Blüte der Tage: Roman (German Edition)
geschützten Bereich, wo sich der winterfeste Bestand befand. »Dahinter und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich befinden sich die Bereiche für die Pflanzenvermehrung und Veredelung. Ich habe einen halben Hektar Land für den Freilandanbau abgetrennt. Wasser ist kein Problem, da es dort einen Teich gibt.«
Stella war begeistert. Dieser Job war ein Traum.
Hier könnte sie wirklich etwas tun. Könnte dieser ausgezeichneten Grundlage, die diese Frau geschaffen hatte, ihren
eigenen Stempel aufdrücken. Könnte mithelfen, den Betrieb zu verbessern, zu vergrößern und zu verfeinern.
Es war perfekt.
Die weißen, flachen Gewächshäuser, die Arbeitstische, Ausstellungstische, die Markisen, Schutzblenden, Sprinkleranlagen – in ihrer Fantasie sah Stella bereits alles voller Pflanzen und von Kunden überfüllt. Ja, hier roch es nach Wachstum und Möglichkeiten.
Nun öffnete Roz die Tür zum Treibhaus, und Stella stieß unwillkürlich einen Laut der Begeisterung aus.
Dieser Geruch nach Erde und Pflanzen, die feuchte Hitze. Obwohl sie wusste, dass sich ihr Haar in der stickigen feuchten Luft wie verrückt kräuseln wurde, trat sie ein.
Sämlinge sprossen in ihren Behältern, zartes neues Wachstum, das aus der angereicherten Erde hervorlugte. Bereits bepflanzte Körbe hingen an Haken, wo die Pflanzen zu früher Blüte gezwungen werden würden. In den Nebengängen des T-förmigen Treibhauses befanden sich die Mutterpflanzen, die Eltern der Neulinge. An Kleiderhaken hingen Schürzen, auf Tischen und in Eimern lag Gartenwerkzeug.
Schweigend wanderte sie durch die Gänge und stellte fest, dass die Behälter sorgfältig beschriftet waren. Einige Pflanzen konnte sie identifizieren, ohne die Schilder zu lesen. Schmuckkörbchen und Akelei, Petunie und Bartfaden. In diesen südlichen Breiten würden sie in wenigen Wochen bereit sein, um an sonnigen Plätzen oder in schattigen Nischen in Beete oder Blumentöpfe gepflanzt zu werden.
Und sie, Stella? War sie bereit, hier Wurzeln zu schlagen ? Hier zu blühen? Und was war mit ihren Söhnen?
Gartenbau ist ein Risiko, dachte sie. Andererseits ist
das ganze Leben ein Risiko. Kluge Menschen überlegen sich die Risiken, minimierten sie und arbeiteten auf ihr Ziel hin.
»Ich würde auch gern noch den Veredelungsbereich, die Lagerräume und die Büros sehen.«
»Kein Problem. Wir sollten ohnehin lieber gehen. Die feuchte Treibhausluft ist Gift für Ihr Kostüm.«
Stella sah an sich hinunter, erspähte die grünen Stiefel und lachte. »So viel zu dem Versuch, geschäftsmäßig und kompetent zu wirken.«
Die humorvolle Bemerkung schien Roz zu gefallen. Den Kopf zur Seite geneigt, sagte sie: »Sie sind eine hübsche Frau und haben Stil und Geschmack. Das ist immer von Vorteil. Im Gegensatz zu mir haben Sie Ihre Garderobe für dieses Treffen sorgfältig ausgesucht. Und das weiß ich durchaus zu schätzen.«
»Sie haben hier das Sagen, Mrs. Harper. Sie können sich kleiden wie immer Sie wollen.«
»Da haben Sie natürlich Recht.« Sie ging zur Tür und trat, gefolgt von Stella, hinaus. Ein feiner, eisiger Nieselregen empfing sie. »Gehen wir in mein Büro. Es macht wenig Sinn, im Regen herumzustapfen. Was war denn, abgesehen von Ihrem Vater, der Grund für Ihre Rückkehr in die Heimat?«
»Nun, es gab für mich keinen Grund mehr, noch länger in Michigan zu bleiben. Kevin und ich sind nach unserer Hochzeit dorthin gezogen, weil er dort einen Job angeboten bekam. Nach seinem Tod bin ich erst mal geblieben – ob aus Loyalität gegenüber meinem Mann oder lediglich aus Bequemlichkeit. Ich weiß es nicht. Ich mochte meine Arbeit, aber irgendwie hatte ich das Gefühl zu stagnieren.«
»Haben Sie Angehörige?«
»Nein. Nicht in Michigan. Dort gab es nur die Jungen und mich. Kevins Eltern waren schon einige Jahre vor unserer Hochzeit gestorben. Meine Mutter lebt in New York. Ich selbst möchte nicht in der Großstadt leben oder meine Kinder dort aufziehen. Abgesehen davon, sind meine Mutter und ich ... nun ja, wir haben nicht das beste Verhältnis. Wie es zwischen Müttern und Töchtern häufig der Fall ist.«
»Zum Glück habe ich Söhne bekommen.«
»O ja.« Sie lachte. »Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich noch sehr klein war. Vermutlich haben Sie davon gehört.«
»Ja, wenn auch nur in groben Zügen. Wie gesagt, ich mag Ihren Vater und Jolene.«
»Ich auch. Statt also auf gut Glück in eine andere Gegend zu ziehen, beschloss ich, hierher zu kommen. Ich bin hier
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