Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
behandelt Imogen schlecht.«
»Wer behandelt Sie eigentlich nicht schlecht?«, fragte Tizian besorgt.
Imogen blickte Elsa und Jasmin an. »Ihr«, sagte sie. »Ihr behandelt mich nicht schlecht, sondern gut. Ich kann nur so schlecht damit umgehen.«
Jasmin schluckte und goss sich noch mal Kaffee nach. Sie hatte einen unglaublichen Kaffeekonsum.
»Ach Kind«, sagte Elsa, ging zu Imogen und nahm sie in die Arme. »So. Und nun wird nicht mehr geheult, sondern zur Tat geschritten. Auf zu Ralle – und wir hier überlegen uns derweil, wie wir Kjell versorgen.«
14
»Na, dann mal rein in die gute Stube«, sagte Tizian fröhlich. Imogen starrte ihn an.
»Ich trau mich nicht«, flüsterte sie dann. »Was machen wir denn, wenn er da drin ist und nur darauf wartet, mich zu überwältigen?«
Tizian war vor der Ankunft in Imogens und Ralles Wohnung noch über die genauen Begebenheiten informiert worden und nun gewappnet für alles, was da kommen mochte. Jedenfalls hofften sie das.
»Ich denke, dieser Ralle hat einen Hexenschuss«, sagte er leise. »Wie kann er dann hier sein und vor allen Dingen – wie kann er Sie dann überwältigen? So ein Hexenschuss tut weh. Das weiß ich von meiner Großmutter. Sie ist jetzt tot.«
»Wie schrecklich. Ist sie am Hexenschuss gestorben?« Imogen starrte Tizian mit einer Mischung aus Mitleid und Hoffnung an. Möglicherweise war Ralle ja schon verschieden.
»Nein, sie hat sich totgesoffen«, sagte Tizian. »Schon morgens Korn. Was soll man dazu sagen? An ihrem 80. Geburtstag hat sie aufgehört, gesund zu leben. Sie hat geraucht, gesoffen und sich mit halbseidenen Männern getroffen.«
»Ach du meine Güte. Mit 80?«
»Ja. Im Seniorenstift. Da ist sie immer zu den Spielenachmittagen gegangen und da waren eben auch die halbseidenen Typen. So hat man mir es zumindest erzählt. Einer von ihnen hat beim Skat betrogen, um sich zusätzliche Einnahmen zu sichern. Mit diesen Einnahmen hat er Plunderteilchen und die Sport-Bild gekauft. Halbseiden eben.«
»Ach«, sagte Imogen.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie dann vorsichtig. Sie wollte ja nicht Ewigkeiten hier vor ihrer eigenen Wohnung stehen und einem Zwitter als seelischen Mülleimer dienen.
Tizian holte Luft. »Oma war eine wundervolle Frau. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich …«
»Nein, ich meine hier«, wurde er rüde unterbrochen.
»Na, wir gehen rein. Sie haben doch einen Schlüssel«, sagte Tizian.
Das stimmte.
Eine Minute später standen sie in der Wohnung.
»Dann mal los. Holen Sie erst mal Ihre Reisekoffer.«
»Na, wenn das keine Überraschung ist.« Imogen und Tizian drehten sich erschrocken um. Vor ihnen stand ein ungefähr 50 Jahre alter Mann, der Imogen auf den ersten Blick unsympathisch war. Der Fremde war klein, rund und auf seiner Vollglatze befanden sich Schweißtropfen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der ihm aber trotzdem nicht stand. Insgesamt glich der Typ irgendwie einer Ratte. Er lächelte er gönnerhaft und entblößte zwei Reihen viel zu kleiner Zähne, die, so musste Imogen sich vorstellen, bestimmt messerscharf waren.
Hilflos sah sie zu Tizian, der aber mit seiner Fahrradtasche in der Hand ganz gelassen dastand.
»Nein, das ist keine Überraschung«, sagte er dann freundlich. »Sie sind bestimmt der Anwalt von Herrn Ralf Bratzmann. Guten Tag. Von Caldenberg. Habe die Ehre.« Tizian verbeugte sich knapp.
»Ach, ein Herr von. Darauf bilden Sie sich wohl eine Menge ein.« Der Glatzkopf johlte auf. »Das hilft der da aber auch nicht weiter.«
»Ich glaube doch. Womit können wir Ihnen dienen?« Tizian ging einen Schritt vor und der Anwalt ebenfalls. Imogen wurde an eine Szene aus einem Mantel- und Degenfilm erinnert, indem Genugtuung gefordert wurde. Möglicherweise musste sie gleich als Adjutant fungieren.
»Dienen. Lustig.« Er öffnete den Verschluss seiner Aktentasche. »Das Schreiben mit der Frist zur Wohnungsräumung geht Ihnen in den nächsten Tagen noch per Einschreiben zu. Telefonisch wurden Sie ja schon informiert. Hier ist schon einmal vorab eine Kopie.« Er wedelte mit zusammengehefteten Schriftstücken vor Imogen und Tizian herum.
Tizian schnappte sich das Schreiben und überflog es kurz.
»Ist es schlimm?«, fragte Imogen ängstlich.
»Das ist egal«, zischte er ihr zu.
»Da Herr Bratzmann sich ja momentan noch im Krankenhaus befindet – er hat Sie übrigens angezeigt – hat er mich beauftragt, hierher zu kommen und dafür zu sorgen, dass die Schlüssel
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