Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Abends
und lauschte dem allmählich verstummenden Vogelgezwitscher. Die Insekten hatten
sich bereits verkrochen und auch die anderen Waldbewohner suchten sich schon
langsam einen Unterschlupf für die Nacht. Die Sonne begann gerade, sich hinter
den Bäumen zu verstecken, und es wurde ein wenig kühl. Ihn fröstelte, deshalb
setzte er sich ins Auto. Er lauschte noch einmal kurz, hörte nichts und schloss
dann zufrieden die Tür. Die Drecksarbeit überließ er lieber den anderen. Dabei
nahm er auch gerne in Kauf, dass es etwas länger dauern konnte. Schließlich
wollte er Lex und Oskar nicht den Spaß verderben. Sie stellten niemals Fragen,
widersprachen nicht und taten immer genau das, worum er sie bat. Sprich, die
beiden waren die perfekten Mitarbeiter. Alles in allem war er sehr zufrieden.
Sie hatten genug in der Hand, um die Waffe zu bauen.
Dieser Idiot Naumann, wurde
nicht mehr gebraucht. Er sah auf die Uhr. Jetzt war es aber langsam genug, sie
mussten fort. Seine Maschine stand in Baden-Baden abflugbereit im Hangar und
wartete auf sie.
Kein Laut drang nach außen und niemand hörte seine Schreie. Es dauerte
lange, bis Lex und Oskar schließlich mit ihm fertig waren. Sie hatten den
Augenblick voll ausgekostet. Schon lange hatten sie sich auf diesen Zeitpunkt
gefreut. Es kam nicht oft vor, dass sie schalten und walten durften, wie sie
wollten. Peter war sozusagen Cedrics Geschenk an sie gewesen. Sie probierten
neue Foltermethoden an ihm aus und wollten sehen, wie weit sie gehen konnten,
bis sich schließlich Mutter Natur gnädig zeigte und ihm den Tod schenkte. Peter
hätte das Geschäft mit ihrem Chef sowieso nicht überlebt. Sie hatten sich die
ganze Zeit gefragt, wie jemand so naiv sein konnte zu glauben, Cedric würde ihn
nach der Entwicklung eines Gegenmittels für Pro-Amin-Beta laufen lassen.
Kopfschüttelnd schleiften sie ihn in zu den anderen Toten. Sie legten ihn in
eine Holzkiste und schlossen die Tür. Für immer, wie sie glaubten.
Cedric hatte gerade beschlossen, sich noch ein wenig seinen Träumen
über seine Weltherrschaft hinzugeben, als sich die Türen der Limousine
öffneten. „Da seid ihr ja endlich. Was habt ihr nur getrieben? Halt, nein, sagt
es mir nicht. Ich könnte es nicht ertragen.“ Sein Blick fiel auf Oskars Hände,
die er sich gerade an mehreren Feuchttüchern abwischte. Die Tücher färbten sich
rostrot. Er bekam eine Gänsehaut, als er sah, was Oskar da bei sich trug. „Mon
dieu, Oskar! Pack das sofort weg!“, wies er seinen Leibwächter angewidert an.
Grummelnd
wickelte Oskar das Ohr ein, das er Peter abgeschnitten hatte, und ließ es
augenblicklich
aus dem Blickfeld seines Chefs verschwinden.
„Mein
lieber Oskar, deine Sammelleidenschaft in allen Ehren. Aber vielleicht legst du
dir demnächst lieber eine Briefmarkensammlung zu.“
Lex
lachte, gab Vollgas und sie rauschten davon. Schließlich mussten sie einen Flug
erwischen.
45
Etwa eine Stunde später erschütterte eine gewaltige Explosion die
Gemeinde Rieselfeld. Die Wucht der Detonation war so stark, dass die
Auswirkungen auch noch in den umliegenden Dörfern erdbebenartig zu spüren
waren. Fensterscheiben zerbarsten, Gläser fielen aus den Schränken und die
Dorfbewohner rannten auf die Straße, um zu sehen, was passiert war. Wer schnell
genug ins Freie gelangte, konnte eine dicke, schwarze Rauchsäule inmitten eines
gleißend hellen Feuerballs am Himmel stehen sehen. Fassungslos und ungläubig
starrten die Menschen auf das, was sich dort, wo einst der Pharmakonzern stand,
vor ihren Augen abspielte.
Kurz
darauf ertönte die Sirene. Die einzige in der Stadt. Eigentlich wurde sie ausschließlich
zu Katastrophenzwecken eingesetzt, also so gut wie niemals. Denn bisher hatte
es hier keine Katastrophen gegeben. In der Ferne konnte man bereits die
Martinshörner vernehmen. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei boten alle ihnen
zur Verfügung stehenden Kräfte auf und rasten zum Ort des Geschehens. Auch
Pfeifer, Beate, Leander und Jochen wurden zum Unfallort gerufen. Als die
Polizisten eintrafen, hatten sie Mühe, die Straßen für die Rettungswagen
freizuräumen. Die Presse war bereits vor Ort und verstopfte mit ihren
Übertragungswagen, Moderatoren und Kameraleuten, die alle die Exklusivstory des
brennenden Instituts wollten, die Zufahrtsstraßen. Hinzu kamen die unzähligen
Schaulustigen aus dem näheren und später auch weiteren Umkreis. Rücksichtslos
drängten sie immer weiter voran.
Gemeinschaftlich und
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