Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
13 öffnete. Schnell nahm er seine
Tasche heraus und verließ eilig das Bahnhofsgebäude. Draußen angekommen,
stellte er zu seinem Verdruss fest, dass er von mehreren Taxis zugeparkt worden
war. Die Fahrer standen seelenruhig an ihre Wagen gelehnt und warteten auf ihn.
„Was
macht ihr da? Seid ihr bescheuert?“, brüllte Tom jetzt. Ungläubig starrte er
auf den Mann, der ihm am nächsten stand. Das darf doch nicht wahr sein. Ich
werde geschnappt wegen ein paar Taxifahrern!
Der
Mann trat vor. „Sie dürfen hier nicht stehen. Sie behindern uns bei der Arbeit.
Das passiert immer wieder und wir haben gemeinsam beschlossen, wir lassen uns
das nicht mehr gefallen. Ich habe schon die Polizei informiert. Die Beamten
werden gleich hier sein und dann werden wir ja sehen.“ Er verschränkte seine
Arme vor der breiten Brust. Tom traute seinen Ohren nicht. Er verspürte nicht
die geringste Lust, mit diesem Mann zu diskutieren. Außerdem fehlte ihm dafür
eindeutig die Zeit. Deshalb ergriff er drastische Maßnahmen. „Na schön, du hast
es nicht anders gewollt.“ Er zog seine Waffe aus dem Holster und hielt sie dem
Taxifahrer, der ihm mittlerweile direkt gegenüberstand, an die Stirn.
„Fahr
dein Scheißtaxi zur Seite oder ich blase dir die Rübe weg!“ Das wirkte.
Kreidebleich und mit zittrigen Knien stieg der Mann in sein Taxi und ließ Tom
passieren. Auch die anderen Taxifahrer waren urplötzlich in ihren Autos
verschwunden und hatten ihm Platz gemacht. Tom gab Gas und raste mit
quietschenden Reifen auf die Hauptstraße in Richtung Autobahn davon. Er war
sich darüber im Klaren, dass es binnen weniger Minuten hier von Streifenwagen
nur so wimmeln würde.
Seine
letzte Hoffnung war, dass die Kollegen die Reisedokumente in seiner Wohnung
bereits gefunden hatten und ihn nun in Richtung München vermuten würden.
Er
hoffte, dass es funktionieren würde. Die Unterlagen hatte er in seiner Wohnung
auf dem Bett deponiert, in der Hoffnung, Pfeifers Leute würden sie finden und
zuerst diese Spur verfolgen. Tom sah sich noch einmal kurz um und verließ dann
sein altes Leben, um sein neues als der 43-jährige Noel Biedermann aus
Stuttgart anzutreten.
33
Die ersten Beamten, die am Bahnhof eintrafen, fanden eine Schar
ziemlich aufgeregter Taxifahrer vor. Sie benötigten beinahe eine Viertelstunde,
bis sie endlich herausgefunden hatten, dass ein Mann mit einer dunklen Adidas
Sporttasche in einem silbernen Audi Q7 einen Taxifahrer mit der Waffe bedroht
hatte und dann geflüchtet war.
Per
Funk gaben sie eine kurze Personenbeschreibung an die Zentrale durch und
erfuhren, dass es sich bei dem Flüchtigen vermutlich um den gesuchten
Hauptkommissar Tom Roth handelte.
„Und
passt auf, Kollegen, geht kein Risiko ein. Er gilt als extrem gewalttätig. Der
Mann hat nichts mehr zu verlieren!“, lauteten die weiteren Anweisungen der
Zentrale. Die Polizisten stiegen in ihren Wagen und machten sich auf den Weg in
die von den Zeugen angegebene Fluchtrichtung.
Inzwischen
waren zwei weitere Polizisten auf der Suche nach Tom. Sie waren in einem
Zivilfahrzeug unterwegs und hatten den Auftrag, ihm unauffällig zu folgen. Sie
sollten ihn dann am Flughafen stellen und verhaften. Zumindest war das Pfeifers
Plan gewesen.
Auf
gut Glück fuhren sie in Richtung A5 und trauten ihren Augen kaum, als sie den
Q7 zwei Wagen vor sich entdeckten. Sie gaben ihren Standort an die Zentrale
durch und achteten darauf, einen guten Sicherheitsabstand einzuhalten, denn sie
wollten natürlich nicht auffallen.
Doch
sie hatten Tom unterschätzt. Ein Blick in den Rückspiegel genügte und er
wusste, dass er verfolgt wurde. Er erkannte ein ziviles Einsatzfahrzeug, wenn
er eines sah. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg und auch diesmal bewies er
viel Einfallsreichtum. Zunächst tat er so, als würde er Richtung Basel fahren.
Die beiden folgten ihm wie gewünscht.
Kaum
waren sie auf der Autobahn angekommen, startete Tom sein waghalsiges Manöver.
Er beschleunigte, zog jedoch nach einigen Metern abrupt die Handbremse an. Der
Wagen drehte sich um 180 Grad. Tom gab wieder Gas und fuhr zurück. Jetzt war er
als Geisterfahrer unterwegs.
Er
hatte nicht die geringste Lust, in einen Unfall verwickelt zu werden, daher
fuhr er auf dem Standstreifen bis zur Auffahrt. Trotzdem ging er ein großes
Risiko ein. An der Auffahrt hätte ihn dann beinahe der Mut verlassen. Nur sein
Überlebenswille sorgt dafür, dass er seinen Plan weiter verfolgte. Er bremste
kurz ab, holte tief
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