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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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freundschaftlich gewesen, spontan und ohne jeden Hintergedanken. Und er hatte sich nach ihren Söhnen erkundigt. Es gab keinen schnelleren Weg, ihre Abwehr zu durchbrechen, als aufrichtiges Interesse an ihren Kindern zu bezeugen.
    Und wenn sein Angebot freundschaftlich gemeint war, wäre es unhöflich und dumm, wenn sie nicht darauf einginge.
    Was zog man überhaupt für einen Ausflug nach Graceland an?
    Zwar hatte sie nicht vor, dorthin zu fahren, aber es konnte nicht schaden, wenn sie sich darauf vorbereitete. Nur für den Fall.
    Als Stella im Gewächshaus Hayley dabei zusah, wie sie die Sämlinge wässerte, schnitt sie das Thema vorsichtig an.
    »Schon mal in Graceland gewesen?«
    »Klar. Die gehören zur Gattung Impatiens, oder?«
    Stella blickte auf die Saatschalen hinunter. »Ja. Das sind Fleißige Lieschen. Denen scheint es wirklich gut zu gehen.«
    »Und die gehören auch dazu. Die Garten-Balsamine.«
    »Richtig. Sie lernen schnell.«
    »Na ja, die erkenne ich leichter, weil ich sie vorher eingepflanzt habe. Was Graceland betrifft – in meiner Collegezeit war ich mit ein paar Freunden dort. Es ist echt witzig. Ich habe mir ein Elvis-Lesezeichen gekauft – keine Ahnung, wo das geblieben ist. Elvis ist übrigens eine Form von Elvin. Das bedeutet ›elfenweiser Freund‹. Komisch, was?«
    »Noch komischer ist, dass Sie das wissen.«
    »Eines dieser unnützen Dinge, die man irgendwo aufschnappt.«
    »Okay. Wie ist dort die Kleiderordnung?«
    »Hmmm?« Sie versuchte gerade, andere Sämlinge anhand ihrer Blätter zu identifizieren. Und dabei keinesfalls auf das Namensschild zu spähen. »Ich glaube nicht, dass es so was dort gibt. Jeder zieht an, wozu er Lust hat. Vor allem Jeans und so.«
    »Also leger.«
    »Genau. Ah, ich liebe diesen Geruch hier drinnen. So feucht und erdig.«
    »Dann haben Sie die richtige Berufswahl getroffen.«
    »Ja, es könnte ein Beruf werden.« Sie sah Stella mit ihren klaren blauen Augen an. »Ich müsste nur ganz viel lernen, um wirklich gut darin zu werden. Ich dachte immer, ich würde eines Tages meinen eigenen Laden haben. Dabei hatte ich immer einen Buchladen vor Augen, aber die Arbeit mit Pflanzen ist irgendwie ähnlich.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Auch hier gibt es die Neuanschaffungen und die Klassiker. Man teilt gewissermaßen in Genres ein. Einjährige, Zweijährige, Perennierende, Stauden, Bäume, Gräser, Wasserpflanzen, Schatten spendende Pflanzen. Diese Dinge.«
    »Stimmt, Sie haben Recht. So habe ich das noch nie gesehen.«
    Den Gartenschlauch in der Hand ging Hayley durch die Reihen. »Und wie beim Umgang mit Büchern, lernt man dazu, forscht nach. Und wir – also das Personal – helfen den Kunden, die für sie passenden Pflanzen zu finden, damit sie glücklich oder wenigstens zufrieden nach Hause gehen. Eine Blume zu pflanzen, ist wie ein Buch zu öffnen, denn jedes Mal beginnt man etwas Neues. Und der eigene Garten ist wie die eigene Bibliothek. Ja, ich glaube, ich könnte mich in diesem Beruf verwirklichen.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    Sie drehte sich zu Stella um. »Wenn ich mich gut in der Materie auskenne, wird es für mich nicht einfach nur ein Job sein. Ein Job ist okay, und im Moment genau das, was ich brauche. Aber ich will mehr als einen Gehaltsscheck am Ende der Woche. Damit meine ich nicht mehr Geld, obwohl ... Gut, mehr Geld will ich natürlich auch verdienen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Sie wollen sich, genauso wie Roz, etwas Eigenes aufbauen. Ein eigenes Geschäft. Wurzeln schlagen«, fügte sie versonnen hinzu, während sie die Blätter eines Sämlings berührte. »Und erblühen. Ich verstehe das sehr gut, weil ich das auch möchte.«
    »Aber Sie haben doch bereits sehr viel erreicht. Sie sind wahnsinnig klug und wissen genau, was Sie wollen. Sie haben zwei großartige Söhne und eine fantastische Stelle. Sie haben sich diese Position ganz zielstrebig erarbeitet. Ich hingegen bin erst am Anfang.«
    »Und können es kaum erwarten, endlich alles zu lernen. In Ihrem Alter war ich genauso.«
    Amüsiert neigte Hayley den Kopf zur Seite. »Klar, Sie sind ja schon so uralt und klapprig.«
    Lachend strich Stella ihr Haar zurück. »Immerhin bin ich zehn Jahre älter als Sie. In zehn Jahren kann viel geschehen, kann sich vieles verändern – auch Sie selbst. In gewisser Weise stehe auch ich gerade am Anfang, denn ich habe meine Sprösslinge und mich hierher verpflanzt.«
    »Macht Ihnen das manchmal Angst?«
    »Ja.«

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