Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Ravensburg .
»Was haben wir denn mit dem Landkreis Ravensburg zu tun? Und worüber wollen wir denn da sprechen?«, fragte Elsa.
»Zum Beispiel darüber, dass durch die Trittbelastung Pflanzen kaputtgehen«, sagte Imogen.
»Also, ich werde meine Zeit nicht mit einer Diskussion über Trittbelastungen verbringen«, erklärte Elsa streng, und da lachte Imogen auch schon los.
»Das war ein Scherz«, sagte sie dann und hielt ein anderes hoch. »Wir lesen natürlich was Richtiges.«
»Sehr witzig«, jetzt musste Elsa auch lachen, nur Jasmin schaute verträumt aus dem Fenster.
»Erde an Jasmin. Hörst du überhaupt zu?«, fragte Elsa sie.
»Äh, ja, ich hab nur gerade daran gedacht, wie die Menschen zurzeit von Jane Eyre wohl gebacken haben«, erklärte Jasmin. »Da war ja alles viel komplizierter.«
»Darüber können wir ein andermal reden«, sagte Elsa. »Jetzt beginnt unsere Leserunde. Also Imogen, das Buch bitte.«
»Hier.« Imogen legte es stolz auf den Tisch, klappte es auf und schaute ihre Mitleserinnen an.
»Wir alle tragen Kleidung«, begann sie. »Aber – woher kommt diese Kleidung? Wer stellt sie her? Nur Maschinen? Nein. Was ist drin? Nur gesunde Zutaten? Nein. Wird gerecht bezahlt? Nein. Ich werde nun über ökologisch angebaute, fair gehandelte Baumwolle sprechen und das Thema im Anschluss dann gern mit euch diskutieren.«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst?«, sagte Elsa.
»Doch. Ich beschäftige mich sehr gern mit solchen Dingen, wenn ich mal die Zeit habe«, erklärte Imogen hoheitsvoll. »Leider habe ich die nicht, weil ich den ganzen Haushalt alleine schmeißen muss. Aber ich interessiere mich sehr für Fair Trade, ich bin gegen Kinderarbeit und das nicht nur, was die Kleidungsherstellung betrifft.« Sie fuhr schon wieder ihre Giftstacheln aus.
»Das ist ja sehr schön«, beruhigte Elsa sie. »Aber wir wollten doch belletristische Stoffe diskutieren. Oder von mir aus auch Sachbücher, die gerade in aller Munde sind, aber doch nicht so was Spezielles. Es gibt zum Beispiel dieses Buch ›Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter‹, kennt das jemand? Da geht es um diese überfürsorglichen neuen Eltern, für die ihre Kinder das Wichtigste auf der Welt sind, und sie machen leider alles falsch, also die Eltern. So was könnte ich mir vorstellen.«
»Ihr seid überhaupt nicht flexibel«, klagte Imogen.
»Ich habe doch gar nichts gesagt«, erwiderte Jasmin. »Also ich …«
»Bitte nicht«, sagte Elsa. »Wir sollen uns doch wohlfühlen. Lasst mich ein anderes holen.« Ihr war eingefallen, dass Claudia, die Designerin, ihr von diesem Roman erzählt hatte, der momentan alle Bestsellerlisten stürmte: Shades of Grey . Es ging um eine junge Frau und einen etwas älteren Mann und um Sadomasochismus in Reinkultur. Elsa hatte eigentlich schon längst damit anfangen wollen, das Buch zu lesen, aber wie so oft war ständig was dazwischengekommen. Zwei Näherinnen wurden krank, eine Maschine ging kaputt und die Umwälzanlage des Pools musste repariert werden. Und Berti, der kurzfristig mit Heiner und dem Wohnmobil nach Gott weiß wohin gefahren war, konnte ihr natürlich nicht helfen. Dafür mailte er ihr ständig Fotos von Vögeln, deren Fortpflanzung gefährdet war, und von sich und Heiner, wie sie gemeinsam an einem Lagerfeuer saßen und Bratwurst aßen. Wobei Berti auf sämtlichen Bildern einen Pullunder trug.
»Ich fahre eben schnell nach Hause und hole es«, sagte Elsa. »Ihr könnt ja hier in der Zwischenzeit einen Tee trinken.« Sie stand auf, die beiden anderen blieben sitzen.
»Erzähl mir noch mehr von diesem Kjell«, bat Jasmin und goss sich Tee ein.
»Das ist ja Pfefferminztee«, beschwerte sich Imogen. Wir sind doch hier nicht im Krankenhaus.«
»Wie ist er nun, der Kollege?«
»Ach, er ist einfach furchtbar und so selbstverliebt. Und ich glaube auch, dass er ein bisschen blöd ist.«
»Und er braucht so einen richtigen Denkzettel.«
»Ja.«
»Wir werden schon was finden«, sagte Jasmin. »Und dann kann er was erleben.«.«
Imogen nickte.
»Vielen Dank, Jasmin«, sagte sie dann. »Das ist wirklich sehr nett von dir. Vielleicht fällt uns wirklich was ein. Hast du denn immer solche guten Ideen?«
»Ach«, Jasmin zuckte mit den Schultern und war auf einmal wieder das unscheinbare, schüchterne Mädchen. »Nur hin und wieder. Aber normalerweise nicht.«
»Was ist eigentlich aus diesem Florian geworden?«
»Der ist jetzt im Kloster. Irgendwo in Bayern. Er ist Priester geworden oder will
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