Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
Uhrencamemberts von Dali. Imogen holte tief Luft. Natürlich hatte sie Ralle auch Spüllappen dagelassen, aber nur gebrauchte.
Sie ging noch ein letztes Mal durch die Räume und horchte in sich, ob Wehmut sich breit machte, aber das Gegenteil war der Fall. Sie war einfach nur erleichtert.
Um die finanziellen Sachen würde sie sich gleich auch noch kümmern.
»Danke, Tizian«, sagte sie dann, und Tizian nickte.
Dann gingen sie zu dem fixierten Anwalt in die Küche und Tizian nahm Wolfhards Handy, das er ihm vorhin aus der Tasche genommen hatte.
»Sagen Sie mir, wen ich anrufen soll«, sagte Tizian. »Ihre Frau?«
»Sehr witzig. Nein, rufen Sie in der Kanzlei an, aber bitten Sie um Diskretion.« Er gab Tizian die Nummer. »Halt«, sagte er dann. »Wie bekommt der Kollege den Schlüssel?«
»Den lasse ich per Boten später in Ihr Büro bringen.« Tizian steckte das Handy ein.
»Sie wollten doch jemanden anrufen?«, fragte Wolfhard.
»Später. Erst müssen wir noch was erledigen.«
»Und warum nehmen Sie eigentlich nicht Ihr Handy?«, fragte Wolfhard.
»Weil ich natürlich nur zufällig hier vorbeigekommen bin«, sagte Tizian. »Und Sie hier gefunden habe. Die Tür stand nämlich offen. Dummerweise habe ich mein eigenes Handy gar nicht dabei. Aber sie mussten ja befreit werden. Wie gesagt, nicht gleich. Also dann, einen schönen Tag noch.« Er tippte sich an seine nicht vorhandene Schirmmütze.
»Und nicht vergessen: Das Internet freut sich über Fotos von Ihnen, und die passenden Texte werden wir auch noch dazu schreiben, wenn uns irgendwas nicht passen sollte. Das hier ist nie passiert. Haben wir uns verstanden?«
»Ja«, knurrte Wolfhard. »Wann bitte kann ich damit rechnen, befreit zu werden?«
»Sobald wir erledigt haben, was noch zu erledigen ist.«
»Auf Wiedersehen, Herr Richter«, sagte Imogen höflich. »Falls Sie Durst haben, im Kühlschrank steht noch Cola und Apfelsaft.«
»Sehr witzig«, sagte der gefesselte Wolfhard Richter wütend.
Imogen, die das ernst gemeint hatte, wollte die Sachlage erklären, aber Tizian zog sie mit sich.
»Manchmal ist es besser, zu schweigen«, sagte er, während er mit ihr die Wohnung verließ.
Imogen hörte die Wohnungstür hinter sich zufallen und atmete tief durch. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben. Ob da vielleicht ihre innere Göttin die Finger im Spiel gehabt hatte?
»Dem haben wir es gegeben«, sagte sie zufrieden zu Tizian.
»Stimmt. Und wenn er aufmucken sollte, haben wir immer noch das Druckmittel mit den Fotos. Außerdem hab ich ihm, als du auf Klo warst, von meinen Freunden vom Hamburger Berg erzählt.«
Imogen wirkte verwirrt.
Tizian machte große Augen. »Du kennst den Hamburger Berg nicht?«
»Nein. Hamburg hat doch gar keinen Berg.«
Tizian schüttelte den Kopf. »Der Hamburger Berg ist eine Straße in der Nähe der Reeperbahn«, erklärte er ihr. »Da gibt es die übelsten Spelunken in der ganzen Stadt. Deshalb treiben sich dort auch die übelsten Typen rum. Wenn man die richtigen kennt, muss man keine Angst mehr haben, weil irgendwie jeder jedem einen Gefallen schuldet. Da wird geholfen, ohne groß nachzufragen.«
»Das nenne ich Freundschaft«, nickte Imogen.
»Nicht ganz«, erwiderte Tizian. »Und nun lass uns gehen. Hast du die Unterlagen?«
Imogen nickte. Das musste auch noch erledigt werden.
*
Elsa stand da und starrte auf Caroline und auf noch jemanden. Heiner räusperte sich verlegen, Jasmin sagte gar nichts, sondern begutachtete ihre Fingernägel und Berti schaute auf den Boden.
»Was hat das denn zu bedeuten?« Elsa merkte, dass ihr Mund ganz trocken war. Sie glotzte Caroline an, als hätte die eine sehr, sehr ansteckende Krankheit, in der todbringende Viren eine große Rolle spielten.
»Hallo Mama«, sagte Philipp und strahlte sie an. »Ich dachte, wenn Caro schon den weiten Weg auf sich nimmt, komm ich doch einfach mit. Dann sagen wir es euch zusammen.«
»Was denn?« Elsa wollte es eigentlich gar nicht wissen.
»Also wirklich, Elsa, du guckst so, als hätte ich offene Beine oder so«, sagte Caroline und trat auf die schockierte Elsa zu. »Freust du dich denn gar nicht, uns zu sehen?«
»Was hat das zu bedeuten?«, wiederholte Elsa krächzend wie eine alte Frau, die es auch nach vierzig Jahren nicht schaffte, ohne Emotionen über ihren verstorbenen Wellensittich zu sprechen.
»Mama, wirklich, was ist denn los?«, fragte Philipp verwundert. »Ist dir schlecht oder
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