Blüte der Tage: Roman (German Edition)
gefälligst jemanden, er möge das für dich tun.«
»He, ich bin stark wie ein Ochse.«
»Und im achten Monat schwanger.«
»Hören Sie auf sie, Schätzchen«, sagte eine Kundin und tätschelte Hayley am Arm. »Sie wollen doch kein Risiko eingehen. Wenn das Baby erst mal draußen ist, werden Sie sich noch oft genug wie ein Packesel vorkommen. Jetzt können Sie aus Ihrem Zustand noch Profit schlagen und andere Leute herumscheuchen.«
»Man darf sie wirklich nicht aus den Augen lassen«, seufzte Stella. »Die Lobelien sind wunderschön, nicht wahr?«
Die Frau musterte ihre Blumenkiste. »Ich liebe dieses tiefe Blau. Ich dachte, ich pflanze etwas von diesem Scharlachsalbei dazu, vielleicht zusammen mit Cosmeen.«
»Klingt gut. Da hätten Sie eine Saison lang ein farbenprächtiges, blühendes Beet.«
»Im hinteren Teil des Beetes habe ich noch etwas Platz, aber ich habe mich noch nicht entschieden, was ich dort einsetzen möchte.« Die Lippen nachdenklich geschürzt, ließ sie den Blick durch den Laden schweifen. »Vielleicht können Sie mich beraten, falls Sie gerade Zeit haben.«
»Dafür sind wir ja da. Wir haben zum Beispiel traumhaft schöne Stockrosen, die hoch genug sind, um auch hinter den Cosmeen einen Blickfang zu bieten. Und als Hintergrund für den Salbei fände ich diese Ringelblumen ganz zauberhaft. Haben Sie schon die Schwarznessel gesehen?«
»Die Pflanze kenne ich gar nicht«, erwiderte die Frau lachend.
Stella zeigte ihr die Gewürzpflanze mit dem zart geknitterten dunkelroten Laub und gab Hayley Anweisung, einige schöne Ringelblumen auszusuchen. Beide Pflanzen füllten eine zweite Blumenkiste.
»Schön, dass Sie auch das Steinkraut gewählt haben. Gegen das Weiß stechen die bunten Farben noch besser ab. Diese Zusammenstellung«, Stella deutete mit dem Kinn auf die Blumenkisten, »gibt Ihnen eine Vorstellung davon, wie es bald in Ihrem Garten aussehen wird. Man sieht, wie diese Pflanzen miteinander harmonieren.«
»Ich kann es kaum erwarten, sie einzupflanzen. Meine Nachbarn werden grün vor Neid werden.«
»Schicken Sie sie einfach zu uns.«
»Das wäre nicht das erste Mal. Ich bin seit der Eröffnung
dieses Gartencenters Kundin bei ihnen. Früher wohnte ich gleich um die Ecke, aber vor zwei Jahren bin ich in Richtung Memphis gezogen. Das ist zwar an die fünfzehn Meilen entfernt, aber ich scheue den langen Weg nicht, weil ich hier immer etwas Besonderes finde.«
»Das freut mich zu hören. Können Hayley oder ich Ihnen noch anderweitig behilflich sein? Brauchen Sie vielleicht irgendein Bodensubstrat, Mulch, Dünger?«
»Danke, sehr freundlich, aber ich weiß, in welchen Regalen ich das finde.« Sie lächelte. »Vielleicht könnte mir nachher einer der jungen Burschen helfen, die Waren ins Auto zu laden.«
»Ich werde das gleich veranlassen«, sagte Stella. Ehe sie davoneilte, rief sie Hayley noch zu: »Und du benimmst dich, sonst kannst du was erleben!«
»Sind Sie Schwestern?«, erkundigte sich die Frau bei Hayley.
»Nein. Sie ist mein Boss. Wieso fragen Sie?«
»Irgendwie fühlte ich mich an meine Schwester und mich erinnert. Auch ich schimpfe meine jüngere Schwester mitunter noch aus, vor allem, wenn ich mir Sorgen um sie mache.«
»Ach.« Versonnen neigte Hayley den Kopf zur Seite. »Dann sind wir wohl doch so eine Art Schwestern.«
Stella war mit Hayley einer Meinung, dass werdende Mütter Bewegung brauchten. Gleichwohl duldete sie es inzwischen nicht mehr, dass Hayley nach einem vollen Arbeitstag die halbe Meile bis nach Hause zu Fuß zurücklegte. Hayley meckerte zwar, doch Stella scheuchte sie jeden Abend zu ihrem Wagen und fuhr sie nach Hause.
»Ich gehe gern spazieren«, sagte Hayley trotzig, als sie eines Abends mal wieder bei Stella mitfuhr.
»Wenn du dich zu Hause etwas ausgeruht und zu Abend gegessen hast, kannst ja einen Spaziergang durch den Park machen. Aber nach der Arbeit gehst du mir nicht den ganzen Weg allein durch den Wald!«
»Willst du mich jetzt die nächsten vier Wochen damit nerven?«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Erinnerst du dich an Mrs. Tyler? Die Frau, die die vielen Einjährigen und die Schwarznessel gekauft hat?«
»Hm. Ja, ich denke, ich weiß, wen du meinst.«
»Na ja, jedenfalls hielt sie uns für Schwestern, weil du mich genauso bevormundest, wie sie es bei ihrer kleinen Schwester macht. Vor ein paar Tagen fand ich das ganz nett. Inzwischen nervt es mich.«
»Pech.«
»Ich kann mich um mich selbst
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