Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Einfach verlassen. Jeder Mensch ist anders. Natürlich habe ich hin und wieder darüber nachgedacht, ob das alles richtig ist, gerade dann, wenn ich im Büro solche Fälle bearbeitet habe, aber ich habe es verdrängt. Ich wollte einfach nur, dass alles gut ist. Und außerdem: Wenn du mich nicht leiden kannst, musst du es einfach sagen.«
»So habe ich das doch nicht gemeint. Wenn ich dich nicht mögen würde, wäre mir das hier doch alles total egal«, versuchte Elsa, sie zu beschwichtigen. »Dann würde ich doch denken, dass das deine Sache ist, oder?«
»Mmpf«, machte Imogen und drückte auf dem Vibrator herum, bis Herr Schnattel: »Jetzt kommt’s mir, JETZT!«, brüllte.
»Gute Güte, Imogen. Vertrauen ist ja schön und gut. Aber du hättest doch wissen müssen, welche Auswirkungen so ein Vertrag haben kann. Hast du dir denn nicht durchgelesen, was da stand?«
»Ich weiß, dass das sehr dumm war, aber ich habe Ralle eben geliebt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er mich so hintergehen könnte. Ich dachte, das sei so in Ordnung. Ehrlich, Elsa, ich dachte, das sei in Ordnung.«
»Gott noch mal, das haben die Kamikazeflieger, die ins World Trade Center geflogen sind, auch gesagt. Und – war es richtig?«
»Das kann man ja wohl nicht vergleichen.«
»War ja auch nur ein Beispiel.« Elsa stand auf. »Also ich brauche jetzt einen Schnaps. Das ist ja alles furchtbar.«
Imogens Handy klingelte. Sie ging dran und Elsa schaute sehr erwartungsvoll.
»Äh«, machte Imogen nur dauernd. »Äh.«
Dann legte sie auf.
»Das war Ralles Anwalt«, sagte sie leise. »Er fordert mich auf, die Wohnung innerhalb der nächsten zwei Wochen zu räumen.«
Elsa schüttelte den Kopf. »Das ging aber schnell. Wie kommt es eigentlich, dass dein Man sich in juristischen Dingen so gut auskennt? Ich dachte, er sei nicht gerade … hm, wie soll ich das sagen.«
»Sag es doch einfach, wie es ist. Du dachtest, er sei nicht der Klügste. Offenbar ist er in dieser Beziehung aber schon halbwegs klug.«
Das Handy klingelte wieder, und wieder machte Imogen »Äh« und »oh«.
»Das war die Kundenberaterin von der Bank«, sagte sie. »Wir verstehen uns ganz gut, deswegen hat sie mich angerufen. Ralle hat die Konten gesperrt.«
»Er kann doch nicht einfach dein Konto sperren, wo sind wir denn hier? Im Mittelalter? Irgendwann reicht’s auch mal.«
»Tja, das Konto lief auf seinen Namen.« Imogen schaute Elsa an. »Jetzt hab ich erst mal nichts mehr. Nur mein Gehalt. Die ganzen Ersparnisse sind weg.«
Elsa fragte nicht, welche Ersparnisse und wer die Vollmacht hatte, weil sie es sowieso wusste.
Sie hätte Imogen schütteln können. Wie konnte man nur so dumm sein.
Imogens Handy klingelte wieder, aber sie sah gar nicht hin, sondern fummelte am Batteriefach des Vibrators herum.
»Ich gehe nie mehr an dieses Telefon«, sagte sie verzweifelt und stand auf. »Nie mehr. Vielleicht bin ich so traumatisiert, dass ich überhaupt nie mehr an irgendein Telefon gehen kann. Nein. Ich gehe jetzt nach oben und mache mit den Dingern hier ein paar Entspannungsübungen. Wo ist das Gästezimmer, Elsa?«
»Die Treppe hoch und dann die zweite Tür rechts. Das finde ich sehr gut, Imogen. Und wenn du nachher für unsere Produktdesignerin noch kurz aufschreiben könntest, wie es war, dann wäre das ganz, ganz großartig.«
»Ja, ja, mach ich.« Imogen stampfte zur Treppe und war kurze Zeit später verschwunden.
Da klingelte Elsas Handy, und die schloss kurz die Augen. Wenn das jetzt Berti war, der ihr erklärte, dass er die Firma verkauft hatte und das Haus, und dass sie rausmüsste, würde es Tote geben.
»Elsa«, sagte Jasmin aufgeregt. »Ich erreiche Imogen nicht, deswegen rufe ich dich an. Du glaubst nicht, was für eine Entdeckung ich gemacht habe. Und ich habe die Idee des Jahrhunderts, was Imogen betrifft. Kann ich zu dir kommen?«
»Imogen ist hier«, sagte Elsa.
»Das passt prima«, jubelte Jasmin. »Sag ihr, jetzt wird alles gut.«
»So einfach wird das zwar nicht gehen, aber ich sag es ihr.«
Elsa legte auf. Hier war ja plötzlich ganz schön was los. Sie schloss die Augen, um sich zu sammeln. Sie musste auch irgendwann mal Luft holen. Energisch stand sie auf, um sich einen schönen Früchtetee zu kochen. So ein heißer Tee im Winter wirkte ja bekanntlich Wunder.
»Aber es ist doch Sommer«, murmelte Elsa. »Ob ich langsam durchdrehe?« Sie ging zur Terrassentür und öffnete sie weit. Die frische, warme Luft war einfach herrlich.
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