Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Terrassentür, und Stella blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
»Hast du einen Bademantel?«, fragte sie streng.
»Was sollte ich mit einem Bademantel anfangen? Halt durch, Rotschopf.«
Nass und zitternd ließ er sie in der Küche stehen, kehrte kurz darauf jedoch in einer ausgebeulten Trainingshose
und mit zwei riesigen Badetüchern bewaffnet zurück. »Das wird wohl ausreichen. Trockne dich ab, ich werde inzwischen deine Klamotten in den Trockner tun.«
Er ging mit ihren Kleidern durch eine Tür. Vermutlich war dahinter die Waschküche, dachte sie, während sie ein Handtuch um ihren Körper wickelte und mit dem anderen ihre Haare frottierte – die jetzt absolut ruiniert waren.
»Kann ich dir statt des Biers einen Wein anbieten?«, fragte er, als er zurückkam. »Oder einen Kaffee?«
»Du wirst mir jetzt erst mal zuhören, weil ...«
»Rotschopf, ich schwöre, ich habe dir länger zugehört als jeder anderen Frau, der ich bisher begegnet bin. Und trotzdem komme ich nicht dahinter, warum ich allem Anschein nach dabei bin, mich in dich zu verlieben.«
»Ich dulde nicht, dass ... Ähm, wie bitte?«
»Erst waren es deine Haare.« Er öffnete den Kühlschrank und nahm ein Bier heraus. »Doch das ist nur äußerlich. Dann kam die Stimme.« Er schnippte den Verschluss auf und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. »Das allein wäre jedoch nicht ausreichend. Nein, es sind eine Vielzahl kleiner und großer Dinge. Keine Ahnung, was genau es ist, aber jedes Mal, wenn ich dich sehe, wird es ein bisschen mehr.«
»Oh ...« Sie holte tief Luft. »Und dein Verliebtsein drückt sich dadurch aus, dass du dich mitten in deinem Garten wie ein Sexbesessener auf mich stürzt und mich hinterher mit einem Gartenschlauch bespritzt?«
Nachdenklich trank er einen weiteren Schluck und strich sich über den nackten Oberkörper. »Das bot sich einfach so an.«
»Was für eine charmante Bemerkung.«
»Nach charmantem Gesülze steht mir im Moment nicht der Sinn. Es war nicht mein Wunsch, mich in dich zu verlieben. Im Gegenteil, diese Erkenntnis hat mir die Laune heute eher vermiest.«
Aus schmalen Katzenaugen funkelte sie ihn an. »Ach ja?«
»Inzwischen komme ich besser damit zurecht.«
»Schön für dich. Und jetzt gib mir meine Kleider.«
»Die sind noch nicht trocken.«
»Ist mir egal.«
»Diese Leute aus dem Norden sind ständig in Eile.« Lässig lehnte er sich gegen die Theke. »Da ist noch eine Sache, die mir heute durch den Kopf gegangen ist.«
»Kein Bedarf. Kannst du gern für dich behalten.«
»Ich habe darüber nachgedacht, dass ich bisher erst zweimal ernsthaft verliebt gewesen bin. Und beide Male ging es schief. Könnte sein, dass das diesmal auch passieren wird.«
»Könnte sein, dass es bereits passiert ist.«
»Nein.« Er lächelte. »Du bist sauer und du hast Angst. Ich bin nicht der, den du dir gewünscht hast.«
»Ich habe mir niemanden gewünscht.«
»Ich mir auch nicht.« Er stellte die Flasche ab, ging einen Schritt auf Stella zu und umfasste ihr Gesicht mit den Händen. »Vielleicht kann ich das, was da in mir vorgeht, noch abstellen. Vielleicht sollte ich das versuchen. Aber wenn ich dich ansehe, dich berühre, ist jeder Gedanke daran vergessen.«
Sanft küsste er sie auf die Stirn und trat wieder zurück.
»Immer, wenn ich glaube, ich würde dich etwas besser kennen, verblüffst du mich aufs Neue«, sagte sie. »Ich
bin erst einmal verliebt gewesen – richtig verliebt –, und damals war alles so, wie ich es mir gewünscht hatte. Keine Ahnung, was ich jetzt will oder ob ich überhaupt etwas will. Vielleicht bin ich ja mit meinem Leben, so wie es ist, völlig zufrieden. Ich weiß nicht, Logan, ob ich den Mut habe, mich noch einmal diesen großen Gefühlen hinzugeben.«
»Ich nehme das Leben so, wie es kommt. Wenn man nicht selbst einen Schritt nach vorne wagt, wird man womöglich nach vorn geschubst.«
»Mich kann man nicht so leicht schubsen, Logan.« Nun trat sie auf ihn zu und ergriff seine Hand. »Danke, dass du mir dein Inneres offenbart hast. Das berührt mich sehr. Ich brauche noch etwas Zeit, um herauszufinden, was sich in mir abspielt.«
»Es wäre hilfreich«, erwiderte er, »wenn du dich ranhalten würdest, um den Abstand aufzuholen.«
Ihre Kleider waren trocken, aber zerknittert, ihr Haar zerzaust und wild gekringelt.
Sie stieg aus dem Wagen und flitzte zum Haus, um den neugierigen Blicken von Hayley und Roz zu entgehen, die mit einem Drink in der
Weitere Kostenlose Bücher