Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Gärtnerei.«
»Dann sind Sie hier ja goldrichtig. Roz, Marilee Booker
war hier und hat eine Orchidee gekauft. Ich konnte es ihr nicht ausreden.«
»Verdammt! Die wird binnen einer Woche eingegangen sein.«
»Orchideen sind doch in der Regel recht pflegeleicht«, wandte Stella ein.
»Nicht für Marilee. Sie hat keinerlei Geschick mit Pflanzen. Man sollte ihr per Gesetz verbieten, sich Pflanzen mehr als zehn Meter zu nähern.«
»Tut mir Leid, Roz. Aber sie musste mir versprechen, die Orchidee zurückzubringen, sobald sie zu kränkeln beginnt.«
»Schon gut.« Mit einer Handbewegung fegte Roz das Thema beiseite und führte Stella weiter durch einen breiten Durchgang. Hier befanden sich die Zimmerpflanzen, von exotisch bis klassisch, sowie Übertöpfe jeder Größe und jeder Farbe. Des Weiteren gab es auch hier Gartenzubehör wie Trittsteine, Spaliere, Baumsägen, Brunnen und Bänke.
»Ich erwarte von meinen Angestellten, dass sie über alles ein wenig Bescheid wissen«, sagte Roz, während sie durch die Abteilung gingen. »Und wenn sie einmal etwas nicht wissen, sollen sie sich kundig machen. Wir sind ein kleiner Betrieb und können bei der Preisgestaltung nicht mit den großen Gartencentern konkurrieren. Also konzentrieren wir uns auf eher ungewöhnliche Pflanzen und eine persönliche Kundenbetreuung. Und wir machen Hausbesuche.«
»Haben Sie für die Beratungen vor Ort eine eigene Kraft?«
»Nein, in der Regel besuchen mein Sohn Harper oder ich die Kunden. Sei es, weil sie Schwierigkeiten mit einer
bei uns gekauften Pflanze haben oder weil sie einfach nur eine persönliche Beratung wünschen.«
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, wippte sie auf den Absätzen ihrer schlammverkrusteten Stiefel hin und her. »Dafür kann ich mit einem eigenen Landschaftsgärtner aufwarten. Es hat mich ein Vermögen gekostet, ihn von einer anderen Stelle wegzulocken. Und ich musste ihm auch zusagen, dass ich ihm nicht dreinrede. Aber er ist nun mal der Beste. Diesen Bereich würde ich gern noch weiter ausbauen.«
»Wie sieht Ihr Gesamtkonzept aus?«
Roz hob die Brauen. In ihren Augen blitzte ein amüsiertes Funkeln auf. »Genau deshalb brauche ich jemanden wie Sie. Jemanden, der mich ungerührt nach meinem ›Gesamtkonzept‹ fragt. Tja, lassen Sie mich nachdenken.«
Die Hände in die Hüften gestemmt, warf sie einen Blick durch den Ladenbereich und öffnete dann die breite Glastür zum angrenzenden Gewächshaus. »Ich würde sagen, es ist zweigleisig – hier versorgen wir übrigens ab März die meisten unserer einjährigen Pflanzen und Hängepflanzen. Also, zum einen will ich mit meinem Sortiment die Wünsche der Heimgärtner bedienen. Vom blutigen Anfänger, der erst mal hineinschnuppern will, bis hin zum erfahrenen Gärtner, der genau weiß, was er will und bereit ist, etwas Neues oder Ungewöhnliches auszuprobieren. Diese Kunden, ob Anfänger oder Experten, sollen gute Ware erhalten, guten Service und eine gute Beratung. Zum anderen möchte ich die Wünsche von Kunden bedienen, die das Geld, aber nicht die Zeit oder die Neigung haben, in der Erde herumzubuddeln. Die einen schönen Garten haben möchten, aber nicht über das notwendige Know-how verfügen oder keine Lust auf diese Arbeit haben.
Also übernehmen wir den Auftrag, arbeiten die Gestaltung aus, besorgen die Pflanzen, heuern Arbeitskräfte an. Das Ziel ist die Zufriedenheit des Kunden.«
»Gut.« Interessiert betrachtete Stella die langen, auf Rollen stehenden Tische, die Sprinklerköpfe der Bewässerungsanlage, die Abflussrinnen in dem schräg abfallenden Betonboden.
»Wenn die Saison beginnt, werden wir die Tische längs an dieses Gebäude rollen und darauf die Einjährigen und Mehrjährigen ausstellen – so wird sie jeder, der vorbeigeht oder das Center betritt, sofort sehen. Für Pflanzen, die kein direktes Sonnenlicht vertragen, haben wir einen schattigen Bereich«, fuhr sie im Weitergehen fort. »Dort drüben bewahren wir unsere Kräuter auf, und da hinten ist noch ein Lagerraum für Töpfe, Plastikuntersetzer, Schildchen. Dieses Gewächshaus wird für die Öffentlichkeit zugänglich sein, um den Verkauf der einjährigen Pflanzen zu fördern. Draußen befinden sich weitere Gewächshäuser für die Mutterpflanzen, Sämlinge und Bereiche für die Pflanzenzucht.«
Sie gingen über knirschenden Kies und dann weiter einen Asphaltweg entlang. Rechts und links ragten Büsche und Zierbäume empor. Nach einigen Metern deutete Roz auf einen
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