Blüte der Tage: Roman (German Edition)
erzählt, liebte sie das Großstadtleben, er aber nicht. Also trennten sie sich. Vermutlich spielten da noch andere Dinge mit hinein. Das ist immer so. Aber Logan ist nicht gerade gesprächig, deshalb weiß man nur wenig darüber. Eine Zeit lang hat er für die Stadt gearbeitet, Bürogebäude, Einkaufszentren und ähnliches begrünt. Angeblich hat Roz ihm dann die Sterne vom Himmel versprochen, damit er bei ihr einsteigt.«
Will blinzelte seiner Tochter zu. »Ich sagte dir doch, dass sie für die Einzelheiten zuständig ist.«
»Ihr Gedächtnis ist phänomenal.«
Verschmitzt grinsend winkte Jo ab. »Vor einigen Jahren erstand er das alte Morris-Anwesen unten am Fluss. Er hat es renoviert oder renovieren lassen, keine Ahnung. Und ich weiß, dass er für Tully Scopes gearbeitet hat. Du kennst Tully nicht, Will, aber ich bin mit seiner Frau Mary im Heimgärtnerverband. Sie beschwert sich ständig, dass der Himmel zu blau oder der Regen zu nass ist. Notorisch unzufrieden, die Frau. Möchtest du noch eine Bloody Mary, Liebling?«, fragte sie Will.
»Da sage ich nicht Nein.«
»Nun, wie auch immer, Tully wollte, dass Logan auf seinem Grundstück einen Garten anlegt.«
Ohne im Reden innezuhalten, ging Jolene in die Küche, um den Drink zu mixen. Stella und Will wechselten einen amüsierten Blick.
»Und jeden verfluchten Tag tauchte Tully auf, um sich zu beschweren oder Veränderungen zu fordern oder dies und jenes zu kritisieren, bis Logan ihm sagte, er solle sich verpissen – zumindest sinngemäß.«
»So viel zur Kundenbetreuung«, murmelte Stella.
»Logan schmiss den Auftrag hin«, fuhr Jolene fort. »Er setzte keinen Fuß mehr auf das Grundstück und verbot seinen Leuten, auch nur ein Gänseblümchen dort anzupflanzen, bis Tully schließlich versprach, sich fern zu halten und Logan freie Hand zu lassen. War es das, was du wissen wolltest, Stella?«
»Ja, das war sehr informativ.« Stella hob ihr Sektglas und prostete Jolene zu.
»Gut. Es ist Zeit für den Brunch. Du kannst die Jungen hereinrufen.«
Auf der Basis dieser neuen Informationen, die Stella in ihrer mentalen Datenbank abspeicherte, entwickelte sie einen Plan. Bewaffnet mit ihrer Aktentasche und einer Karte der Umgebung machte sie sich gleich am Montagmorgen auf den Weg zu Logans derzeitiger Arbeitsstätte.
Besser gesagt, zu der Arbeitsstätte, wo er, laut Roz, sein sollte.
Sie würde wahnsinnig freundlich, kooperativ und flexibel sein – bis er endlich einsah, dass Sie Recht hatte.
Sie fuhr durch ein Viertel am Stadtrand. Bezaubernde alte Häuser mit hübschen Vorgärten. Wiesenhänge. Herrliche alte Eichen und Ahornbäume. Obstbäume, die den Frühling mit duftender Blütenpracht begrüßen würden. Und natürlich, wie für den Süden typisch, zahllose Magnolienbäume, Azaleen und Rhododendrons.
Sie konnte sich mühelos vorstellen, wie sie mit ihren Söhnen in einem dieser charmanten Häuser lebte. O ja, sie würden hier glücklich sein, eine gute Nachbarschaft pflegen, Dinnerpartys und Kindergeburtstage feiern.
Nur waren diese Häuser leider außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten. Selbst mit dem Ertrag aus dem Verkauf des Hauses in Michigan könnte sie sich in dieser Gegend wahrscheinlich keine Immobilie leisten. Abgesehen davon, würde das für die Jungen wieder einen Schulwechsel bedeuten und sie würde eine längere Anfahrt zu ihrer Arbeitsstätte haben.
Dennoch war es eine schöne Vorstellung.
Vor einem zweistöckigen Backsteinhaus erspähte sie Logans Wagen und einen zweiten Pick-up.
Augenblicklich erkannte sie, dass dieses Haus nicht so gepflegt war wie die anderen. Die Sträucher, Bäume und Hecken brauchten dringend einen Schnitt und die
Blumenbeete waren entweder völlig verwildert oder verwelkt.
Als sie aus dem Wagen stieg und seitlich am Haus entlangging, vernahm sie das Brummen einer Kettensäge und laute Countrymusic. Hier wucherte der Efeu nach Herzenslust und kroch an den Ziegeln empor. Der Efeu müsste dringend gekappt werden, dachte sie. Und der Ahorn sollte gefällt werden, bevor er beim nächsten Sturm auf das Haus fiele. Und entlang des Zauns sollten Brombeersträucher gepflanzt werden und duftendes Geißblatt.
Im rückwärtigen Garten entdeckte sie Logan, der mit der Kettensäge gerade eine tote Eiche bearbeitete. Es war kühl, doch vor Anstrengung glänzte sein Gesicht vor Schweiß und sein Hemdrücken war dunkel verfärbt.
Okay, er war sexy. Aber jeder gut gebaute Mann, der körperlich arbeitete,
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