Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Flur abgingen. Keine
davon stand offen, keine trug ein Schild, welches eine Aussage darüber
lieferte, was sich dahinter verbarg. Am Ende des Ganges stießen sie wiederum
auf eine Sicherheitstüre. Sie schien aus massivem Stahl gefertigt zu sein. Hier
war ein Fingerabdruck-Scanner angebracht. Nachdem der Professor seinen
Zeigefinger auf das Lesegerät gelegt hatte, öffnete auch diese sich mit einem
leisen Summen.
Pfeifer
bemerkte eine leichte Veränderung der Temperatur. Die Luft hier drinnen war
etwas kühler und wirkte frischer. Anscheinend gab es irgendwo eine
Frischluftzufuhr. Er blickte zur Decke, konnte jedoch nichts erkennen, was
darauf schließen ließ, wo die Luft herkam. Die winzigen Querrillen direkt
unterhalb der Decke waren seiner Aufmerksamkeit entgangen.
Sein
Blick fiel stattdessen auf seine Kollegin und er konnte den Anflug eines
Lächelns nicht unterdrücken. Sie fühlte sich sichtlich ebenso unwohl wie er
selbst. Sie schwitzte und ihr Blick wanderte in einem unruhigen Rhythmus von
links nach rechts und von oben nach unten. Außerdem sah sie sich alle paar
Schritte nervös um. Hier unten war sie bei ihrem letzten Besuch eindeutig nicht
gewesen.
Der
Professor erklärte gerade, dass sie hier im Gebäude über eine Umwälzpumpe
verfügten. „Diese hat den entscheidenden Vorteil, dass sie die verbrauchte
Luft, in einem ständig wechselnden Rhythmus, im Inneren der Labore einfach
gegen frische Luft austauscht, sie erwärmt und so für konstante Temperaturen
und eine angenehme Raumluft sorgt. Das hat den Vorteil, dass wir keine Heizung
benötigen. Dem ganzen Apparat ist noch ein Filtersystem zwischengeschaltet, das
alles herausfiltert, was nichts mit Sauerstoff oder dessen Komponenten zu tun
hat. So soll verhindert werden, dass jemand Giftstoffe über die Frischluft in
die unteren Räume transportiert.“ Der Kommissar war beeindruckt. Er hatte nicht
gewusst, wie weit die Technik heute schon war. Für ihn war es schon eine echte
Herausforderung gewesen, sein neues Smartphone zu bedienen, das Frauke ihm vor
vier Monaten zum sechsunddreißigsten Geburtstag geschenkt hatte.
Nachdem
sie zwei weitere Türen passiert hatten, öffnete der Professor eine dritte und
bat die beiden Beamten herein. Beate sah sich um. Dies war nicht das
Büro, in dem sie mit ihm gesprochen hatte, aber die Raumaufteilung und das
Chaos, welches darin herrschte, waren nahezu identisch. Auch hier fand sich
keine Sitzgelegenheit. Überall lagen Ordner, Papiere und Bücher. Pfeifer ging
auf einen Hocker zu und hob die Ordner herunter. Vorsichtig legte er sie auf
dem Boden ab, dann bot er Beate den Platz an. Er selbst blieb stehen.
„Ich
dachte, Sie stellen Hustenmittel her. Dafür so ein Aufwand? Was machen Sie hier
eigentlich wirklich, Herr Professor?“, begann Pfeifer ohne Umschweife die
Befragung. Beate hatte unterdessen heimlich die Aufnahmefunktion ihres iPhones
aktiviert und schnitt das Gespräch unbemerkt mit.
„Wie
schon gesagt, Herr Kommissar, ich darf und werde hierüber nicht im Detail
sprechen.“
„Dann
erklären Sie mir doch bitte einmal, wie es kommt, dass in den letzten fünf
Jahren vier Ihrer Mitarbeiter verschwunden sind, einer davon ist tot. Kommt
Ihnen das nicht eigenartig vor? Und das sind vermutlich nur die, von denen wir
wissen. Was ist mit diesem Jungen, Alexander Hauck? Der war doch bei Ihnen im
Institut gewesen. Wir haben seinen Fragebogen gefunden.“ Jetzt war es Pfeifer,
der den Professor mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
Alifonsi
reagierte nicht. Er blickte mit stoischer Mine geradeaus. Also fuhr Pfeifer mit
dem Verhör fort: „O.K., Professor, jetzt mal Klartext. Was wird hier eigentlich
gespielt? Es reicht mir. Ich will eine Erklärung. Und reden Sie nicht um den
heißen Brei herum. Ich schwöre, ich werde Ihnen keine Ruhe lassen, bis wir
alles aufgeklärt haben“. Er verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er zwei
Schritte auf den Schreibtisch zuging und sich darauf abstützte. Ihre Gesichter
waren nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt.
Der
Professor lächelte müde. „Damit werden Sie uns alle, am meisten jedoch sich
selbst und Ihre Familie in Gefahr bringen. Es dürfte Ihnen klar sein, dass ich
meinem Auftraggeber hierüber berichten muss…“
„Drohen
Sie mir etwa?“
„Aber
nicht doch. Wie käme ich denn dazu. Ich warne Sie lediglich davor, einen groben
Fehler zu begehen. Aber ich möchte Ihnen trotz der prekären Situation einige
Fragen beantworten, die Ihre
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