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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hand auf der Verandaschaukel saßen.
    »Ich gehe mich rasch umziehen«, rief sie den beiden zu. »Bin gleich wieder da.«
    »Lass dir ruhig Zeit«, rief Hayley zurück und wandte sich dann mit süffisant hochgezogenen Brauen an Roz. »Ihnen ist doch klar, was es bedeutet, wenn eine Frau mit zerknautschten Kleidern und Grasflecken auf der Hose nach Hause kommt?«
    »Nun, vermutlich war sie bei Logan.«
    »Zu einer schnellen Nummer im Freien.«
    In gespielter Empörung rümpfte Roz die Nase. »Also, Hayley! Ich muss schon sehr bitten!«
    »Haben Sie es nie im Freien getrieben?«
    Roz seufzte. »Oh doch. Früher. In grauer Vorzeit.«
     
    Stella war klar, dass die beiden über sie redeten. Am ganzen Körper vor Verlegenheit glühend, rannte sie in ihr Schlafzimmer, zog die zerknitterten Kleider aus und warf sie in den Wäschekorb.
    »Es gibt nichts, dessen ich mich schämen müsste«, murmelte sie, während sie den Kleiderschrank aufriss. »Absolut nichts.« Sie zog frische Unterwäsche heraus, schlüpfte hinein und fühlte sich sofort besser.
    Und als sie nach einer frischen Bluse griff, spürte sie die Kälte.
    Instinktiv schlang sie die Arme um die Mitte, rechnete fast damit, dass eine Vase oder Lampe angeflogen käme.
    Doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und drehte sich um. Die Harper-Braut stand vor ihr. Zum ersten Mal sah sie die Geisterfrau ganz deutlich. Ihre Gestalt war zwar substanzlos wie Rauch und ließ das Licht hindurch, doch ihr Gesicht, ihre Figur, die hellen Ringellocken und die umflorten Augen waren gut zu erkennen.
    Die Geisterfrau stand auf der Türschwelle, die zum Bad und dann weiter zum Zimmer der Jungen führte.
    Doch diesmal ging weder Zorn noch Ablehnung von ihr aus. Nein, sie verströmte nur eine tiefe, bodenlose Traurigkeit.
    Stellas Angst verwandelte sich in Mitgefühl. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, flüsterte sie und machte, die Bluse an ihre Brust gepresst, einen Schritt auf die
Geisterfrau zu. »Ich wünschte, ich würde wissen, wer du bist, was dir widerfahren ist. Warum du so traurig bist.«
    Die Frau richtete den Blick auf einen Punkt hinter Stellas Schulter.
    »Die Jungs sind heute nicht da«, hörte sich Stella zu ihrer Verblüffung sagen. »Sie übernachten bei meinem Vater und dessen Frau – ihren Großeltern. Dort werden sie natürlich maßlos verwöhnt und verhätschelt und bekommen viel zu viel Eiscreme. Aber morgen sind sie wieder zurück. Und das ist gut so, denn die beiden bedeuten mir alles.«
    Sie wagte noch einen Schritt in Richtung der Geisterfrau. »Sie sind sehr gern bei ihren Großeltern. Aber es ist so still, wenn sie nicht da sind, nicht wahr?«
    Großer Gott, sie redete mit einem Geist. Versuchte, einen Geist in ein Gespräch zu verwickeln. Hätte ihr das jemand vor einem Jahr erzählt, hätte sie ihn ausgelacht.
    »Kannst du mir nicht irgendeinen Hinweis geben, wie man dir helfen kann? Wir bemühen uns alle sehr, etwas über dich herauszufinden, und wenn uns das gelingt, können wir vielleicht ... Kannst du mir nicht wenigstens deinen Namen nennen?«
    Obwohl Stellas Hand zitterte, streckte sie sie nach der Frau aus. Diese sah sie mit ihren unergründlichen Augen an, während Stellas Hand durch sie hindurchglitt. Da war Kälte, ein zuckendes Entsetzen. Und dann war sie verschwunden.
    »Du kannst sprechen«, sagte Stella in den leeren Raum hinein. »Wenn du singen kannst, kannst du auch sprechen. Warum sagst du nichts?«
    Bis ins Innerste aufgewühlt, zog sie sich an und bändigte ihr Haar notdürftig mit einer Spange. Ihr Herz klopfte
noch immer wie wild, als sie ihr Make-up auffrischte und halb damit rechnete, jenes traurige Gesicht hinter sich im Spiegel zu erblicken.
    Rasch schlüpfte sie in ihre Schuhe und ging nach unten. Sie würde den Tod hinter sich lassen, dachte sie, und sich für ein neues Leben bereitmachen.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Die Wochen vergingen. Dem Frühling folgte der Frühsommer, und nach wie vor strömten die Kunden in Scharen ins Gartencenter, um einzukaufen, sich beraten zu lassen oder einfach nur ein Schwätzchen zu halten.
    Zufrieden beobachtete Stella, wie die Freilandblumen, Hängepflanzen, Zierbäume in Tüten und Jutesäcke verpackt über den Ladentisch wanderten, um eilends nach Hause gebracht und eingepflanzt zu werden.
    Sie sorgte dafür, dass aus den Gewächshäusern ständig Nachschub kam, rief bei den Lieferanten an, um mehr Düngemittel, Grassamen, Wurzelbeschleuniger zu bestellen.
    Bewaffnet mit

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