Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
jetzt, seit ich 24 bin, und dann kam eben Ralle.«
»Wie, dann kam Ralle? Das hört sich ja so an wie ein ganz schlechter Film, in dem Manta-Fahrer mitspielen oder nach: Dann war alles zu Ende«, war Elsas Meinung.
»War es ja eigentlich auch«, Imogen spielte mit den Scherben des Stiels, die noch keiner weggeräumt hatte. »Wir sind jetzt seit zehn Jahren verheiratet und ich fühle mich, als seien es sechzig Jahre.«
Und sie begann, von Ralle zu erzählen.
»Das ist nicht schön.« Elsa, die mittlerweile so richtig einen in der Krone hatte, dachte nach. »Und nun ist auch mal gut. Ich hole jetzt mal einen Zettel, sonst komme ich durcheinander.« Nun versuchte sie, aufzustehen, was sie aber nicht schaffte, also kroch sie zur Verblüffung von Elsa und Imogen einfach auf allen vieren zu einem der Wandschränke, weil sich in denen Blöcke und Stifte für die Gemeindeversammlungen befanden.
»Es reicht nämlich. Bei beiden von euch«, sagte sie, nachdem sie zurückgekrabbelt war.
»Unverzüglich wird ein Schlachtplan erstellt. Ich frage jetzt nicht, ob ihr einverstanden seid, weil ich weiß, dass es so ist. Also los.«
»Ja!«, riefen Jasmin und Imogen, und Imogen schien plötzlich gar nichts mehr dagegen zu haben, dass Elsa die Sache in die Hand nahm, wenn auch auf allen vieren.
8
»So. Fertig. Ich lese jetzt laut vor, was wir uns überlegt haben. Wenn euch noch was einfällt, sagt ihr es einfach, und ich schreibe es dazu«, sagte Elsa und kniff die Augen zusammen, um nicht alles doppelt und dreifach zu sehen. Einmal hatte sie aus Versehen schon etwas nicht aufs Papier, sondern auf den Tisch gekritzelt.
»Wir gehen systematisch vor, das heißt, wir fangen mit Imogens momentan größtem Problem an, das sie wirklich täglich nervt, und dieses Problem heißt Kjell Fuchs. Es gilt, Kjell so einen Einlauf zu verpassen, dass er zukünftig die dummen Sprüche Imogen gegenüber lässt und ein höflicher Kollege wird. Einer, mit dem man zwar nicht Erdbeeren pflücken oder in einer einsamen Berghütte im Allgäu sitzen will, der sich aber einigermaßen erträglich verhält, während man 38 Stunden pro Woche mit ihm in einem Büro hockt. Wir werden gemeinsam überlegen, wie wir ihn kleinkriegen.«
Jasmin und Imogen nickten. Jasmins Locken standen nun so ab, dass es aussah, als hätte sie mehrfach hintereinander in eine Steckdose gegriffen. Imogen hatte weiteren Sekt verschüttet, sodass jetzt nicht nur die Bundfaltenhose, sondern auch das Wasserbüffel-Shirt so wirkte, als hätte sie darin sehr lange Sport getrieben. Bei allen drei Frauen war die Wimperntusche verschmiert, alle schielten, alle wollten noch mehr Sekt. Teelichter waren umgefallen, der ganze Tisch voller Wachs und es war ein Uhr morgens. Die Nacht war also noch lang.
»Gut.« Elsa nickte zufrieden, schloss ein Auge und versuchte, den zweiten Punkt zu entziffern. Wie sie den morgigen Tag überleben sollte, wusste sie noch nicht. Aber mit den beiden musste etwas geschehen.
»Punkt zwei: Einkaufen und zum Friseur gehen mit Imogen, Berti darüber informieren, dass er mit Ralle ein Gespräch von Mann zu Mann führt – die Idee hatte ich zwischendurch, ich glaube, die ist gut – Persönlichkeitstraining für Jasmin, Dessous für alle. Diesen Punkt müssen wir nicht detailliert besprechen, das ergibt sich alles.«
»Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das mit meiner Kleiderfrage übertrieben ist, aber wenn ihr meint«, sagte Imogen.
»Wir meinen«, sagte Elsa, die sich da jetzt nicht reinreden lassen wollte. »Also. Punkt drei: Nach dem Gespräch zwischen Ralle und Berti möglicherweise ein Gespräch mit einem Therapeuten – eventuell herrschen nur Missverständnisse, und eine Paartherapie kann alles richten. Punkt vier: Versuchen, René ausfindig zu machen, damit Imogen endlich weiß, warum er damals einfach Schluss gemacht hat. Punkt vier oder fünf, egal: Benedikt im Café Rosenschön observieren, prüfen, ob er eine Beziehung hat, wenn nein, was für ein Typ er ist, und ob es eine Möglichkeit gibt, dass Jasmin und Benedikt zusammenkommen. Punkt fünf, und das ist eigentlich mein persönlicher Punkt eins: Die Sau rauslassen, aber so richtig. In tollen Klamotten kommenden Samstag auf den Kiez fahren und so richtig feiern! So richtig leben! Und nicht immer nur zu Hause hocken und Trübsal blasen. Vor allem du, Imogen, in neuen Klamotten. Das wird herrlich! So ist es perfekt!«
Imogen stierte sie an und wollte protestieren, war aber zu schwach, zu
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