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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war
nicht ein freies Plätzchen zu sehen. Auf dem Fensterbrett welkte eine Dieffenbachia in einem angeschlagenen Blumentopf traurig vor sich hin, und der mit Büchern und unzähligen Zetteln beladene Schreibtisch hatte kaum noch Platz für den Flachbildschirm und die ergonomische Tastatur.
    Er räumte einen Stuhl für sie frei, indem er die Papierstapel einfach auf den Boden fegte. »Machen Sie es sich bequem. Ich bin gleich wieder da.«
    Nachdem er gegangen war, entdeckte sie inmitten des Chaos auf seinem Schreibtisch auch noch ein halb aufgegessenes Sandwich und ein Glas mit einer undefinierbaren dunklen Flüssigkeit, bei der es sich vermutlich um Tee handelte. Leicht befremdet, spähte sie auf den Monitor, auf dessen Bildschirmschoner mehrere Basketball spielende Comicfiguren flimmerten.
    »Ich hoffe, der Tee ist so richtig«, sagte er, als er zurückkehrte.
    »Bestimmt. Vielen Dank.« Todesmutig nahm sie das Glas entgegen und vertraute darauf, dass es einigermaßen sauber war. »Dr. Carnegie, Sie töten diese Pflanze.«
    »Welche Pflanze?«
    »Die Dieffenbachia auf dem Fensterbrett.«
    »Oh? Oh. Ich wusste gar nicht, dass ich eine Pflanze habe.« Verblüfft sah er die Pflanze an. »Woher die wohl kommt? Sie sieht in der Tat nicht sehr gesund aus.«
    Kurzerhand ergriff er die Pflanze und wollte sie in den überquellenden Papierkorb neben seinem Schreibtisch werfen.
    »Um Gottes Willen!«, rief Roz entsetzt. »Was tun Sie da? Sie würden Ihre Katze doch auch nicht lebendig begraben!«
    »Ich habe keine Katze.«
    »Geben Sie mir die Pflanze.« Sie sprang auf, riss ihm den Blumentopf aus der Hand. »Sie stirbt vor Durst und Hitze, der Topf ist viel zu klein und die Erde steinhart.«
    Sie stellte den Topf neben ihren Stuhl und nahm wieder Platz. »Ich werde sie aufpäppeln.« Wütend schlug sie die Beine übereinander. »Dr. Carnegie ...«
    »Mitch. Wer meine Pflanze stiehlt, muss mich Mitch nennen.«
    »Wie ich Ihnen bereits am Telefon erklärte, bin ich an einem Stammbaum meiner Familie interessiert, insbesondere an Informationen über eine bestimmte Person.«
    »Ja.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Und ich sagte Ihnen bereits, dass ich Ahnenforschung nur dann für Privatpersonen betreibe, wenn mich etwas an der Familiengeschichte interessiert. Ich arbeite ja, wie Sie sehen, gerade an einem Buch und kann nur wenig Zeit erübrigen.«
    »Sie haben Ihr Honorar noch nicht genannt.«
    »Fünfzig Dollar die Stunde plus meine Ausgaben.«
    Roz schluckte. »Das ist ein Anwaltshonorar.«
    »Eine normale Ahnenforschung dauert nicht allzu lange, wenn man weiß, wie man vorgeht und wo man nachschlägt. In den meisten Fällen ist das innerhalb von vierzig Stunden erledigt, je nachdem, wie weit man zurückgehen möchte. Sollte es schwieriger werden, können wir über das Gesamthonorar noch einmal verhandeln. Aber wie gesagt –«
    »Ich denke nicht, dass Sie weiter als ein Jahrhundert zurückgehen müssen.«
    »Das ist Kinderkram. Wenn es nur um hundert Jahre geht, können Sie es selbst machen. Die Vorgehensweise kann ich Ihnen gern erklären. Kostenlos.«
    »Wir brauchen einen Experten, und Sie sind Experte auf diesem Gebiet. Ich bin bereit, über die Bedingungen zu verhandeln. Da Sie sich trotz ihres vollen Terminkalenders die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen, werden Sie mich ja wohl noch anhören, ehe sie mich wieder vor die Tür setzen.«
    Bleibt immer schön sachlich, die Dame, dachte er. Und ist dabei ziemlich kratzbürstig. »Natürlich höre ich mir an, was Sie zu sagen haben. Wenn Sie es nicht eilig haben, könnte ich Ihnen in einigen Wochen die gewünschten Ergebnisse liefern.«
    Er bückte sich und begann unter seinem Schreibtisch herumzukramen. »Herrgott noch mal, wo ist das Zeug nur?«
    Triumphierend beförderte er schließlich einen Block und einen Kugelschreiber zutage. »So, der Vorname ist Rosalind, ja? Wie in Wie es euch gefällt? «
    Um ihre Mundwinkel zuckte ein Lächeln. »Mein Vater war Shakespeare-Fan.«
    Er schrieb ihren Namen auf den Block. »Hundert Jahre zurück, sagten Sie. Ich dachte, eine Familie wie die Ihre würde über genügend Aufzeichnungen, Tagebücher und amtliche Dokumente verfügen, um ein Jahrhundert abzudecken. Ganz zu schweigen von der mündlich überlieferten Familiengeschichte.«
    »Sollte man meinen. In der Tat gibt es da eine ganze Menge, aber einige Dinge haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass die mündlich überlieferte Geschichte entweder unwahr oder

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