Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Sie legte die Hand auf Hayleys Bauch. »Als Mutter ist man nicht mehr nur für sich allein verantwortlich.«
»Sie ahnen gar nicht, wie sehr mir die Gespräche mit Ihnen helfen. Gut, Sie waren während Ihrer Schwangerschaften verheiratet, aber bald danach mussten Sie allein für sich und Ihre Kinder sorgen. Genauso wie Roz. Es ist gut, wenn man von Frauen umgeben ist, die sich mit dem ganzen Kram auskennen. Ich meine mit Geburt und so.«
Da nun alle Pflanzen gegossen waren, drehte Hayley
das Wasser ab. »Sie wollen einen Ausflug nach Graceland machen?«
»Ich weiß noch nicht. Mal sehen.«
Nachdem Logan seine Arbeiter mit der Lieferung der Weymouthskiefern beauftragt hatte, begann er mit der Arbeit an dem Gehweg für seine frühere Lehrerin. Er wollte bis zum Nachmittag fertig sein und dann zu den beiden anderen Arbeitsstellen fahren. Er jonglierte gern mit Jobs. Das war schon immer so gewesen.
Wenn man einen Auftrag zu schnell von Anfang bis Ende durchführte, blieb kein Raum mehr für neue Einfälle. Er liebte diese Eingebungen und konnte die Bilder in Gedanken auch nach Belieben verändern, indem er manche Dinge ausblendete oder durch etwas anderes ersetzte.
In seinem Elternhaus hatte er gelernt, Respekt vor dem Land und den Launen der Natur zu haben. Wenn man nämlich auf einer kleinen Farm aufwuchs, den Boden bearbeitete und mit den Widrigkeiten kämpfte, begriff man, was das Land einem bedeutete. Oder bedeuten konnte.
Sein Vater hatte das Land gleichfalls geliebt, aber vermutlich auf andere Weise. Es hatte die Familie ernährt, sie versorgt und ihnen am Ende, als sein Vater die Farm verkaufte, einen netten Geldregen beschert.
Er vermisste die Farm nicht. Es war nie sein Ziel gewesen, Getreide anzubauen und sich über die Marktpreise Gedanken zu machen. Gleichwohl hatte er immer den Wunsch verspürt, das Land zu bebauen, zu bearbeiten.
Diese Arbeit barg eine ganz eigene Magie, und als er in den Norden gezogen war, hatte er diese Magie nicht
mehr gespürt. Zu viele Häuser, zu viel Beton, zu viele Begrenzungen. Er hatte sich weder an das Klima noch die Kultur gewöhnen können, wie auch umgekehrt Rae niemals hier heimisch geworden wäre.
Es hatte nicht funktioniert. Sosehr sie sich beide auch bemüht hatten, ihre Liebe war einfach verwelkt.
Und so war er wieder nach Hause zurückgekehrt und hatte nun, dank Roz’ Angebot, seinen Platz gefunden – privat und beruflich. Er war zufrieden.
Er markierte den Wegverlauf und ergriff die Schaufel.
In Gedanken versunken begann er die Erde auszuheben.
Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er hatte die Frau um eine Verabredung gebeten. Man konnte das nennen, wie man wollte, aber wenn ein Mann eine Frau zu einem Ausflug einlud, war das ein gottverdammtes Rendezvous.
Dabei hatte er gar keine Lust auf ein Rendezvous mit der hyperkorrekten Stella Rothchild. Sie war nicht sein Typ.
Okay, das stimmte nicht. Grimmig grub er weiter. Eigentlich hatte er noch nie eine Frau getroffen, die nicht sein Typ war.
Er mochte Frauen einfach. Ob sie jung oder alt waren, klug oder naiv – Frauen gefielen ihm in fast jeder Beziehung.
Immerhin hatte er sich zu einer Heirat hinreißen lassen. Obwohl das ein Fehler gewesen war. Aber Fehler ließen sich nun mal nicht vermeiden.
Gut, der vernünftige, perfektionistische Typ hatte ihn noch nie besonders angezogen. Aber bekanntlich gab es immer ein erstes Mal. Und er mochte erste Male. Erst die zweiten oder dritten Male konnten ermüdend werden.
Aber Stella zog ihn nicht an.
Okay, verdammt. Doch, sie zog ihn an. Ein wenig. Schließlich sah sie gut aus, hatte eine gute Figur. Und dieses Haar. Auf ihr Haar fuhr er wirklich ab. Er würde es gern mal anfassen, um zu sehen, ob es sich genauso sexy anfühlte, wie es aussah.
Das hieß jedoch nicht, dass er sich mit ihr privat treffen wollte. Der berufliche Umgang mit ihr war schon schwierig genug. Diese Frau hatte für alles ein Formular oder ein verfluchtes System.
Wahrscheinlich galt das auch fürs Bett. Ha, vermutlich musste man vorher eine Liste unterschreiben, auf der genau stand, was man tun durfte und was nicht.
Der Frau mangelte es schlicht an Spontaneität und Lockerheit. Aber das war ihr Problem, nicht seines.
Heute Morgen hatte sie einfach so hübsch ausgesehen. Und ihr Haar hatte so gut gerochen. Und dann auch noch dieses verträumte sexy Lächeln. Ehe er sich versah, hatte er plötzlich über Graceland gequatscht, sie dorthin eingeladen.
Kein Grund zur Sorge,
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