Blue
Bergen. Der Beginn der Alpen.
„Hallo Prinzessin“, erklang auf einmal Shadows Stimme hinter ihr.
„Hatten wir nicht die Abmachung, dass du mich beim Vornamen nennst, wenn wir allein sind?“
Er trat neben sie ans Geländer. Sie standen einen Augenblick schweigend da.
„Bist du zufällig hier oder mir gefolgt?“ Sie sah immer noch zu den Be r gen , ohne sie wahrzunehmen.
„Es ist unsere Aufgabe für deine Sicherheit zu sorgen. Deshalb wird i m mer einer von den Schattenlords in deiner Nähe sein.“ Also war er ihr g e folgt. „Tom hat mich angerufen. Er macht sich Sorgen, weil er dich nicht erreichen konnte.“
Sie nickte. „Der Akku ist leer.“
Shadow griff in seine Tasche und reichte ihr sein Mobiltelefon. „Ruf ihn an, damit er sich beruhigen kann. Er ist ein junger Vampir und muss noch lernen , wie er mit den intensiven Gefühlen umgehen soll, die dieses Dasein mit sich bringt. Es ist schwer für einen gebunden en Vampir , seine Empfi n dungen zu ordnen und unter Kontrolle zu halten.“
Sie nahm das Handy entgegen und er lächelte warm. „Ich werde mich jetzt zurückziehen, bleibe aber in deiner Nähe. “
Tom nahm bereits nach dem zweiten Klingeln ab. „Ist sie okay, Shadow?“ Er klang gereizt.
„Ich bin es.“ Blue hörte, wie er ausatmete.
„Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Ich weiß. Shadow hat es mir gesagt. Ich wollte dich anrufen , aber der Handyakku war leer.“
Er schwieg kurz. „Bist du sicher?“
Sie stutzte. „Warum fragst du mich so etwas? Glaubst du mir etwa nicht? Nach dem Treffen mit Meier wollte ich dir erzählen , wie es gelaufen ist und dabei habe ich bemerkt, dass mein Handy tot ist.“
Er schnaubte. „Du hast dich nicht mit Irbis herumgetrieben?“
Blue hatte das Gefühl, ihre Welt stehe plötzlich Kopf. „Nein, wie kommst du denn darauf?“ Was sollte dieser Mist? Ein Räuspern drang an ihr Ohr.
„Ich weiß auch nicht . “ Er klang jetzt ruhiger . „Ich habe bei euch beiden ein komisches Gefühl und wohl die Kontrolle verloren. Entschuldige bitte.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Ich liebe dich, Tom , und das wird sich auch nicht ändern.“
Er atmete auf. „Ich weiß. Wann kommst du?“
„Bald und dann werde ich dir alles erzählen.“
Sie konnte ihn lachen hören. „O Baby, ich verspreche dir, dass wir so viel mehr tun werden als reden. Lass dich überraschen.“ Dann legte er auf.
Wie auf Kommando erschien Shadow wieder. Blue gab ihm das Telefon zurück. „Danke.“
Shadow machte ein verdrossenes Gesicht. Etwas schien ihn zu beschäft i gen. „Was hast du, Schattenlord?“
Er legte seine Finger so fest um die Brüstung, dass die Knöchel weiß he r vortraten. „Ich kann es dir nicht sagen, Prinzessin. Aber das Wissen erdrückt mein Herz.“
Es war Blue aufgefallen, dass er sie nun als seine Anführerin ansprach und sie fühlte, dass es für ihn in dem Moment wichtig war.
„Kannst du es mir nicht sagen, weil es sich um eine militärische Sache handelt oder weil du denkst, dass es mich verletzen könnte?“ Er antwortete nicht. Volltreffer! Jetzt musste sie es wissen. „Sag es mir. “ Der Schattenlord schüttelte den Kopf. „Muss ich es dir befehlen?“
„Tu das bitte nicht, Blue. Du hast keine Ahnung, was das für dich zu bede u ten hätte.“
„Du bist durch den Eid an mich gebunden und deshalb wirst du mir jetzt sagen , was dich bedrückt. Ich werde damit fertig.“
Er baute sich vor ihr auf und sah ihr in die Augen. „Ich habe von einem Gerücht gehört. Tom soll während deiner Gefangenschaft mit einer anderen Frau ...“
Blue hob energisch die Hand und brachte Shadow zum Schweigen. „Stopp. Du hattest recht . Ich sollte das nicht wissen.“ Das konnte nicht sein. Sie kannte Tom und wusste, dass da etwas faul sein musste. Sie würde es fühlen, wenn er sie betrogen hätte. Sein Blut in ihren Adern würde ihn verraten.
„Entschuldige , Prinzessin. Ich hätte dir das nicht sagen sollen, doch es war , als würde ich von etwas Bösem dazu gezwungen.“
Blue winkte ab und entließ Shadow nach Hause. Sie ging zurück zu ihrem Wagen, machte dabei aber einen Umweg durchs Züricher Niederdorf. Sie brauchte einen klaren Kopf , wenn sie auf Tom traf.
Tom erwartete sie bereits, als sie nach Hause kam. Seine Begrüßung war stürmisch. Kaum hatte sie den Aufzug verlassen, hob er sie hoch und küsste sie innig. In diesem Moment fühlte sie seine Liebe mit jeder Faser.
„Ich dachte schon, ich müsste die Stadt
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