labor
gehört. Es steht kein Name drauf, aber es sind hauptsächlich Fragen zu
Alexanders Gesundheitszustand. Außerdem hat er hier angegeben, er hätte keine
Freundin und keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern. Seltsam, nicht wahr?“
„Er
hat also gelogen. Interessant. Aber, warum? Und, wie kommt diese Tanja jetzt da
ran?“
„Sie
hat den Fragebogen in Alexanders Zimmer gefunden, kurz nachdem er verschwunden
war, und hat ihn mitgenommen. Nur so, instinktiv sozusagen. Und da niemand von
ihrer Existenz wusste, hat sie bislang auch keiner danach gefragt.“
Triumphierend schnippte er mit den Fingern und richtete dann seinen Zeigefinger
auf Beate.
Doch
die ließ sich nicht von der Vorfreude anstecken. „Und wer hat damals ermittelt?
Ich meine, es ist doch komisch. Du fragst ein bisschen nach und findest all das
heraus und trotzdem weiß bislang keiner, wo dieser Alexander steckt.“
Pfeifers
Grinsen wurde breiter. „Dreimal darfst du raten.“ Er legte eine kleine Pause
ein, um Beate die Chance zu geben, zu verstehen. Und sie tat ihm den Gefallen.
„Stein
und Roth! Na, ich würde mal sagen, da haben wir uns doch einen Fall
konstruiert. Wir können wohl davon ausgehen, dass dieser Alexander nicht mehr
unter uns weilt. Soll ich mit der Mutter nochmal reden?“
„Nein,
das habe ich bereits getan. Ich denke, es ist an der Zeit, Frau Schuler
einzuschalten.“ Pfeifer lächelte zufrieden. „Meine Liebe, jetzt sind wir am
Zug.“
18
Donnerstag, 13. Oktober 2011
„Daran werde ich mich niemals gewöhnen. Wie macht der das nur? Mir ist
kalt und ich glaube mir wird schlecht.“ Beate hatte ihre Arme um sich
geschlungen und hüpfte zitternd auf und ab. Sie fror jämmerlich und sie hasste
die Pathologie mit ihren Temperaturen, die gerade so über dem Gefrierpunkt
lagen. Doch beinahe noch mehr verabscheute sie den Geruch und die Laute, die
die verschiedenen Tätigkeiten verursachten. Es gab für sie kein schlimmeres
Geräusch als das Kreischen der Knochensäge, wenn das Sägeblatt auf Knochen
traf. Oder vielleicht doch? Dr. Bodes Assistent entnahm gerade die Leber und
das laute Schmatzen, das dabei entstand, war ekelhaft. Sie drehte sich weg.
„Frau
Scheck! Sagen Sie bloß, Sie haben sich nach all den Jahren immer noch nicht
daran gewöhnt!“, rief Dr. Bode über das Kreischen der Säge hinweg, das jetzt
wieder eingesetzt hatte. Stumm schüttelte sie den Kopf. Er grinste nur und
machte sich wieder an die Arbeit. Er diktierte seine Ergebnisse in ein
Mikrofon, das an einem beweglichen Metallarm befestigt war, dessen Halterung
wiederum in der Decke steckte: „Weibliche Tote. Tamara Hölderlin, wie
inzwischen bekannt
Weitere Kostenlose Bücher