Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Imogen. Sei doch mal locker.«
»Wozu braucht man Troddeln?«, fragte Jasmin.
»Zum Beispiel um einen Vorhang zusammenzuhalten.«
»Ein Vorhang hängt doch schon von selbst, oder nicht?«
»Jasmin! Manchmal stellst du dich wirklich ganz schön doof an. Ein Posamentierer ist eine Art Künstler. Für den Beruf braucht man viel Fingerspitzengefühl und guten Geschmack. Aber darum geht es jetzt auch gar nicht. Und wenn du mehr darüber erfahren willst, musst du halt im Internet nachschauen, das solltest du als Biochemikern ja können. Ich jedenfalls werde dir das jetzt nicht detailliert erklären.«
»Na gut«, sagte Jasmin. »So interessant ist es jetzt auch wieder nicht.«
»Wie war es nun mit René? Noch jemand Sekt?« Elsa. Niemand sagte nein.
»Ich habe René kennengelernt, nachdem er mich fast getötet hatte«, erzählte Imogen und sah plötzlich sehr verträumt aus.
»Wie romantisch.« Elsa beugte sich vor, um bloß nichts zu verpassen. »Wie wollte er dich denn umbringen? Mit Gift? Mit einem Messer? Mit einer Peitsche, hahaha?«
»Sehr witzig, Elsa. Nein, er hat mich mit seinem Trabbi, den hatte er da noch, fast überfahren, weil ich auf der Straße auf einer Bananenschale ausgerutscht bin.«
»War das nach der Wiedervereinigung?«, fragte Jasmin.
»Tut mir leid, Jasmin«, erwidert Imogen erstaunlich ruhig. »Aber dazu sage ich jetzt einfach nichts. Das mit den Bananen ist eine Geschichte, die ich echt nicht mehr hören kann.«
›Hier wird jedes Klischee bedient‹, dachte Elsa, schwieg aber.
»Also, der Unfall«, fuhr Imogen fort. »Ich bin ausgerutscht, und René konnte gerade noch bremsen. Er stieg aus, rannte auf mich zu und schaute mich an – und schon war es um mich geschehen.«
Es war, als seien mit einem Schlag die ganze Verbitterung und all die Falten aus Imogens Gesicht verschwunden; plötzlich sah sie richtig glücklich aus. Und hübsch. Aber nur kurz.
»Wir haben uns verabredet und ein paar Mal gesehen, und dann habe ich ihn meinen Eltern vorgestellt. Uns war klar, dass wir zusammenbleiben würden. Und seine Eltern mochten mich sehr gern.«
»Ach wie schön«, sagte Jasmin verträumt. »Hast du in Weiß geheiratet?«
»Wenn du mich weiterreden lassen würdest, könnte ich auch weiterreden«, wurde sie von Imogen zurechtgewiesen, die mit ihrem Glas ohne Stiel dabei in Jasmins Richtung wedelte, woraufhin der Inhalt über ihre entsetzliche Hose kippte, was aber niemanden interessierte, weil ja genug Sekt da war.
»Ich stand mit René vor meinen Eltern, und René war sehr höflich, hatte meiner Mutter sogar Blumen mitgebracht. Aber sie hat die noch nicht mal entgegengenommen. Sie hat mich und René angeglotzt und gesehen, dass wir glücklich waren, und das hat ihr gestunken. Meinem Vater ging es genauso. Wir haben ihnen gezeigt, dass es uns viel besser ging als ihnen, und das konnten sie nicht ertragen. Dann haben wir erzählt, dass wir vorhaben, aus Chemnitz fort und in den Westen zu gehen, wo René dann ein eigenes Geschäft aufmachen würde. Das war ihnen natürlich nicht recht. Rüberzugehen kam für beide nicht in Frage, und sie hatten natürlich gehofft, dass ich auch für immer dableibe. Wahrscheinlich, damit ich sie im Alter versorgen kann. Jedenfalls haben sie René rausgeschmissen und dann zu mir gesagt, sie wollen ihn nie wieder in ihrem Haus sehen.«
»Warum nicht?« Elsa schielte schon fast.
»Hab ich doch gesagt, weil sie nicht ertragen konnten, dass ich glücklicher bin als sie. Ist das denn so schwer zu verstehen? Und aus den eben erwähnten Gründen. Ich war natürlich unglücklich ohne Ende und wusste nicht, was ich tun sollte. Außerdem war ich ja erst 17.«
»Hättet ihr nicht einfach warten können, bis du 18 bist? Ein Jahr geht doch schnell vorbei, wenn es überhaupt noch ein ganzes Jahr gewesen wäre.« Elsa schielte nun wirklich und musste sich sehr anstrengen, um nicht zu lallen.
»Das wollten wir auch. Aber sie haben mir den Umgang mit René verboten. Dann hat René eine ganz tolle Stelle im Westen angeboten bekommen. Wir haben beschlossen, dass er nach Frankfurt vorgeht …«
»Frankfurt am Main?«, fragte Jasmin.
»Ja sicher. Frankfurt an der Oder ist ja nicht im Westen. Also er sollte vorgehen und ich nachkommen, wenn ich volljährig bin.« Sie hörte auf zu reden und schaute wieder aus dem Fenster.
»Soweit hört sich alles ganz logisch und nicht besonders schwierig an«, wunderte sich Elsa. »Wo also war das Problem?«
»Meine Eltern sind sehr
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