Blüte der Tage: Roman (German Edition)
war genau nach Logans Geschmack. Die Kontinuität und die Tatsache, dass sie einander an die zwanzig Jahre kannten und deshalb nicht ständig quasseln mussten, um sich verständlich zu machen.
Er hasste es, Dinge zehnmal erklären zu müssen. Das strapazierte seine Geduld, von der er bekanntermaßen nicht allzu viel besaß.
Zwischen ihnen dreien klappte die Arbeit hervorragend. Sie waren perfekt aufeinander eingespielt, und Logan musste selten noch andere Hilfskräfte einstellen.
Was ihm gefiel, da er das Arbeiten in kleineren Teams mochte. Es war persönlicher, zumindest von seiner Warte aus. Und für Logan war jeder Auftrag, den er annahm, ein persönlicher.
Denn in das Land, das er bearbeitete, ging seine Vision mit ein, sein Schweiß, sein Blut. Und er stand mit seinem Namen für das ein, was er erschuf.
Die Yankee konnte so viel bescheuerte Neuerungen einführen wie sie wollte. Das Land scherte sich einen Fliegenschiss darum. Genauso wie er.
Er rief seinen Männern eine Warnung zu, ehe er die abgestorbene Eiche fällte. Während er zurückwich, hakte er seine Haltegurte auf, schnappte sich eine Flasche Wasser und trank sie ohne abzusetzen zur Hälfte aus.
»Mr. ...« Nein, freundlicher, ermahnte sich Stella. Sie setzte ein breites Grinsen auf und begann noch einmal. »Gut gemacht. Ich wusste gar nicht, dass Sie die Bäume selbst fällen.«
»Kommt darauf an. Bei dem Baum gab es keine Probleme. Machen Sie eine Spazierfahrt?«
»Nein, obwohl es mir natürlich Spaß macht, die Gegend zu erkunden. Die Landschaft ist bezaubernd.« Mit ausladender Handbewegung deutete sie auf das Grundstück. »Hier muss es früher auch sehr schön gewesen sein. Was ist geschehen?«
»Hier hat fünfzig Jahre lang ein Ehepaar gelebt. Der Mann starb vor einiger Zeit, und die Frau konnte die Arbeit allein nicht bewältigen. Da ihre Kinder woanders leben, hatte sie von ihnen keine Hilfe zu erwarten. Sie wurde krank, das Anwesen verfiel. Als ihre Krankheit schlimmer wurde, gaben die Kinder sie in ein Pflegeheim.«
»Das ist hart. Und sehr traurig.«
»Tja, so ist das Leben. Die Kinder haben das Anwesen für einen Apfel und ein Ei verkauft, und die neuen Besitzer haben uns mit der Gartengestaltung beauftragt.«
»Was schwebt Ihnen da so vor?«
»Mir schwebt vieles vor.«
»Ich meinte in Bezug auf diesen Auftrag.«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil es mir für meinen Job dienlich ist, wenn ich mehr über Ihre Arbeit erfahre. Die Eiche wollen Sie ja offenbar loswerden – ich nehme an, das gilt auch für den vorderen Ahorn.«
»Ja. Okay, der Plan ist wie folgt: Wir werden alles roden, was nicht gerettet werden kann oder sollte. Neue Grasnarben, neuer Zaun. Das alte Gartenhäuschen wird abgerissen und durch ein neues ersetzt. Die jetzigen Besitzer wollen viel Farbe. Also werden wir die Azaleen aufpeppen, eine knallrosa blühende Evodiella muelleri pflanzen, den Ahorn durch einen neuen ersetzen; dort drüben stelle ich mir Spanischen Flieder vor, auf der Seite eine Magnolie. Dort hinten eine Ecke mit Pfingstrosen, am hinteren Zaun Kletterrosen. Sehen Sie rechts diesen kleinen Erdhügel? Den werden wir nicht ebnen, sondern bepflanzen.«
Gestikulierend und zwischendurch immer wieder aus der Wasserflasche trinkend, erzählte er weiter, wechselte dabei ständig zwischen lateinischen und umgangssprachlichen Pflanzennamen.
Wie immer hatte er den fertigen Garten deutlich vor Augen. Sah, wie sich jede winzige Kleinigkeit in das Gesamtbild fügte.
Genauso deutlich wie das Ergebnis sah er auch den Ablauf vor sich, konnte jeden einzelnen Schritt benennen.
Er liebte es, mit den Händen im Erdreich zu graben. Unwillkürlich fiel sein Blick nun auf ihre Hände. Und er grinste in sich hinein angesichts ihrer sauberen, perlmuttfarben lackierten Fingernägel.
Schreibtischgärtnerin, dachte er. Konnte wahrscheinlich Schilfgras nicht von Sumach unterscheiden.
Da er sie mitsamt ihrem Klemmbrett möglichst schnell loswerden wollte, wechselte er nun das Thema und erzählte, wie sie die Veranda erneuern und mit Pflanzen verschönern wollten.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er mehr redete, als er normalerweise in einer Woche von sich gab. Er hielt inne und leerte mit einem Schluck die Wasserflasche. Auch wenn sie vermutlich nicht alles verstanden hatte, so könnte sie ihm zumindest nicht nachsagen, er habe nicht kooperiert.
»Das stelle ich mir wunderbar vor. Was ist mit dem südlich verlaufenden Beet im Vorgarten?«
Er runzelte
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