Blüte der Tage: Roman (German Edition)
sah sexy aus. Kam dann noch irgendein gefährliches Werkzeug hinzu, war das Bild des wilden Kerls perfekt und löste bei der Frau einen atavistischen Lustreflex aus.
Darum geht es jetzt nicht, mahnte sie sich.
Es ging um seine Arbeit und um ihre Verbesserungsvorschläge. Sie beschloss, vorerst in Deckung zu bleiben und den Rest des Gartens zu inspizieren.
Früher einmal war dieses Grundstück sicher sehr hübsch gewesen, doch jetzt war es von Unkraut überwuchert und mit abgestorbenen Sträuchern und vermodernden Baumresten übersät. In der hinteren Ecke eines von wildem Wein überwachsenen Zauns stand ein halb verfallenes Gartenhäuschen.
Der Garten dürfte an die tausend Quadratmeter groß sein, schätzte sie. Ihr Blick fiel auf einen hoch gewachsenen
Schwarzen, der abgehauene Äste zu seinem kleinen dünnen weißen Kollegen schleppte, der an einer Spaltmaschine stand. Daneben wartete eine bullig aussehende Maschine darauf, den Rest zu zerkleinern.
Die Schönheit dieses Ortes war nicht verloren, dachte Stella. Sie war nur verdeckt.
Es bedurfte einer Vision, sie wieder zum Leben zu erwecken.
Da der Schwarze ihren Blick bemerkt hatte, ging sie zu ihm hinüber.
»Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
Lächelnd streckte sie die Hand aus. »Ich bin Stella Rothchild, Mrs. Harpers Geschäftsführerin.«
»Freut mich. Ich bin Sam, der da ist Dick.«
Der kleine Mann hatte das frische, sommersprossige Gesicht eines Zwölfjährigen, nur das mickrige Ziegenbärtchen wirkte irgendwie fehl am Platz. »Hab schon von Ihnen gehört.« Er zog die Brauen hoch und warf seinem Kollegen ein beredtes Grinsen zu.
»Tatsächlich?« Obwohl ihr das Lächeln gefror, bemühte sie sich weiterhin um einen freundlichen Ton. »Ich dachte, ich mach mir mal ein Bild von den verschiedenen Aufgabenbereichen.« Sie warf einen Blick durch den Garten und vermied es absichtlich, in Logans Richtung zu sehen. »Sie sind ja offenbar für die nächste Zeit gut beschäftigt.«
»Jede Menge zu roden«, stimmte Sam zu. Er stemmte die Hände, die in dicken Arbeitshandschuhen steckten, in die Hüften. »Hab aber schon Schlimmeres gesehen.«
»Gibt es einen Kostenplan?«
»Kostenplan?«, wiederholte Dick begriffsstutzig.
Aus seiner luftigen Höhe schenkte Sam dem kleinen Dick einen mitleidigen Blick.
»Wenn Sie was über Pläne und Kosten und so Zeug wissen wollen«, sagte er, »müssen Sie mit dem Boss sprechen.«
»In Ordnung. Vielen Dank. Dann werde ich mal gehen und Sie nicht länger von der Arbeit abhalten.«
Stella setzte ihren Erkundungsgang fort. Um Material für eine Vorher-Nachher-Dokumentation zu haben, zog sie den kleinen Fotoapparat aus ihrer Tasche und machte Fotos.
Er wusste, dass sie da war. Dass sie gebügelt und geschniegelt dort drüben stand, die wilde rote Mähne nach hinten gesteckt und die großen blauen Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen.
Er hatte sich schon gefragt, wann sie auftauchen würde, um an seiner Arbeit herumzukritteln. Denn Nörgeln war offenbar ihre Lieblingsbeschäftigung. Zumindest war sie vernünftig genug, ihn nicht bei der Arbeit zu unterbrechen.
Eigentlich war sie durch und durch vernünftig.
Mal sehen, vielleicht würde sie ihn ja überraschen – wie ihre Söhne. Er hatte höfliche kleine Roboter erwartet. Verklemmte Langeweiler, die ihre dominante Mutter erst fragend ansehen, bevor sie es wagen, den Mund aufzumachen. Stattdessen waren es normale, wissbegierige, lustige Jungen. Es erforderte sicher einige Fantasie, um zwei so lebhafte Jungen zu beschäftigen.
Vielleicht war sie nur bei der Arbeit so eine Nervensäge.
Genauso wie er, dachte er grinsend, während er einen dicken Zweig absägte.
Er arbeitete weiter und ließ sie warten. Gute dreißig
Minuten, in denen er sie weitgehend ignorierte. Obwohl er aus den Augenwinkeln beobachtete, wie sie einen Fotoapparat – O Gott! – und danach ein Notizbuch aus der Handtasche zog.
Natürlich sah er auch, wie sie mit seinen Angestellten redete – und er bemerkte die anzüglichen Blicke, die Dick ihr zuwarf.
Dick war ein unerzogener Trampel, dachte Logan. Vor allem im Umgang mit Frauen. Dafür war er ein unermüdlicher Arbeiter und würde selbst die dreckigste Arbeit mit einem seligen, schwachsinnigen Grinsen auf den Lippen erledigen. Sam, der im großen Zeh mehr Verstand besaß als Dick in seinem gesamten mageren Körper, war zum Glück ein toleranter, geduldiger Mensch.
Sie kannten sich aus der Highschool, und diese Art von Beziehung
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