Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
klärte Beate den
ungeduldigen Leander endlich auf. „Dr. Bode hat doch gesagt, dass er noch
einige Substanzen testen lassen wollte. Nun, die Liste liegt seit gestern auf
meinem Schreibtisch. Ich habe zwar einen kurzen Blick hineingeworfen, aber
nicht kapiert, dass dort ein Badezusatz aufgeführt wird. NaHCO3 ist
Natriumhydrogencarbonat. Speisesoda.“ Verständnisloser Blick. „Du weißt schon.
Bullrich-Salz? Mensch, Leander! Das gibt man ins Vollbad, um die Durchblutung
anzuregen! Das findest du nicht im Wasser der Dreisam. Verstehst du? Sie wurde
zu Hause ertränkt. In ihrer Badewanne! Dr. Bode hat versucht mich zu erreichen,
aber ich habe meine Mailbox gestern Abend nicht mehr abgehört.“
„Aber,
was ist mit dem Thiopental?“
„Ja,
das weiß ich noch nicht. Das würde ich gerne von den Leclercs erfahren.“ Beates
Handy klingelte. „Sie sind weg, vermutlich schon auf französischer Seite. Wir
befinden uns in Breisach an der kleinen Tankstelle kurz vor der Rheinbrücke.
Was sollen wir jetzt unternehmen?“, fragte der Streifenbeamte per Funk bei
Beate und Leander nach.
Beate holte tief Luft, bevor
sie antwortete. „Wartet dort, wir sind gleich bei euch. Sind schon auf der
B31a. Ich setze mich inzwischen mit den französischen Kollegen in Verbindung
und bitte sie um Hilfe.“ Leander sah sie groß an. „Geht das denn so einfach?
Ich meine, dürfen wir einfach so in Frankreich herumfahren und Franzosen
verfolgen?“ Beate musste lächeln, obwohl ihr eigentlich zum Heulen zumute war.
Er erinnerte sie an sich selbst vor einigen Jahren. „Ja, wir dürfen. Wir
befinden uns in direkter Verfolgung zweier Mordverdächtiger und deren
mutmaßlichen Mittätern. Das nennt man Nacheile. Wir werden sie zusammen mit den
französischen Kollegen stellen und verhaften. Schengen Raum heißt hier das
Stichwort.“ Leander nickte. Er konnte sich dunkel erinnern, das in irgendeiner
der endlosen Theoriestunden während seiner Ausbildung schon einmal gehört zu
haben.
Die
inzwischen auf zehn Polizeiwagen angewachsene Kolonne setzte sich in Bewegung,
sobald Beate und Leander eingetroffen waren. Sie fuhren auf den ehemaligen
Grenzübergang zu und überquerten schließlich die Rheinbrücke. Beate hatte
inzwischen die Kollegen vom französischen Kommissariat erreicht und die hatten
sich nach kurzem Zögern einverstanden erklärt, ihnen zu helfen. Cedric Leclerc
war kein Unbekannter in Frankreich und keiner wollte unnötigen Ärger mit ihm
riskieren. Doch als Beate ihnen ihre Beweise dargelegt und sie über die
Haftbefehle informiert hatte, hatten sie sofort zugestimmt, ihre deutschen
Kollegen zu unterstützen. Schließlich arbeiteten sie nicht das erste Mal
zusammen.
39
Als sie die Rheinbrücke überquert hatten, trafen sie auf ihre
französischen Kollegen, deren Leiter sie herzlich begrüßte. Beate kannte Henry
Duval von früheren Einsätzen. Allerdings hatte die immer Pfeifer geleitet.
Henry erkundigte sich auch sogleich nach ihm. „Er ist an einem anderen Fall
dran, der keinen Aufschub duldet. Wir mussten uns aufteilen“; antwortete sie
und bedankte sich gleichzeitig freundlich für seine Unterstützung.
„Ich
habe Ihnen ja bereits gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob es eine gute
Idee ist, hinter Cedric Leclerc herzujagen. Der Mann gilt als äußerst
gefährlich und er ist sehr einflussreich. Auch in Deutschland. Das kann Sie
Ihren Job kosten, wenn Sie sich irren. Vermutlich ist es unnötig zu erwähnen,
dass auch ich sehr an meinem Posten hänge?“
„Ich
irre mich nicht, Henry. Versprochen.“ Henry Duval zog die Augenbrauen hoch,
äußerte sich aber nicht mehr dazu.
„Dann
lassen Sie uns zusammen den Kurs besprechen.“ Er legte eine Karte auf die
Motorhaube seines Citroën und begann, mehrere Routen einzuzeichnen. „Auf so
vielen Wegen gelangt man nach Nantes?“ Ungläubig starrte Beate auf die Karte.
Sie sah ihre Chance, die Leclercs jemals zu erwischen, auf Null sinken. Henry
lachte. „Frankreich ist groß, meine Liebe. Wir werden auf dem direkten Weg etwa
neun Stunden benötigen. Wie lange hat er Vorsprung, sagten Sie?“
„Etwas über eine Stunde.“
„Hm. Das ist nicht gut. Er kann überall sein. Was macht Sie so sicher,
dass er nach Nantes gereist ist?“
Beate
hob hilflos die Schultern. „Er hat das als seinen Heimatort angegeben. Irgendwo
müssen wir anfangen.“ Henry versprach, eine Großfahndung einzuleiten und alle
Polizeidienststellen zu bitten, nach den Männern Ausschau zu
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