Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
bedrückende Atmosphäre der
unterirdischen Räume hinter sich lassen.
„Ein
komischer Kauz, dieser Professor“, murmelte Beate vor sich hin und fummelte
dabei an ihrem Handy herum. „Was machst du denn da?“, verlangte Pfeifer zu
wissen. Beate wollte es ihm gerade erklären, als sie durch ein Rufen
unterbrochen wurden.
„Herr
Pfeifer, warten Sie! Einen Augenblick bitte!“ Sie drehten sich um und sahen den
Assistenten des Professors auf sich zukommen.
„Dr. Naumann, richtig?“, hakte Pfeifer nach, obwohl er genau wusste,
wer er war. Sie hatten sich ja vor einigen Minuten erst getroffen. Die
Bemerkung diente dazu, sein Gegenüber glauben zu machen, er hätte keinen bleibenden
Eindruck bei dem Hauptkommissar hinterlassen.
„Ja, genau. Ich wollte noch kurz mit Ihnen sprechen. Sie werden es
früher oder später ja sowieso herausfinden. Pauline und ich, also, wir hatten
eine Beziehung. Das heißt, kurz bevor sie verschwand, hat sie mich verlassen.
Ich war so dumm, sie zu betrügen, und als sie das herausfand, verließ sie mich.
Einfach so. Ich bekam nicht einmal die Chance, ihr die Sache zu erklären.“
Na
ja , dachte Beate, was gibt es
da schon groß zu erklären?
„Aha“,
sagte Pfeifer nur. Peter erzählte ihnen auch von der Fehlgeburt, von dem Streit
mit Svea und dass Pauline den Verlust ihres Babys nicht verkraftet hätte.
Pfeifer runzelte die Stirn. „Sie waren im Krankenhaus? Draußen? Ich
dachte, Sie verlassen das Institutsgelände nicht?“
„Na ja, im Prinzip nicht. Aber manchmal eben doch. Kurz. Ich kann
nicht zwei Jahre hier eingesperrt sein. Da werde ich verrückt. Das verstehen
Sie sicher.“
„Zwei
Jahre? Seltsam. Ich denke, das hier existiert bereits seit fünf Jahren?“
„Davon
weiß ich nichts. Tut mir leid. Ich bin erst seit zwei Jahren hier. Ich wurde
für den Arzt eingestellt, der damals bei dem Gleitschirm-Unfall ums Leben kam.
Ich muss wieder rein. Bevor mich jemand mit ihnen reden sieht und misstrauisch
wird. Schönen Tag noch.“
„Sprachs
und verschwand.“ Beate konnte sich den Kommentar nicht verkneifen. Die ganze
Sache wurde immer mysteriöser.
Pfeifer
schwor sich, er würde alles daran setzen, diesen sauberen Herren das Handwerk
zu legen. Als Nächstes wollte er sich eine Vorladung für Peter Naumann
besorgen.
32
Tom betrat gegen zehn Uhr das Präsidium.
Draußen
auf dem Parkplatz waren ihm einige Kollegen begegnet. Er hatte sie freundlich
gegrüßt, aber sie hatten ihm nur verstohlene Blicke zugeworfen und dann
schleunigst das Weite gesucht. Das gleiche Spiel spielte der Beamte, der heute
Dienst am Empfang tat.
Es
gibt Ärger . Trotzdem ging er
weiter. Er wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen. Sein Verdacht wurde
in dem Moment bestätigt, als er den Flur betrat, der zu seinem Büro führte.
Dort herrschten Tumult und ein heilloses Durcheinander. Beamte gingen ein und
aus und trugen Kartons voll Akten aus seinem Büro. Jochen schleppte gerade
seinen Rechner heraus. Tom erfasste die Situation mit einem Blick. Dies war
eine offiziell genehmigte Durchsuchung. Das bedeutete, die Schuler und die
Sommer wussten auch Bescheid.
Pfeifer,
dieser Zug geht an dich. Aber jetzt bin ich dran.
Unbemerkt
machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Gebäude. Vermutlich hatte der
Beamte am Empfang bereits oben angerufen und Pfeifer über sein Auftauchen
informiert. Die Zeit drängte also.
Üblicherweise
folgte auf die Durchsuchung des Büros auch die Wohnungsdurchsuchung. Wenn sie
nicht sogar zeitgleich stattfand, was in seinem Fall durchaus denkbar war.
Gut,
dass er vorausschauend gearbeitet und für den Notfall vorgesorgt hatte. Seine
Sporttasche mit Wechselkleidung, etwas Geld und seinem neuen Pass warteten am
Bahnhof in einem Schließfach auf ihn. Er musste also nicht mehr in seine
Wohnung zurückkehren. Tom machte sich unverzüglich auf den Weg zum
Hauptbahnhof. Er parkte seinen Wagen direkt vor dem Haupteingang, was ihm wüste
Beschimpfungen seitens der Taxifahrer einbrachte. Doch er ignorierte sie und
betrat das Gebäude.
Tom
wusste genau, welchen Weg er gehen musste, um zu den Schließfächern zu
gelangen. Zuerst galt es aber noch, einen sehr hartnäckigen Rosenverkäufer
abzuwimmeln. Um ihn loszuwerden musste er ihm drei Rosen abkaufen. Er drückte
sie im Vorbeigehen einer fremden Frau in die Hand und steuerte endlich auf den
Bereich mit den Schließfächern zu. Seine sonst so ruhigen Hände zitterten vor
Aufregung, als er das Fach mit der Nummer
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