Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
nicht mehr.
Dafür wusste es die Küsterin, Gudrun Schmidt, wahrscheinlich umso genauer. Als die nämlich gegen acht gekommen und die Tür aufgeschlossen hatte, um alles für das Donnerstagstreffen der Landfrauengruppe vorzubereiten, fand sie neben sieben leeren Sektflaschen und einer Menge Wachs auf dem Tisch auch drei Frauen auf dem Boden liegen, die aussahen wie Obdachlose. Außerdem stank es in dem Raum, als hätten die Männer des Kleingärtnervereins hier ein Saufgelage erster Güte veranstaltet. Nachdem Gudrun festgestellt hatte, dass es sich doch nicht um Obdachlose, sondern um Elsa Helfrich und ihre Frauen aus der Lesegruppe handelte, hatte sie erst mal die Fenster geöffnet, die drei geweckt und dann einen starken Kaffee gekocht. Sie hatte keine Fragen gestellt, denn Gudrun Schmidt war ein diskreter Mensch.
Elsa beschloss, diesen Abend einfach zu vergessen. Ihr Kopf brummte. Es war definitiv zu viel Alkohol gewesen. Der Vormittag würde ganz schön anstrengend werden. Aber den würde sie auch noch rumkriegen. Und das mit Berti … herrje, das würde sich schon wieder einrenken. Ihre Ehe und ihr Mann waren ihr eben wichtig. Sehr wichtig sogar. Sie wollte unter gar keinen Umständen, dass da jemand dran rüttelte.
Entschlossen richtete Elsa sich auf. Jetzt würde sie erst mal was zu essen machen. Und dann sah die Welt bestimmt gleich wieder ganz anders aus.
*
Imogen schloss die Tür auf, zog ihre Schuhe aus und ging sofort zum Telefon, um sich krankzumelden. Unter gar keinen Umständen würde sie heute Akten bearbeiten und sich Kjells Geschwätz anhören können.
Nach dem Telefonat löste sie zwei Kopfschmerztabletten in Wasser auf und ließ sich ein Bad ein. Dann lag sie in der Wanne und schloss die Augen. War es nun wirklich gut, was sie sich überlegt hatten, oder war es im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee gewesen?
Herrlich, hier so in der Wanne zu liegen!
Nein, es war ein guter Plan. Sie und Ralle waren nun schon so lange zusammen, und Elsa meinte ja, dass es vielleicht ganz einfach wäre, die Beziehung zu retten. Warum hatte sie selbst nur nie an so was wie eine Paartherapie gedacht?
Plötzlich war sie richtig froh.
Ja, alles würde gut werden!
Und Ralle und sie endlich glücklich!
Jasmin saß in ihrer kleinen Einzimmerwohnung auf dem Balkon, trank Tee und war dankbar, dass sie keine Kopfschmerzen hatte, so wie Imogen und Elsa. Die hatten heute Morgen, nachdem die Küsterin hereingekommen und sie geweckt hatte, nur herumgeklagt. Jasmin bekam nur Kopfschmerzen, wenn sie zu wenig aß. Und wenn sie zu wenig aß, nahm sie sofort ab. Um ihr Gewicht einigermaßen zu halten, musste sie im Prinzip ständig essen. Es konnte alles sein – Süßigkeiten, gesalzene Nüsse, fette Leberwurst, Rahmkäse, Sahnesoßen oder, oder, oder. Viele beneideten sie um diese Tatsache, sie selbst fand es furchtbar, dauernd essen zu müssen.
Sie dachte an die kommenden Tage. Wie um alles in der Welt wollten sie herausfinden, ob Benedikt in einer Beziehung steckte, oder ob sogar Iris seine Frau war? Sollte sie vielleicht einen Lockvogel hinschicken, eine attraktive Frau, die sich an ihn heranmachte, ohne ihn als stillos zu bezeichnen?
Und wie um alles in der Welt würde ein Persönlichkeitstrainer es schaffen, aus ihr eine junge Frau zu machen, die nicht dauernd rot wurde und flüsterte und sonst zu nichts in der Lage war, außer zu heulen, weil sie seit Valentin keinen Sex gehabt hatte?
Und dann war da noch Elsas Plan, am Samstag, also schon übermorgen, auf den Kiez zu fahren und zu feiern!
Und Dessous wollte Elsa ihr und Imogen auch schenken.
Irgendwie schienen die kommenden Tage ziemlich aufregend zu werden.
Aber das war ja auch mal ganz schön, so zur Abwechslung.
9
Elsa war so bald wie möglich aus der Firma verschwunden. Nun lag sie am Pool, hatte Eistee neben sich stehen und döste vor sich hin. Die Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Der Großteil hing tatsächlich an ihr. Das Haus – ja, selbstverständlich hatte sie eine Hilfe, aber trotzdem – die Kinder, die Firma. Alles im kreativen Bereich hatte sie zu verantworten – damit wollte sie Bertis kaufmännische Fähigkeiten nicht schlechtmachen, aber irgendwie hatte es bei ihr jetzt Klick gemacht. Weil Berti so motzig gewesen war. Und schon immer hatte er sie mit diesem »Aber ich würde dir doch auch nicht verbieten wollen …« rumgekriegt. Eigentlich ganz schön clever. Nein. Auch bei ihr würde sich einiges ändern.
Seufzend richtete
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