BLUE - toedliche Magie
verflucht noch mal – nicht angreifen. Capisce?“ Das Wortspiel war nicht gewollt und ging auch in der allgemeinen Aufregung unter. Annika verstand ja selbst nicht wer dieser Mann war oder WAS. Aber, dass er anders war, musste klar sein. Und wenn er schon ständig warnte, dann sollte man ihn vielleicht ernst nehmen. Vanessa blinzelte ein paar Mal und erwachte wie aus einer Trance. Fragend sah sie zu Annika und dann zu Blue, der ganz langsam die angehaltene Luft wieder ausstieß.
„Aber er ist so traurig. Er braucht Hilfe“, flüsterte sie.
„Vergiss es, Schätzchen. Wir können ihm nicht helfen. Der ist nicht normal und wir drei versuchen es ohne ihn.“ Annika war irgendwie zur Anführerin geworden und das war auch gut so. Leonie und Vanessa brauchten eine Frau, die ihnen Hoffnung gab und Stärke zeigte.
Das Glitzern in Blues Augen konnten die Mädchen nicht mehr sehen, dafür hatte er zu schnell den Blick gesenkt. Der Aufruhr in seinem Inneren zerriss ihm schier die Eingeweide und doch schaffte er es starr zu bleiben und sich kaum etwas anmerken zu lassen. Lediglich sein Atem ging schneller als zuvor und seine Seele brüllte mit allem was sie hatte zu Gott, dass er noch nie so grausam zu ihm gewesen war. Noch nie hatte jemand hinter das Offensichtliche gesehen oder gar tief Verborgenes aufgedeckt. Seit seiner Wandlung hielt er alle Gefühle streng unter Verschluss. Das war noch erträglicher, als jeden Tag zu fühlen. Aber natürlich war er verzweifelt und einsam. Schließlich war ein Teil von ihm durchaus noch menschlich. Als traurig hatte sie es benannt und offensichtlich gespürt, was anderen stets verborgen blieb. Nie interessierte sich jemand wie es ihm ging. Bis auf dieses Mädchen. Damit hatte sie ihn mehr berührt, als es eine Hand je geschafft hätte. Diese Frau ... diese junge, wunderschöne Frau, hatte keine fünf Minuten gebraucht hinter seinen Panzer zu sehen. Vanessa . Die anderen Mädchen hatten sie so genannt. Soweit er wusste, stammte ihr Name aus der griechischen Mythologie, von der griechischen Gottheit Phanessa oder Phanes. Diese Gottheit stand für Fortpflanzung und für die Erzeugung neuen Lebens. Und was sollte er sagen! Diese Frau hatte etwas an sich, das einen Mann wahrlich zum Leben erwecken konnte, selbst wenn er bereits zur Hälfte tot war.
Energisch verbot er sich jeden weiteren Gedanken an sie und jedes Wort. Diese Mädchen waren dem Tode geweiht. Selbst wenn sie davor noch für ein paar Jährchen zur Prostitution gezwungen wurden, gab es im Prinzip für sie keine Rettung mehr. Länger als zwei, drei Jahre hielt das kein normaler Mensch durch und irgendwann gaben sie schließlich alle auf.
Die Tür zum SM-Raum wurde aufgeschlossen und Tom lugte herein. Die Mädchen drückten sich instinktiv wieder an die Wand, verhielten sich ganz still. Tom hatte sowieso nur Augen für Blue.
„Es ist wieder mal so weit. Der Boss verlangt deine Dienste.“ Dann erst entdeckte er die drei Mädchen und bekam große Augen. „Was zur Hölle ...?“ Sein Kopf verschwand wieder. „Juri! Verdammt, bist du blöde? Du kannst doch den Neuzugang nicht zu Blue sperren? Was wenn sie ihn betatscht hätten?“ Von draußen ertönte eine stotternde, unverständliche Stimme. Die Untertänigkeit darin war ekelhaft und verdeutlichte wie stark hier in Hierarchien gelebt wurde. Die stotternde Stimme kam näher.
„Oh, das tut mir ... leid ... äh ... die waren eh halb tot und ich ... äh ...“
„Mit dir rede ich später weiter“, blaffte Tom, während er zurück in den Raum kam. Mit wuchtigen Schritten kam er auf die Mädchen zu. Ein riesiger Typ mit brutalen Augen, blonden Haaren, Pferdeschwanz und einem Gesicht, wie auf einer Werkbank geschliffen. Hart, kantig und passend zu den brutalen Augen. „Und ihr Süßen kommt gleich mit.“ Er grinste zwar, aber die drei wussten, dass er keinen Spaß machte. Schnell packte er die beiden Mädchen, die er zu fassen bekam und zog sie in die Höhe. Annika und Leoni schrien auf.
„Ruhe!!!“, brüllte er und packte sie noch fester. Zu Vanessa zischte er: „Und du bleibst genau dort wo du bist, sonst lernst du mich kennen, klar?“ Annika und Leonie wimmerten immer noch, doch er brüllte sie erneut so laut an, dass sie versuchten möglichst keinen Mucks mehr von sich zu geben. Mit einem Blick auf Vanessa wollte er sich versichern, dass sie seine Anweisung verstanden hatte und die zog sofort den Kopf ein und nickte. Tom war mit sich zufrieden, hielt rechts und
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