Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
sie heiser, nachdem sie sich umgeschaut und ein Bier bestellt hatte.
»Quatsch«, sagte Heiner.
»Das glaubst du«, sagte Caroline. »So wie es hier aussieht, gibt es regelmäßige Schießereien und mit Sicherheit eine Menge Opfer. Aber die Wirte hier werden den Teufel tun und die Polizei holen. Schaut doch nur mal auf die Einschusslöcher in der Wand hinter der Jukebox.«
Alle drehten sich um.
»Das ist ja entsetzlich«, wisperte Jasmin ängstlich. »Ich möchte gehen. Sicher kommen hier auch Messer zum Einsatz. Zum Glück habe ich meinen neuen Freund mitgenommen.« Sie hielt den Schnattel-Dildo fest umklammert.
»Warum wolltest du eigentlich genau den hier haben?«, fragte Imogen. »Der ist ja ziemlich dick, und du hattest doch noch gar nicht so viel Sex.«
»Was hat denn das damit zu tun? Außerdem muss ich üben.« Sie wedelte mit dem Riesenteil herum. »Der ist gut, der ist gut. Ob es hier schon mal Tote gab?«, fragte sie dann.
»Worauf du dich verlassen kannst.« Caroline senkte die Stimme. »Ich habe von einem Rapper gehört, der immer donnerstags unterwegs ist und junge, blonde Frauen sucht, die gern Kaffee trinken und mit Riesendildos wedeln. Die murkst er dann ab, ohne mit der Wimper zu zucken.«
Jasmin wurde blass und krallte sich mit der freien Hand am Tisch fest.
»Nun hör schon auf.« Philipp stand auf und ging näher zur Wand, um sich die Einschusslöcher mal anzuschauen.
»Das sind Bohrlöcher«, sagte er, nachdem er zurückgekommen war. »In einigen stecken sogar noch Dübel.«
»Ach, schade.« Caroline grinste. »Doof übrigens, dass ich die einzige von uns Frauen bin, die normal angezogen ist. Ihr drei könntet sofort im Varieté auftreten.«
Damit hatte sie recht. Claudia hatte die neuen Entwürfe in Rekordzeit umgesetzt, und nun trug Jasmin das Lackkorsett mit dem daran befestigten Chiffonstoff. Ihre Brüste kamen hervorragend zur Geltung, auch wenn man sie nur erahnen konnte. Dazu trug sie den zweiteiligen Rock – natürlich in der kurzen Variante. Lackschwarze Overknees und halterlose Strümpfe vervollständigten ihr Outfit. Die Tatsache, dass Jasmin sich auch heute Abend ständig auf die Unterlippe biss, wirkte diesmal nicht unsicher, sondern verrucht.
Imogen hatte sich für eine schwarze, enge Lederhose, High-Heels und ein schwarzes Lederbustier entschieden. Elsa hatte sie gezwungen, sich die Nägel zu lackieren, außerdem hatte sie Imogen dann endlich einmal anständig geschminkt und mit Haarspray die Haare so verklebt, dass der dämliche Pony weg war. Das Ergebnis war umwerfend, wie alle einhellig festgestellt hatten. Elsa würde bald mal mit ihr einkaufen gehen.
»Monique wird mich umbringen, wenn sie erfährt, dass wir hier sind. Für sie ist die Reeperbahn der reinste Sündenpfuhl«, kicherte Heiner und hob wieder sein Glas.
»Warum rufst du sie nicht an?«, fragte Caroline. »Mama geht doch gern mal weg.«
»Aber doch nicht hierher «, sagte Heiner. »Deine Mutter besucht das Theater und Vernissagen, aber doch nicht verruchte Etablissements in St. Pauli.«
»Wie langweilig. Eine Runde Bier für meine Freunde!«, rief Elsa dem Wirt zu, der irgendwie an Robinson Crusoe erinnerte. Das, was man von seiner Haut sah, war über und über mit dichten Haaren bestückt, dazwischen blitzte hin und wieder ein Tattoo hervor. Der Mann sprach auch nicht, sondern verständigte sich mit Kopfnicken und Handbewegungen, was in dieser Absteige jedoch vollkommen genügte.
An einem Tisch zwei Meter weiter fingen zwei Unterweltler an, sich erst mit Worten, dann mit Fäusten zu schlagen, was aber niemanden im Schankraum interessierte, auch nicht, nachdem die ersten Blutspritzer und dann ein paar Schneidezähne durch die Luft flogen.
Jasmin war nicht wiederzuerkennen. Sie lachte und schäkerte mit Herrn Sternchen, der das irritiert und verschämt erwiderte. Tizian betrachtete sie gerührt und nannte sie »meine holde Seemannsbraut«, und dann warf jemand Münzen in die altersschwache Jukebox und kurz darauf ertönte »Kleine Möwe flieg nach Helgoland, bring dem Mädel, das ich liebe einen Gruß. Ich bin einsam und verlassen, und ich sehne mich nach ihrem Kuss. Kleine Möwe, wenn der Südwind weht, dann erwacht das große Heimweh auch in mir. Meine Wünsche, meine Träume, send ich übers weite Meer zu ihr.
Heimatland, Heimatland, nichts ist doch wie du so schön. Einmal nur, einmal nur möchte ich dich wiederseh’n!«
»Meine Güte«, sagt Imogen. »Wie kitschig ist das denn bitte? Als
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