BLUE - toedliche Magie
Italien, doch Annika behielt er sich ganz offensichtlich weiterhin als Druckmittel. Vanessa war nicht dumm und durchblickte das alles, trotzdem fühlte sie sich zeitweise wie in einem Traum gefangen. In einer Scheinwelt wo sie wie eine Marionette funktionierte und immer andere die Fäden zogen. Dabei war sie eine Romantikerin und glaubte an die große Liebe. Sie fühlte eine unendliche Sehnsucht mit blauem Ursprung und wurde doch durch die Realität und die Macht anderer in die Knie gezwungen. Sie wusste nicht warum gerade sie die Gefährtin dieses Ägypters werden sollte, doch sie hatte das Gefühl es völlig hilflos ertragen zu müssen. Keine Aussicht auf Hilfe, keine Aussicht auf ein Entkommen ... nur völliger Kontrollverlust. Die Verzweiflung hätte sie überwältigen müssen, doch das passierte nicht. Auch hier schienen die Nachwirkungen der Drogen ihre Emotionen flach zu halten ... und zu helfen.
Wenn sie aber tief in sich hineinhorchte und sich konzentrierte, so fand sie doch ein gewisses Maß an Ruhe bei der Kraft des Mannes mit der blauen Magie. Sein Gesicht konnte sie sich zwar nicht in Erinnerung rufen, aber mit ihm verband sie ein wunderbar strahlendes und ausschließlich angenehmes Gefühl. Isidora hatte allerdings angedeutet, dass er durch einen Fluch gezwungen war Menschen zu töten und das passte dann nicht so ganz zu ihrem euphorischen Gefühl. Vielleicht machte sie sich ja nur etwas vor, träumte vom großen Glück und schob jede Realität von sich. Dennoch war da dieses Gefühl, das sie nicht missen wollte. Wenn sie hingegen an Merenpaths Wesen dachte, fand sie eher Dunkelheit und eisernen Willen zu herrschen. Zu ihrem eigenen Schrecken, konnte sie das nicht ausschließlich abstoßend finden. Sie war nicht gerade stolz auf diese Verwirrung, weil sie wusste, dass er ein Mörder, Aufwiegler und menschenverachtender Diktator war, doch von solch einem mächtigen Mann begehrt und als etwas Besonderes behandelt zu werden war eben nicht nur primitiv, sondern auch ... aufregend.
Beide Männer waren also Ausnahmeerscheinungen und hatten magische Kräfte. Ganz verstehen konnte sie nicht, warum ausgerechnet sie solch eine hohe Dosis überirdische Männlichkeit brauchte, doch natürlich schmeichelte es ihrem Ego, wenn genau solche Männer sie dann tatsächlich wollten. Blue und Merenpath hatten auf ganz unterschiedliche Weise die Macht zu ihrem Innersten vorzudringen und es zum Glühen zu bringen. Ein normal sterblicher Mann hätte das vermutlich nie geschafft, sondern wäre stets an ihrer Abwehr gescheitert. Eine Abwehr, die sie selbst nicht verstand, aber in den Wurzeln ihrer Seele erahnte. Offenbar war sie wirklich mehr, als sie bisher geahnt hatte. Vielleicht hatte sie schon viele Leben durchlebt oder war in einem Vorleben die Gefährtin von einem dieser Männer gewesen. Sie wusste es nicht und ... sie wollte es gar nicht wissen, denn bei all dem Zweifel und leicht gedämpften Empfindungen, hatte sie immer noch das Gefühl, selbst wählen zu können. Was schlicht verrückt und unlogisch war! Sie war gekidnappt worden und konnte nur zwischen Tod oder Heirat mit Merenpath wählen. Nichts war also wirklich so, wie sie es sein sollte oder wie sie es wollte. Aber das Gefühl ließ sich nicht dämpfen. Vanessa war der Überzeugung die Wahl zu haben ... zwischen Schwarz oder Blau. Böse oder ein bisschen weniger böse.
Aufrecht und wunderschön betrat sie die Privaträume Merenpaths. Seine wichtigen Amtsgeschäfte hatten ihn bis spät abends in Beschlag genommen, aber für seine Zukünftige hatte er sich noch Zeit gefunden und sie zu einem Abendessen eingeladen. Bei der Gelegenheit wollte er ihr sein neues Kairo zeigen und einen Eindruck von seinem Land vermitteln, das zu ihrer Heimat werden sollte. Nach all dem fanatischen Wahnsinn und dem puren Chaos, das er angerichtet hatte, war die Stadt zu neuem Leben erwacht und im Wiederaufbau begriffen. Merenpath war nicht nur ein Zerstörer und machtgieriger Diktator, er war auch ein Herrscher, der sein Volk zu neuem Ruhm bringen wollte. Zumindest hatte er ihr das irgendwann gesagt.
Er reichte ihr seine Hand und strahlte sie aus braunen Augen an. Seine Haare waren fest zurückgebunden, sein dunkler Anzug saß perfekt. Sein weißes Hemd war aufgeknöpft und zeigte perfekte, hellbraune Haut. Ja, er war ein schöner Mann und sehr gefährlich.
„Endlich“, lächelte er. „Du bist wunderschön, Vanessa.“ Seine Bewunderung war aufrichtig, aber im Grunde wusste
Weitere Kostenlose Bücher