Blüte der Tage: Roman (German Edition)
kümmern.«
»Sicher. Und ich kann dich dabei unterstützen.«
Hayley seufzte. »Auch Roz redet ständig auf mich ein. Demnächst werden die Leute noch denken, sie sei meine Mutter.«
Aus den Augenwinkeln sah Stella, dass Hayley die Schuhe auszog. »Tun dir die Füße weh?«
»Nein, geht schon.«
»Ich habe ein hervorragendes Fußgel. Ich gebe es dir, wenn wir zu Hause sind.«
»Wahrscheinlich komme ich gar nicht mehr bis zu meinen Füßen hinunter. Ich fühle mich ...«
»Fett, plump, schwerfällig«, beendete Stella den Satz.
»Und blöd und zickig.« Gereizt strich sie ihren feuchten
Pony zurück. Sie sollte ihn abschneiden. Ihr ganzes Haar absäbeln. »Und verschwitzt und hässlich.«
Als Stella sofort die Klimaanlage des Wagens einschaltete, begannen Hayleys Augen vor Reue und Zerknirschung zu brennen. »Du bist so lieb zu mir – alle sind so lieb –, und ich würdige das gar nicht. Irgendwie kommt es mir so vor, als sei ich schon immer schwanger gewesen und werde bis in alle Ewigkeit schwanger bleiben.«
»Keine Bange. So weit wird es nicht kommen.«
»Außerdem, ich ... Stella, erinnerst du dich an den Videofilm über die Geburt, den wir in dem Kurs gesehen haben? Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
»Ich werde bei dir sein. Du wirst alles genau richtig machen, Hayley. Eine Geburt ist schmerzhaft und anstrengend, aber auch aufregend. Spannend.«
Sie bog in die Einfahrt ein. Im Garten entdeckte sie ihre Jungen und Harper, die mit dem Hund gerade ein kurioses Ballspiel veranstalteten.
»Und es ist die Sache wert«, fügte sie hinzu. »Sobald du dein Baby im Arm hältst, wirst du das wissen.«
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, Mutter zu sein. Vorher konnte ich das, aber je näher der Termin rückt, desto mehr Panik kriege ich bei dem Gedanken.«
»Das ist ganz normal. Du darfst nervös sein. Du darfst Angst haben.«
»Dann mache ich ja wohl alles richtig.«
Sobald Stella den Wagen geparkt hatte, kamen die Jungen angelaufen. »Mom! Mom! Wir spielen, wer den Ball am häufigsten fängt. Ich habe ihn schon eine Million Mal gekriegt!«, rief Luke.
»Eine Million Mal?« Sie stieg aus und sah Luke anerkennend an. »Das ist ja rekordverdächtig.«
»Komm, Mom. Spiel mit!« Gavin zog sie an der Hand, während Parker mit freudigem Schwanzwedeln um sie herumstrich.
»Gut, aber eine Million werde ich wohl nicht schaffen.«
Harper ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Sein Haar kringelte sich feucht unter der Baseballkappe hervor, und sein Hemd war voller Erd- und Grasflecken. »Kann ich dir helfen?«
Hayley versuchte gerade vergeblich, ihre geschwollenen Füße wieder in die Schuhe zu zwängen. Am liebsten hätte sie vor Wut geheult. »Ich bin schwanger«, fauchte sie Harper an. »Nicht behindert.«
Sie ließ die Schuhe im Auto liegen und kämpfte sich aus dem Wagen. Außerstande, sich zu beherrschen, schlug sie auf Harpers dargebotene Hand. »Lass mich einfach nur in Ruhe, ja?«
»’tschuldigung.« Er schob die Hände in die Hosentaschen.
»Dieses ständige Betüteln schnürt mir die Luft ab!« Hoch erhobenen Hauptes marschierte sie auf das Haus zu und gab sich alle Mühe, nicht zu watscheln.
»Sie ist einfach nur erschöpft, Harper.« Besorgt sah Stella ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war, ehe sie sich wieder Harper zuwandte. »Erschöpft und überempfindlich. Eben schwanger.«
»Vielleicht sollte sie jetzt nicht mehr arbeiten.«
»Wenn ich ihr das vorschlage, flippt sie aus. Die Arbeit lenkt sie ab. Wir passen alle auf, dass sie sich nicht übernimmt – tja, und das führt dazu, dass sie sich von allen überwacht und bevormundet fühlt.«
»Mom!«
Mit erhobener Hand bot sie ihren ungeduldigen Söhnen Einhalt. »Sie hätte vorhin jeden so angegiftet. Das war nicht persönlich gemeint.«
»Hm. Klar. Na ja, ich geh mich mal umziehen.« Er winkte den Jungen zum Abschied zu. »Bis dann. Beim nächsten Mal werde ich euch schlagen.«
Es war ein schwüler Nachmittag, der schon einen Vorgeschmack auf die kommenden heißen Sommermonate bot. Trotz der Klimaanlage schwitzte Stella in ihrem kleinen Büro. Den Temperaturen entsprechend trug sie ein ärmelloses T-Shirt und eine dünne Baumwollhose. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden.
Sie hatte gerade den Arbeitsplan für die kommende Woche ausgearbeitet und wollte noch einige Einträge für die Buchhaltung machen, als es an der Tür klopfte.
»Herein.« Automatisch griff sie nach der Thermoskanne
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