BLUE - toedliche Magie
vielleicht konnte er ihr eine Information geben, die ihr weiterhelfen würde. Der bullige Typ mit dem hart geschliffenen Gesicht und dem blonden Pferdeschwanz konnte schließlich jeden Moment wieder kommen und dann war sie mit Sicherheit verloren.
Einen Meter von ihm entfernt blieb sie stehen. Ihre Augen waren rot vom vielen Weinen, doch ihre Iris leuchtete umso heller. Blue wirkte angespannt, wartete ab. Vanessa hob erneut die Hand, obwohl sie wusste, dass sie ihn nicht berühren durfte und er schüttelte sofort den Kopf, deutete mit den Augen, dass sie gehen sollte. Dabei biss er so fest die Zähne zusammen, als hätte er Angst den Mund zu öffnen, oder eben große Schmerzen.
„Was ist mit dir passiert, dass man dich nicht berühren darf?“, flüsterte sie sanft und mit solch ehrlichem Interesse, dass ihm schier die Luft wegblieb. Was war nur los mit dieser Frau? Sie hätte doch wahrlich alles Mögliche fragen können. Wo befinden wir uns, wie viele Männer bewachen das Haus, wo sind die entscheidenden Ausgänge, ... etwas in der Art eben. Als sie aufgestanden war, hatte sie genau diesen Ausdruck in den Augen gehabt. Sie war gekommen, um ihm Informationen zu entlocken, dessen war er sich sicher. Doch dann hatte sie nichts Besseres zu tun als nur ehrliches Interesse zu bekunden? Außerdem kam sie immer noch näher. Verdammtes Weibsstück. Zischend sog er die Luft ein. Sie war doch hoffentlich nicht so verrückt, sich hier umzubringen?
„Nicht“, forderte er. „Bleib stehen!“ Sein Oberkörper hob und senkte sich unter viel zu schnellen Atemzügen. Die Gefahr, dass er sie irrtümlich berührte, war größer denn je. Doch Vanessa hatte nicht vor sich zu weit vorzuwagen. Aus irgendeinem Grund hatte sie nur das Bedürfnis näher an ihn heranzukommen. Nicht der Gefahr wegen, sondern weil sie die Energie respektierte und neugierig war.
„Keine Angst, ich komme nicht näher.“ Ihre Hand blieb gut fünfzig Zentimeter von seiner Haut entfernt und dennoch spürte sie wie die Kraft um ihn herum pulsierte, wie lebendig die Zeichen auf seinem Körper plötzlich waren. Wie schön und komplex. Als würden sie sie begrüßen und Kontakt auf Distanz anstreben. Was schlicht unmöglich klang, sich aber so anfühlte. Vanessa spürte die Schwingung bis in ihre Hand hinein und noch viel weiter. Ihre Augenlider flatterten kurz.
„Wie Wurzeln“, sagte sie fasziniert und schloss die Augen. Dann wurde ihre Stimme eine Nuance tiefer. „Himmelswurzeln. Ein Anker zu den Göttern.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern und Vanessa wirkte wie in Trance, aber das was sie sagte, ließ Blue erstarrten. Noch nie hatte jemand etwas anderes in seinen Zeichen gesehen als Tätowierungen oder Magie, die seine Schande bekunden, seinen Fehler zeigen. Seinen Gott verfluchten Fehler.
„Was ... hast du gesagt?“ Seine Stimme war heiser geworden, sein Bedürfnis diese Frau zu berühren größer als alles, was er je empfunden hatte. Er wusste wie unmöglich das war, wie tödlich für sie, doch wenn er einen Wunsch in seinem Leben frei gehabt hätte, hätte er sich eine Berührung durch ihre Hand gewünscht. Ohne Magie, ohne Tod. Alles würde er für solch einen Moment geben. Alles.
Sein Herz schlug so fest, dass er meinte, es müsse ihm jeden Moment aus der Brust springen. Zwischen ihm und diesem Mädchen gab es eindeutig eine Verbindung. Eine unverständliche, magische Verbindung und sie beruhte nicht alleine auf der üblichen Anziehungskraft zwischen Mann und Frau. Die war nicht zu leugnen, doch das Eigentliche spielte sich auf ganz anderer Ebene ab. Auf unbekannter, aber deutlich spürbarer Ebene. Sie war zudem die Erste, die seine Zeichen lesen konnte! Auch wenn es keine Schrift im herkömmlichen Sinn war. Es waren Wurzeln, göttliche Verbindungen! Natürlich! Warum hatte er das selber nie erkannt? Vanessas Worte lieferten die einzig schlüssige Erklärung. Die erste überhaupt! Die Götter hatten ihre Netze ausgeworfen, ihn gezeichnet ... und für immer an sich gebunden. Ohne Chance auf Rehabilitierung. Sein Blick suchte in ihren Augen ein Erkennen, ein Wissen, das er selbst nicht hatte. Doch mit einem Mal konnte er nur sehen, dass sie viel zu nahe stand. Seine Eingeweide zogen sich zusammen, sein Körper versuchte auszuweichen.
Nahe! Viel zu nahe! Sein Kopf explodierte förmlich.
„FORT“, keuchte er so eindringlich wie möglich, sah hektisch auf ihre Handfläche und dann wieder in ihre Augen. Er wollte sie nicht töten, lieber wollte
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