Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
hätte er nicht gehört.«
»Und jetzt?«
»Na, wir haben ja zum Glück alle Handys, auch wenn ich die nicht mag«, lachte Elsa. »Ich rufe die Küsterin an, die hat auch einen Schlüssel.«
»Und du? Hast du keinen Schlüssel?«, fragte Imogen.
»Nein. Die Küsterin schließt den Raum immer für uns auf, und dann bleibt er halt bis morgens offen. Ich habe nur für unten einen Schlüssel.«
»Na toll. Und der Pfarrer weiß nicht, dass hier abends jemand ist?«
»Keine Ahnung. Die Küsterin kümmert sich um alles, was Kirche und Gemeinde und was weiß ich so angeht.«
»Letzte Woche kam der Pfarrer doch auch nicht«, regte Imogen sich schon wieder auf.
»Letzte Woche war er auch noch zur Kur.«
»Also weiß er es nicht . Herrje. Und jetzt?«
»Wir müssen überlegen, Imogen. Herumjammern nützt da auch nichts.«
»Ich jammere nicht.«
»Aber du kriegst sofort diese Panikanfälle. Und du denkst, jeder will dir was Schlechtes«, sagte Elsa ruhig. »Hör endlich auf damit. Keiner will dir was Böses. Der Pfarrer auch nicht.«
»Mmpf«, machte Imogen.
»Wir rufen bei der Küsterin an«, schlug Jasmin vor.
»Aber wir haben doch keine Handys, weil die liebe Elsa uns das verboten hat.« Imogen fing schon wieder an.
Elsa sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ist ja schon gut. Aber blöd ist es doch«, sagte Imogen dann.
»Ich habe mein Handy trotzdem dabei«, freute sich Jasmin. »Es ist nur ausgeschaltet.«
»Gibt es hier kein normales Telefon?« Imogen lief wie ein gestörter Panther im Zoo auf und ab.
»Nein, hier oben nicht. Nur unten am Eingang. Das ist ja hier kein Hotel. Nun mach dein Handy schon an, Jasmin.«
Hektisch holte Jasmin das Telefon aus der Tasche und drückte auf den Einschaltknopf, um dann den PIN-Code einzugeben. »Hoffentlich habe ich hier Empfang.«
»Warum solltest du keinen Empfang haben? Wir sind ja nicht in der Wüste. Nun mach schon«, sagte Imogen. »Ich will endlich gehen und nie mehr wiederkommen.« Sie sah Elsa an, um zu schauen, wie die auf diese dramatische Aussage reagieren würde. Aber Elsa ignorierte sie einfach und schaute stattdessen nur auf Jasmins Handy, was Imogen jetzt mal wirklich wütend machte.
»Ach, das war der falsche Pin«, sagte Jasmin und dachte kurz nach. »Ich mach das Handy so selten aus, wisst ihr. Aber jetzt hab ich ihn.« Triumphierend tippte sie erneut. »Das ist jetzt aber komisch. Der war wieder falsch.«
»Wird das denn heute noch was? Ich will los«, sagte Imogen und blitzte Elsa herausfordernd an, die ganz locker dastand und abwartete.
Jasmin überlegte. »0123 oder 0231 … nein, 1032, das ist er.«
Und sie tippte wieder.
»Warte mal!«, rief Imogen. »Nicht okay drücken, du musst dir ganz sicher sein. Wenn der Code jetzt falsch ist, wird das Handy gesperrt.«
Aber es war schon zu spät, Jasmin hatte schon gedrückt.
»Oh …«, sagte sie dann und dann sagte sie nichts mehr.
*
»Ich klettere aus dem Fenster«, sagte Imogen. »So hoch ist das jetzt auch nicht.«
»Wir befinden uns hier im zweiten Stock. Du bist wohl verrückt geworden. Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Elsa hatte sich auf den Tisch gesetzt, baumelte mit den Beinen und dachte nach. »Du brichst dir alle Knochen. Jetzt lasst uns doch mal realistisch überlegen.«
Alles Bummern gegen die Tür hatte nichts genutzt und alles Rufen auch nichts. Jetzt hockten sie hier in diesem blöden Raum in einem Gebäude, das sich am Ortsrand befand, und garantiert würde heute Abend niemand mehr auftauchen, um sie freizulassen. Von den Männern war auch nichts zu erwarten. Berti saß am Lagerfeuer, Ralle war im LKW unterwegs, und Jasmin hatte keinen Freund, sondern nur ein desaströses Erlebnis mit Benedikt hinter sich.
»Wenn es hier Tischdecken gibt, könnten wir die zusammenknoten und Jasmin runterlassen, sie ist die Leichteste von uns«, sinnierte Imogen weiter und ging zu den Wandschränken.
»Auf gar keinen Fall«, piepste Jasmin und schnappte nach Luft. »Ich habe Höhenangst.«
»Hier wird niemand runtergelassen. Hier wird keiner in Gefahr gebracht. Das musste man früher tun, wenn man flüchten wollte. Das ist hier nicht die Berliner Mauer«, wiegelte Elsa kategorisch ab.
»Ach, machst du jetzt auch Witze über uns?« Nun kam Imogen auf sie zu, beide Hände zu Fäusten geballt. Elsa musste loslachen, ohne es zu wollen, denn Imogen sah wirklich alles andere aus als furchteinflößend. Sie hatte heute zwei Haarspangen in ihrer komischen Frisur, an denen kleine
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