Blüte der Tage: Roman (German Edition)
klar?«
»Als ich mit meinen Söhnen vor dem Abendessen nach unten kam. Ich wollte wirklich nicht spionieren, aber zufällig sah ich ...«
»Nehmen Sie sich einen Keks.«
»Nein, nach dem Abendessen esse ich normalerweise keine Süßigkeiten ...«
»Na los, nehmen Sie schon!« Resolut drückte ihr Roz einen Keks in die Hand. »Logan und ich haben in der Tat eine Beziehung. Er arbeitet für mich – obwohl er das nicht unbedingt so sieht.« Ein amüsiertes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Aus seiner Sicht arbeitet er eher mit mir, aber das nehme ich ihm nicht krumm. Solange er seine Arbeit macht, Geld hereinkommt und die Kunden zufrieden sind. Abgesehen davon sind wir auch miteinander befreundet. Ich mag ihn sehr. Aber wir schlafen nicht miteinander. Wir haben keine wie auch immer geartete romantische Beziehung.«
»Oh.« Stella schnappte nach Luft. »Da bin ich ja ordentlich ins Fettnäpfchen getreten.«
»Ich bin nicht beleidigt, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich geschmeichelt. Er ist ein prachtvolles Exemplar. Dennoch habe ich diesbezüglich keinerlei Ambitionen.«
»Warum nicht?«
Roz schenkte sich ihren Kaffee ein, während Stella den pfeifenden Teekessel vom Herd nahm. »Ich bin zehn Jahre älter als er.«
»Und?«
Überrascht blickte Roz auf. »Hm, Sie haben Recht. Das spielt keine Rolle – sollte es zumindest nicht. Trotzdem,
ich war zweimal verheiratet. Die eine Ehe war gut, sehr gut. Die andere sehr schlecht. Aber selbst eine gute Ehe kostet sehr viel Zeit, Mühe und Kraft. Inzwischen macht es mir mehr Spaß, meine Zeit, Mühe und Kraft für mich selbst zu nutzen.«
»Fühlen Sie sich nie einsam?«
»Doch. Sicher. Es gab eine Zeit, in der ich gar nicht die Muße hatte, mich einsam zu fühlen. Die Kindererziehung, der ganze Alltagskram, die Verantwortung.«
Versonnen sah sie sich in der Küche um, als würde sie den Nachklang von Kinderlärm vernehmen. »Als meine Söhne erwachsen waren, spürte ich den Wunsch, mein Leben und mein Heim mit jemandem zu teilen. Das war ein Fehler.« Ihre Miene blieb freundlich, doch ihr Ton wurde hart wie Granit. »Ich habe ihn berichtigt.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, noch einmal zu heiraten. Selbst eine gute Ehe ist ein Balanceakt. Vor allem, wenn man Familie und Karriere unter einen Hut bringen möchte.«
»Zum Glück musste ich nie beides gleichzeitig bewältigen. Als John noch am Leben war, kümmerte ich mich um den Haushalt, die Kinder, um ihn. Das war mein ganzer Lebensinhalt. Und als es nur noch die Jungen und mich gab, konzentrierte ich mich noch mehr auf meine Mutterrolle. Ich bedaure das nicht«, fügte sie nach einem Schluck Kaffee hinzu. »Ich wollte das so. Das Geschäft, die Karriere, all das begann für mich später. Dennoch bewundere ich Frauen, die beides vereinen können.«
»Ich denke, ich war darin recht geschickt.« Die Erinnerung überfiel sie, stach mit feinen Nadelspitzen in ihr Herz. »Es ist anstrengend, aber auch erfüllend. Aber jetzt wieder eine Beziehung? Ich glaube nicht, dass ich das
noch könnte. Tag für Tag mit jemandem zusammen zu sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Unvorstellbar. Das Leben mit Kevin kann ich mir immer vergegenwärtigen, jede einzelne Phase davon. Aber ich kann mir niemand anderen an meiner Seite vorstellen.«
»Vielleicht ist er Ihnen nur noch nicht begegnet.«
Stella zuckte die Achseln. »Mag sein. Aber ich konnte mir Sie und Logan zusammen vorstellen.«
»Tatsächlich?«
In Roz’ Ton lag so viel anzüglicher Humor, dass Stella jegliche Zurückhaltung vergaß und laut loslachte. »Nicht auf diese Weise. Obwohl dieses Bild kurz hochkam, aber knallhart abgeschmettert wurde. Nein, ich meinte, dass Sie beide ein schönes Paar sind. So locker und ungezwungen. Das gefällt mir. Es ist schön, jemanden zu haben, in dessen Gegenwart man sich frei fühlt.«
»Bei Kevin und Ihnen war das sicher der Fall, nicht wahr?«
»Ja. Wir waren auf derselben Wellenlänge.«
»Mir ist aufgefallen, dass Sie keinen Ehering tragen.«
»Ja.« Stella betrachtete ihren ringlosen Finger. »Ich habe ihn vor etwa einem Jahr abgelegt – als ich anfing, mich wieder zu verabreden. Es schien mir nicht richtig, den Ring zu tragen, wenn ich mit einem anderen Mann zusammen war. Inzwischen fühle ich mich nicht mehr verheiratet. Das war ein ganz allmählicher Prozess.«
Roz nickte. »Ja, ich kenne das.«
»Irgendwann habe ich mich nicht mehr gefragt: Was würde Kevin dazu sagen? Oder was würde Kevin tun oder
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