BLUE - toedliche Magie
Engel, der uns alle von der Insel gerettet hat.“ Tränen standen ihr in den Augen, denn sie hatte ihn immer für den Teil eines Traums gehalten. Für einen Engel ohne Flügel oder auch für einen gefallenen Engel. Martin Brandt sah sie an, als würde er sie zum ersten Mal sehen und in seinen Augen zeigte sich eine starke Gefühlsregung, die er sofort wieder zu verbergen versuchte. Doch Annika hatte es gesehen und setzte geschickt nach.
„Natürlich vertraue ich dir, Martin Brandt. Ich vertraue dir sogar mein Leben an“, meinte sie und sah ihm dabei direkt und aufrichtig in die Augen. „Also wie können wir hier verschwinden?“
28. Kapitel
Sie hatte geduscht, die Haare frisiert, etwas Make-up aufgelegt und ein schönes Kleid aus grüner Seide angezogen. Unterwäsche trug sie keine, denn die hatte man ihr gar nicht erst gebracht. Vielleicht war es in diesem heißen Land üblich, womöglich aber auch nur eine Selbstverständlichkeit, weil sie Merenpaths Gefährtin werden sollte und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ohne Unterwäsche vor ihm stand. Niemand konnte sich einem Halbgott verwehren. Auch sie nicht! Merenpath war mächtig und auf kantig raue Weise schön, doch in seinen Augen hatte sie eine Rücksichtslosigkeit gesehen, die sie abschreckte. Im Vergleich zu ihm hätte sie sich eigentlich wie ein kleines Würmchen fühlen müssen, doch dem war nicht so. Verrückter Weise meinte sie, sie wäre ebenbürtig und auf sehr ursprüngliche, weibliche Art sogar mächtig. Dann war da noch der befremdende Teil in ihr, der sich nach seiner Berührung und Zuneigung sehnte, obwohl er sie entführt hatte. Und sie wusste, dass er sie um jeden Preis haben wollte. SIE! Ein Mädchen aus Deutschland, das seit zwei Jahren in Österreich lebte und bisher ein sehr einfaches Leben ohne Männer und Sex geführt hatte. Wie oft hatte sie sich wohl gefragt, warum keiner der jungen Männer sie je interessiert hatte, obwohl viele davon nett und attraktiv gewesen waren. Bisher hatte eben immer etwas Wesentliches gefehlt, auch wenn Vanessa erst jetzt ahnte, dass es mit den Erlebnissen vor zwei Jahren zu tun hatte. Sie brauchte scheinbar Magie und ein besonderes Maß an Stärke, um sich öffnen zu können. Die Sache war nur, dass sie auch Vertrauen brauchte. Sehr viel Vertrauen sogar und große Macht konnte schließlich auch ganz schnell Verderben bringen.
Er würde sie gut behandeln ... hatte er gesagt ... und ihr ganz Ägypten zu Füßen legen . Aber was sollte sie mit einem Land anfangen, wenn sie nur nach Hause wollte und sich noch dazu nach einem anderen Mann sehnte? Er war nur eine diffuse Erinnerung, ein Hirngespinst und doch mehr, als sie sich bisher eingestehen wollte. Seit zwei Jahren liebte sie einen Mann, an den sie sich nicht genau erinnern konnte und dessen Namen sie nur von Isidora erfahren hatte. Blue, der Mann der ihr und ihren Freundinnen angeblich geholfen hatte aus den Fängen des schlimmsten Menschenhändlers aller Zeiten zu entkommen. Ein Mann, der seitdem keinen Kontakt zu ihr gesucht hatte und wie von der Bildfläche verschwunden blieb. Doch ihr Unterbewusstsein hatte nicht vergessen, was ihr Verstand durch die Droge ausgeblendet hatte. Kein Wunder also, dass ihre Sehnsucht in einen wahren Blau-Tick ausgeartet war.
Merenpath hatte ihr die Aussicht auf ein schönes Leben mit luxuriösen Annehmlichkeiten geboten. Doch Geld reizte sie so wenig, wie andere wohl dafür töten würden. Macht war anziehend und ein Teil von dem, was sie brauchte, aber Frauen, die nur wegen Macht und Luxus heirateten, waren ihr immer suspekt gewesen. Das Gefühl war letztendlich das Entscheidende und auch eine Basis, um vertrauen zu können. Aber wie sollte sie einem Mann vertrauen, der sie betäubt und entführt hatte? Seit sie hier in Ägypten erwacht war, befand sie sich in einem seltsamen Zustand. Sie war nicht richtig benommen von den Drogen, aber in einem Zustand der Gleichgültigkeit. Dabei hätte sie doch eigentlich wütend sein müssen und aufbegehren sollen. Doch auch ohne Drogen war ihre Situation ziemlich ausweglos. Sie hatte noch nicht aufgegeben, musste sich aber richtig dazu zwingen, sich regelmäßig vor Augen zu halten, dass es sich hier ganz klar um Entführung und nicht etwa um Verführung handelte. Dieser Mann war attraktiv und wollte sie haben, aber er war von Macht besessen, hatte eine Straftat begangen und zudem noch eine Freundin von ihr in seiner Gewalt. Isidora und Leonie waren angeblich bereits in
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