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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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denken oder wollen? Also nahm ich den Ring ab. Es war hart. Als würde ich Kevin zum zweiten Mal verlieren.«
    »Ich habe meinen Ring an meinem vierzigsten Geburtstag
abgelegt«, murmelte Roz. »Mir fiel auf, dass ich ihn nicht mehr in Gedenken an meinen verstorbenen Mann trug, sondern wie einen Schild vor mit hertrug, um neue Beziehungen abzuwehren. Und so nahm ich ihn an jenem Unglückstag ab«, fügte sie mit schiefem Lächeln hinzu. »Denn entweder bewegen wir uns weiter oder wir verkümmern.«
    »Mir fehlt die Zeit, um mir über diese Dinge Gedanken zu machen. Und das wird vermutlich noch eine Weile so bleiben. Ich wollte mich nur noch einmal entschuldigen.«
    »Entschuldigung angenommen. Ich nehme meinen Kaffee mit nach oben. Wir sehen uns dann morgen.«
    »Ja. Gute Nacht.«
    Mit einem Gefühl der Erleichterung brühte Stella ihren Tee auf. Nach diesem klärenden Gespräch würde sie morgen mit neuem Schwung an die Arbeit gehen. Sie hatte vor, einen Großteil der Umstrukturierungsmaßnahmen einzuleiten, sich mit Harper und Roz darüber zu beraten, welche weiteren Pflanzen in das Bestandsverzeichnis aufgenommen werden sollten, und eine Möglichkeit zu finden, sich mit Logan zu einigen.
    Auf dem Weg nach oben vernahm sie plötzlich wieder jenen Gesang. Nur ganz leise, doch unendlich traurig. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie ging schneller, sodass das Porzellangeschirr auf dem Tablett klapperte. Atemlos gelangte sie vor dem Zimmer ihrer Söhne an und riss die Tür auf.
    Es war niemand da, nur in der Luft lag wieder jener seltsame eisige Hauch. Auch als sie ihr Tablett abstellte und im Schrank und unter dem Bett nachsah, entdeckte sie nichts.
    Sie blieb zwischen den beiden Betten auf dem Boden
sitzen und wartete, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigte. Der Hund wachte auf, streckte sich und trottete zu ihr hinüber.
    Den Arm um den Hund gelegt, saß sie noch lange Zeit da und lauschte den regelmäßigen Atemzügen ihrer Söhne.
     
    Am Sonntag gingen sie zu ihrem Vater zum Brunch. Es war ihr erster freier Tag, und sie sehnte sich nach Ruhe und Entspannung. Höflichkeitshalber bot sie Jolene zwar ihre Hilfe an, doch Jolene drückte ihr ein Glas Sekt mit Orangensaft in die Hand und scheuchte sie aus der Küche.
    Da die Jungen mit Parker im Garten herumtobten, konnte sie sich ungestört mit ihrem Vater unterhalten.
    »Erzähl mir alles«, forderte er sie auf, als sie sich zu ihm setzte.
    »Wenn ich alles erzähle, sitze ich bis übermorgen hier.«
    »Dann die wesentlichen Punkte. Wie kommst du mit Rosalind klar?«
    »Ich mag sie sehr. Eine faszinierende Frau. Sehr offen und klar und dann wieder distanziert und nicht greifbar. Ich weiß nie, woran ich bei ihr bin. Trotzdem mag ich sie.«
    »Sie hat großes Glück mit dir. Und da sie eine kluge Frau ist, weiß sie das auch.«
    Stella lachte. Sie wusste, wie sehr ihr Vater sie liebte. Sie hatten sich oft monatelang nicht gesehen, aber er hatte immer angerufen, geschrieben oder kleine Überraschungspäckchen geschickt.
    Er war auf angenehme Art gealtert, dachte sie nun. Während ihre Mutter grimmig gegen die Spuren der
Zeit ankämpfte, hatte sich ihr Vater damit versöhnt. Sein rotes Haar war inzwischen fast völlig ergraut und seinen knochendürren Körper zierte ein kleines Bäuchlein. Um Augen und Mund lagen Lachfalten, und auf seiner Nase saß eine Brille. Da er gern im Garten arbeitete und leidenschaftlich Golf spielte, hatte er eine gesunde, frische Gesichtsfarbe.
    »Die Jungen wirken glücklich«, bemerkte er.
    »Ja, sie haben sich mühelos eingelebt. Ich weiß noch, welche Sorgen ich mir deswegen gemacht habe.«
    »Liebes, wenn du dir nicht wegen irgendetwas Sorgen machen würdest, müsste man wahrscheinlich um deine Gesundheit fürchten.«
    »Hm, ich gebe es nur ungern zu, aber du hast vermutlich Recht. Wie auch immer, in der Schule gibt es noch ein paar Probleme. Es ist immer schwierig, als Neuer in eine Klasse zu kommen. Aber dafür sind sie ganz begeistert von dem Haus und dem vielen Platz. Und David lieben sie heiß und innig. Du kennst doch David Wentworth, oder?«
    »Ja. In gewisser Weise hat er bereits als Kind zu Rosalinds Haushalt gehört, und mittlerweile leitet er ihn.«
    »Er kann fantastisch mit Kindern umgehen. Die Gewissheit, dass die Kinder nach der Schule gut versorgt sind, ist für mich eine ungeheure Entlastung. Harper mag ich übrigens auch – obwohl ich ihn kaum zu Gesicht kriege.«
    »Der Junge war schon immer ein

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