Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
krank geworden«, erzählte Imogen. »Sie haben gesagt, wenn ich jetzt ginge, würde ich sie im Stich lassen, nach allem, was sie für mich getan haben.«
»Was haben sie denn für dich getan? Scheint ja nicht so super viel gewesen zu sein.« Elsa rutschte vom Tisch und wankte ein bisschen. »Ich hole mal ein paar Teelichter, das ist gemütlicher. Diese grellen Neonröhren machen einem ja Kopfschmerzen.« Sie ging in großen Bogen in die Küche.
»Gar nichts haben sie für mich getan«, sagte Imogen so laut, dass auch Elsa es verstehen konnte. »Aber herrje, ich war doch so verunsichert. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich verpflichtet ihnen gegenüber. Trotz allem waren es ja meine Eltern.«
»Hm. Und welche Krankheit hatten sie?«
»Das ist nie so richtig rausgekommen. Mein Vater war recht schnell wieder auf den Beinen, aber er schaffte das alles nicht alleine, und ich musste bei meiner Mutter bleiben. Natürlich hatte ich Kontakt mit René, aber komischerweise war René irgendwann plötzlich weg.«
»Warum?«, kam es gleichzeitig von Elsa und Jasmin.
»Meine Mutter sagte, er hätte bestimmt seine große Liebe gefunden, und ich sei nicht die Richtige für ihn, das hätte er jetzt kapiert. Ich habe mich natürlich gefragt, warum, und sie sagte, das sei doch egal. Außerdem täte es nichts mehr zur Sache.«
»Hä? Ich denke, eure Liebe war so groß, dass ihr heiraten wolltet? Da ist doch irgendwas gewesen.« Elsa hätte vor Aufregung fast die neue Sektflasche und die Teelichter fallen gelassen. Dann aber schaffte sie es, beides auf dem Tisch abzustellen, und zündete die Lichter mit Streichhölzern an.
»Keine Ahnung«, sagte Imogen traurig. »Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Meine Eltern haben sich natürlich gefreut und über ihn gelästert. Meine Mutter war ja ziemlich hämisch und hat gesagt, das hätte sie alles vorher gewusst.«
»Moment mal«, sagte Elsa und schüttelte den Kopf. »Das passt doch hinten und vorne nicht. Man haut doch seiner großen Liebe nicht einfach so ab, ohne sie noch mal zu Wort kommen zu lassen. Das macht doch jemand nur, wenn er sich hundertprozentig sicher ist. Jetzt mal Butter bei die Fische: Hast du dir irgendwas zuschulden kommen lassen?«
Imogen schaute erschrocken auf: »Bist du verrückt? Nein, natürlich nicht! Das hätte ich niemals getan. Ich hab René total geliebt und das alles überhaupt nicht kapiert.«
»Und dann?«
»Ich hab alles versucht, um ihn zu finden, aber er war dann nicht mehr in Frankfurt und über die Einwohnermeldeämter konnte ich auch nichts rauskriegen und er hatte eine Geheimnummer. Damals war das ja noch nicht so weit mit dem Internet«, erklärte Imogen. »Und ich gebe es zu, irgendwann habe ich dann jemand anderen kennengelernt, und wie das so ist, vergisst man irgendwann. Oder besser gesagt, man versucht zu vergessen. Also man verdrängt eher, als dass man vergisst.«
»Das stimmt so nicht ganz«, sagte Jasmin ein wenig zynisch. »Ich habe Valentin bis heute nicht vergessen. Und ich glaube nicht, dass ich ihn jemals vergessen werde. Oder verdrängen kann.« Sie stand auf. »Dieses blöde Arschloch mit seinem kleinen … PIMMEL!«
»Oh mein Gott, bitte sag nicht Pimmel!«, regte Elsa sich auf. »Sag alles, aber nicht Pimmel. Da rollen sich mir die Fußnägel hoch. Das heißt Schwanz, Schwanz, SCHWANZ! Hicks!«
»JA! SCHWANZ!« Jasmin ließ sich wieder auf den Gemeindestuhl fallen. »Jetzt geht’s mir wirklich besser. Ich werde jetzt immer Schwanz sagen, wenn ich was doof finde. Auch in einer Bäckerei. Wenn die keine Laugencroissants mehr haben, rufe ich ›Das ist doch Schwanz!‹ Find ich gut, hihi.«
»Genau. Du lässt dir die Butter nicht mehr vom Brot nehmen«, forderte Elsa. »Versprich es mir!«
»Ich verspreche es!«, rief Jasmin. »Aber nur, wenn es noch Sekt gibt. Ich trinke ja gar keinen Alkohol.«
»Wenn es etwas gibt heute Abend, dann Sekt«, freute sich Elsa. »Los, Imogen, gib mir auch dein Glas! Und erzähl weiter. Wie ist es heute?«
»Ich hab den einen oder anderen Typen gehabt, klar, und dann habe ich meinen zukünftigen Mann kennengelernt. Zwischendurch hat mein Vater meine Mutter verlassen und ist jetzt mit einer Hildegard zusammen, sie wohnen in Goddelau-Erfelden. Meine Mutter ist dann mit mir doch noch in den Westen gegangen und wird übrigens von Tag zu Tag furchtbarer. Hier hab ich die Stelle beim Finanzamt bekommen, da arbeite ich
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