Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Erdbeeren befestigt waren. Dazu trug sie eine graue Bundfaltenhose, die selbst einer Rentnerin zu altmodisch gewesen wäre, und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt, auf dem zwei Wasserbüffel zu sehen waren, die sich verliebt anschauten, während hinter ihnen die Sonne unterging. Wo gab es bitte Menschen, die so etwas herstellten? Oder war das noch ein Überbleibsel von vor 1989? Andererseits – wussten die damals in der DDR überhaupt, dass es Wasserbüffel gab? Aber Elsa würde einen Teufel tun und das Imogen jetzt fragen. Es galt unter allen Umständen, eine Prügelei oder Schlimmeres zu vermeiden.
»Natürlich mache ich keine Witze, ich versuche nur, zu einer Lösung zu kommen«, erklärte Elsa der aufgebrachten Imogen ruhig. »Und ich halte es nicht für gut, dass wir Jasmin an Tischdecken aus dem zweiten Stock abseilen.«
»Ich will das auch nicht«, sagte Jasmin. »Ich will es einfach nicht. Ihr könnt mich nicht zwingen. Ich habe doch Höhenangst.«
»Also, dann schlag du doch bitte vor, was wir tun sollen«, sagte Imogen erstaunlich ruhig.
»Ich bin doch noch so jung«, sagte Jasmin. »Ich habe mein Leben doch noch vor mir.«
Elsa hätte am liebsten gesagt: »Welches Leben?«, weil Jasmin nun nicht gerade so aussah, als ob sie täglich die Sau rauslassen und das Leben genießen würde. Dann konnte sie sich aber gerade noch am Riemen reißen.
»Jetzt schauen wir erst mal, ob es hier irgendwas zu essen gibt, ein Klo gibt’s hier auch, direkt hinter der Küche, und dann …«
»Halt. Wenn man von der Küche ins Klo kommt, dann muss es doch auch einen Weg vom Klo in den Flur geben«, warf Imogen ein.
Jasmin sagte: »Egal, was passiert, ich lasse mich nicht abseilen.«
»Nein, gibt es nicht. Zwischen Küche und Klo befindet sich nur ein kleiner Flur, und der hat lediglich ein Fenster.«
»Ich schaue nach.« Imogen ging Richtung Küche. »Ich muss eh aufs Klo.«
Kurze Zeit später kam sie zurück. »Du hast recht. Aber ich habe was anderes entdeckt.«
»Was denn?«, fragten Elsa und Jasmin gleichzeitig.
»Kommt bitte mit.« Gehorsam folgten die beiden Imogen in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank. »Bitte sehr. Zwölf Flaschen Sekt und hier …«, sie öffnete einen der Hängeschränke. »Chips, Flips und Salzstangen. Verhungern und verdursten werden wir nicht.«
»Stimmt, der Sekt und das Knabberzeug. Das ist noch von der letzten Gemeindefeier übrig geblieben. Dann würde ich sagen, wir machen mal eine Flasche auf«, sagte Elsa, die plötzlich eine unbändige Lust auf Sekt hatte. »Alles andere wird sich finden.«
»Ich trinke keinen Alkohol«, sagte Jasmin und schien sich für diese Tatsache zu schämen. »Aber ich lasse mich auch nicht abseilen.«
»Ab heute wirst du Alkohol trinken«, sagte Elsa und drückte ihr die Gläser, die auf der Arbeitsplatte gestanden hatten, in die Hand.
*
»Auf das Leben!«, rief Elsa und prostete Jasmin und Imogen zu, die ebenfalls ihre Gläser hoben, wobei Jasmin den Inhalt so anschaute, als wäre es Salzsäure.
Imogen stieß mit Elsa an. Jasmin tat es ihr nach, und sie tranken alle einen Schluck.
»Das tut gut.« Elsa stellte ihr Glas gar nicht erst ab, sondern leerte es spontan in einem Zug, um sich sofort nachzufüllen.
»Was machen wir nun?«, frage Jasmin zögerlich. »Wir können doch nicht die ganze Nacht hier herumsitzen und Sekt trinken.«
»Warum nicht? Es wird uns nichts anderes übrigbleiben. Will jemand Chips? Oder Flips? Oder Salzstangen?« Elsa stand auf. »Also, ich habe Hunger. Und wenn wir was im Magen haben, machen wir die zweite Flasche auf. Das ist doch ein guter Plan.«
Jasmin nahm noch einen Schluck Sekt und wollte sagen, dass ihr das jetzt genügte. Aber sie traute sich nicht.
Sie war sowieso total durcheinander, weil sie nicht wusste, wie es in der Benedikt-Sache weitergehen sollte. In den letzten Tagen hatte sie ein paar Mal im Café angerufen, um wenigstens seine Stimme zu hören, aber jedes Mal war Iris, die Cousine, drangegangen. Und nun musste Jasmin die ganze Zeit darüber nachdenken, dass diese Iris vielleicht gar nicht Benedikts Cousine war, sondern in Wirklichkeit seine Frau. Es könnte ja sein, dass Benedikt den coolen Jasmin-Akt durchschaut und gemerkt hatte, dass sie in ihn verliebt war – und dann hatte er vorsorglich seine Frau zu seiner Cousine gemacht. Und abends lachten die beiden sich über sie tot. Bestimmt war es so. Ach, war das alles entsetzlich.
Elsa kam zurück und legte die Tüten mit dem Knabberzeug auf
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