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Bluescreen

Bluescreen

Titel: Bluescreen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mark; Vennemann Greif
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Sexualität oder die Überlegenheit der Jugend verzichtet, so spürt man nurallzu bald, dass man in Gefahr steht zu verhungern. Doch auch wenn ich mich selbst oder meine Kinder nicht mehr retten kann, kann ich vielleicht möglicherweise immer noch meinen Enkeln einen Dienst erweisen. Die einzige Hoffnung besteht wohl darin, dass wir uns in all unserer Einfältigkeit Entbehrungen auferlegen, dass wir eine Barrikade errichten und uns dahinter verschanzen, damit wir gar nicht erst mit unserer eigenen Gegenwart in Kontakt kommen, eine Epoche, die beim Namen zu nennen und anzuprangern wir erst noch lernen müssen.
    Doch lasst uns wenigstens für zukünftige Generationen das Bekenntnis ablegen, dass wir Trottel waren! Lasst uns die Züge unserer Epoche klar herausarbeiten, damit sie als ein geschlossenes Ganzes erscheint und die Zukunft weiß, was sie da überwunden hat. Wir sollten unser Testament aufsetzen und eingestehen, dass wir in einer frühen Phase der Befreiung gelebt haben, die einem Zeitalter des erleuchteten Erwachsenseins Platz machen muss! Lasst uns die Erwachsenen wiederentdecken! Die kleinen Falten um unsere Augen herum sind Spuren des Lachens und der Fröhlichkeit! Lernt, das üppige Fleisch und die eleganten Kleider der Erwachsenen zu schätzen, die Ehrfurcht gebietenden Bestände an Weisheit und an Erfahrung . Erkennt, dass wir uns von Alter und Vollendung nähren sollten, nicht von der Leere des Neuen. Lassen wir schließlich, mit einer Haltung verfeinerter und verdorbener Sexualität – und ohne die Unschuld der Jugend und die falschen Wahrheiten der Schamesröte – unsere verbliebenen Energien in den Verkehr der Alten mit den Alten fließen. Geben wir einer besseren Zeit ein Vorbild. Mitbürger, nehmt die Herausforderung an – in einer Haltung überlegener Dekadenz, umgeben von der Dunkelheit des Alters, das Licht der Jugend scheuend: Nehmt die Herausforderung an! Moderne, noch eine letzte Anstrengung, wenn wir wirklich Befreier sein wollen.
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Es hat den Eindruck, als wende sich diese Form des Entertainments nicht nur an Männer. Es lässt sich allerdings nicht eindeutig feststellen, ob es hier so etwas wie eine strikte Gendersymmetrie gibt, derzufolge auch Jungs Sexobjekte für Frauen sein können und nach deren Logik sich die Männermode ebenfalls in Richtung Jugendlichkeit zurückentwickeln müsste. Immer wieder stellt man Lehrerinnen als Kinderschänderinnen bloß, wenn sie von ihren Siebtklässlern schwanger werden. Das ist die eine Seite der Anziehungskraft. In der Popkultur verleiht Abercrombie & Fitch einer ganz bestimmten Ikonografie einen Namen, die muskelbepackte Freikörper-Highschool-Männlichkeit, enthaarte Teenager-Körper und Ringkämpfe als Symbole des Eros führt – als Symbole einer Erotik, die sich aus der Freude schwuler Männer an College-Jungs und -Teenagern speist und die dann für Heteros zweckentfremdet wird. Aber es scheint, als sei die Popkultur nach wie vor damit beschäftigt, die Lage zu sondieren, um das Begehren erwachsener Frauen auszuloten. Das ist der Grund für jene sprachlose Stille, die zum Beispiel Demi Moores deutlich jüngeren Ehemann Ashton Kutcher und Gabis Liebhaber (den jugendlichen Gärtner) in Desperate Housewives umgibt. Der Logik unserer Gesellschaft zufolge sollten sich die Fantasien der Angehörigen der beiden sozialen Geschlechter eigentlich immer mehr angleichen. Einstweilen richten erwachsene Frauen ihre erotische Aufmerksamkeit, zumindest in der Öffentlichkeit, allerdings noch in erster Linie auf jugendliche Mädchen. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass die Selbstdarstellung – und zwar nicht nur während wir den oder die Richtigen suchen – so viel Raum lässt für Fantasie und Vergnügen.
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Philip Larkin, »Hohes Fenster«, aus dem Englischen von Waltraud Anna Mitgutsch, in: Englische und amerikanische Dichtung , Bd. 3: Von R. Browning bis Heaney , herausgegeben von Horst Meller und Klaus Reichert, München: C. H. Beck 2000, S. 347, 349.
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Jene Spielart der feministischen Kritik an der Pornografie, die in der Vorstellung wurzelt, der Frauen gegenüber gewalttätige Mann suche Rache zu üben für die Bedrohung, die die Emanzipation für ihn darstellt, mag für unser Zeitalter der »Befreiung« ganz andere Dinge prophezeit haben: ausführliche Darstellungen von Situationen, in denen erwachsene Frauen in einflussreichen Positionen buchstäblich gedemütigt oder erniedrigt werden. Was diese Kritik jedoch nicht

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