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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einfach gern noch eine Chance ...«
    »Niemals!«, fiel sie ihm scharf ins Wort. »Weder in diesem Leben noch in irgendeinem anderen. Sei froh, dass du in deinen teuren Schuhen und deinem maßgeschneiderten Anzug herumlaufen darfst, statt in Sträflingskluft Tüten zu kleben.«
    »Es gibt keinen Grund, mich derart niederzumachen. Du hast bekommen, was du wolltest, Roz. Schließlich hast du mich ohne einen Penny abserviert.«
    »Wenn man von den fünfzehntausendsechshundertfünfundachtzig Dollar und zweiundzwanzig Cent absieht, die du eine Woche, bevor ich dich aus dem Haus geworfen habe, von meinem Konto geklaut hast. Oh, das war mir nicht entgangen«, fügte sie angesichts seiner betont verständnislosen Miene hinzu. »Aber ich habe nichts unternommen, weil ich das als gerechte Strafe für meine grenzenlose Dummheit ansah. Und jetzt zieh Leine. Verschwinde aus meinem Leben und lass dich nie wieder blicken, sonst wirst du es bereuen, das verspreche ich dir.«
    Sie stolzierte mit klickenden Absätzen davon und drehte sich auch nicht mehr um, als er ihr »Frigide Ziege!« hinterherzischte.
    Gleichwohl war sie zutiefst erschüttert und blieb vor dem Apartmenthaus erst mal einige Sekunden stehen, um sich zu sammeln. Es ärgerte sie, dass sie sich von ihm
so aus der Fassung bringen ließ. Dass sie überhaupt auf ihn reagierte, und sei es auch nur mit Zorn.
    Weil dieser Zorn von Scham begleitet war.
    Sie hatte ihm Einlass in ihr Herz und ihr Heim gewährt. Hatte sich umgarnen und verführen lassen – war belogen und verraten worden. Er hatte nicht nur ihr Geld gestohlen. Er hatte sie in ihrem Stolz verletzt. Und es war eine bittere Erkenntnis, dass diese Verletzung trotz der langen Zeit noch nicht verheilt war.
    Sie betrat das Haus, dessen Kühle sie wohltuend umfing, und fuhr mit dem Lift in den dritten Stock.
    Zu aufgewühlt und wütend, um ihr Haar oder ihr Make-up zu überprüfen, klingelte sie und wartete ungeduldig, bis sich die Tür öffnete.
    Vor ihr stand ein großer, schlaksiger Mann, der genauso attraktiv aussah wie auf den Fotos auf der Rückseite seiner Bücher, die Roz vor diesem Termin gelesen oder zumindest durchgeblättert hatte. Er hatte ein gut geschnittenes markantes Gesicht mit zerzaustem braunem Haar, einer geraden schmalen Nase, auf der eine leicht nach unten gerutschte Hornbrille saß; und flaschengrüne Augen, die Roz abwesend anblickten. An seinem Wangenknochen war ein dunkler Bluterguss zu erkennen.
    In seinen Jeans und dem legeren Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln wirkte er etwas zerknittert. Er war barfuß, trug weder Slipper noch Hausschuhe, sodass sich Roz in ihren hochhackigen Pumps und dem schicken Kostüm ziemlich unpassend fühlte.
    »Dr. Carnegie?«
    »Ja. Mrs. Äh ... Harper. Entschuldigen Sie. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Bitte, treten Sie ein. Aber sehen Sie sich nicht so genau um!« Er schenkte ihr ein kurzes,
entwaffnendes Lächeln. »Ich habe nämlich nicht aufgeräumt. Am besten gehen wir gleich in mein Büro durch. Dort kann ich die Unordnung mit kreativem Schaffensdrang entschuldigen. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Er stammte von der Südstaatenküste, stellte Roz fest. Das verriet diese lässige, gedehnte Sprechweise, die Vokale in warme Flüssigkeit verwandelte. »Gern, was immer Sie da haben. Hauptsache, es ist kalt.
    Natürlich sah sie sich neugierig um, als er sie durch das Wohnzimmer dirigierte. Das riesige braune Sofa war mit Zeitungen und Büchern übersät, und auf dem antiken Couchtisch – womöglich Georgianisch – befand sich ein weiterer Stapel, zusammen mit einem abgebrannten weißen Kerzenstummel. Mitten auf einem wunderschönen Kelim lagen ein Basketball und ein Paar ziemlich ramponierte Turnschuhe, und eine Wandseite wurde fast vollständig von einem riesigen Fernsehbildschirm eingenommen.
    Obwohl er sie zügig zu seinem Büro lotste, erhaschte sie einen Blick auf seine Küche. Angesichts der Berge an schmutzigem Geschirr und Gläsern nahm sie an, dass er vor kurzem eine Party gefeiert hatte.
    »Ich stecke gerade mitten in der Arbeit an einem Buch«, erklärte er und öffnete die Tür zu seinem Büro. »Und wenn ich mal etwas Luft habe, steht mir der Sinn nicht unbedingt nach Haushalt. Meine letzte Zugehfrau hat leider das Handtuch geworfen. Genau wie ihre Vorgängerinnen.«
    »Das kann ich gar nicht verstehen«, sagte sie höflich, während sie fassungslos in sein Büro starrte.
    In dem von Zigarrenrauch verhangenen Raum

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