Blüte der Tage: Roman (German Edition)
weiß, was in meinem Betrieb vor sich geht, Stella, selbst wenn ich gelegentlich etwas verlege.«
»Für die Ordnung bin ja ich zuständig.«
»Genau. Hayley habe ich jedoch in erster Linie für Sie eingestellt. Ist sie Ihnen eine Hilfe?«
»Unbedingt. Sie lernt tatsächlich schnell und ist sehr wissbegierig.«
»Gut. Zu lernen gibt es hier genug.«
»Sie kann auch sehr gut mit Kunden umgehen – immer freundlich, nie genervt. Und sie gibt offen zu, wenn sie etwas nicht weiß. Dann macht sie sich sofort schlau. Im Moment ist sie draußen, stochert in Ihren Beeten herum. Sie möchte mehr von dem verstehen, was sie verkauft.«
Während Stella redete, ging sie zum Fenster und blickte
hinaus. Im Dämmerlicht erspähte sie Hayley, die in Begleitung des Hundes gerade ein Beet begutachtete. »Als ich in Hayleys Alter war, habe ich gerade meine Hochzeit geplant. Ich habe das Gefühl, als wäre das eine halbe Ewigkeit her.«
»Ich hatte in diesem Alter bereits zwei kleine Kinder und das dritte, Mason, war unterwegs. Das scheint auch eine halbe Ewigkeit her zu sein, und gleichzeitig kommt es mir vor, als sei es erst gestern gewesen.«
»Puh, wir sind schon wieder vom Thema abgekommen. Ich wollte Sie noch fragen, wie es nach dem Mai weitergehen soll.«
»Da ist für uns nach wie vor Hochsaison. Die Leute wollen ihre Sommergärten verschönern. Wir verkaufen ...«
»Nein, ich meinte in Bezug auf Hayley. Und das Baby.«
»Oh. Nun, das wird sie zu entscheiden haben, aber ich denke, wenn sie im Gartencenter bleiben möchte, werden wir für sie eine sitzende Tätigkeit finden.«
»Und nach der Geburt? Sie wird jemanden brauchen, der sich um das Baby kümmert und ...«
»Hmm. Bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Wir werden schon eine Lösung finden.«
Roz stand auf und stellte sich neben Stella ans Fenster.
Was für ein hübsches Bild, dachte sie beim Anblick von Hayley. Eine junge schwangere Frau, die durch einen winterlichen Garten spaziert.
Auch sie war einst eine junge Frau gewesen, die in der Winterdämmerung vom Frühling träumte, wenn sie neues Leben gebären würde.
Die Zeit verfliegt nicht nur, dachte sie. Sie zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern.
»Sie scheint glücklich zu sein und genau zu wissen, was sie will. Aber vielleicht möchte sie nach der Geburt den Vater des Kindes doch mit einbeziehen.« Roz beobachtete, wie Hayley die Hand auf ihren Bauch legte und nach Westen blickte, wo die Sonne hinter den Bäumen versank. »Wenn man sein Baby in den Armen hält, wird einem erst bewusst, wie schwer es ist, das Kind allein großzuziehen. Aber kommt Zeit, kommt Rat.«
»Richtig. Ich glaube, wir kennen sie beide nicht gut genug, um zu wissen, was für sie das Beste ist. Apropos Baby. Es ist höchste Zeit, dass ich meine Söhnchen in die Wanne stecke. Ich lasse Ihnen den Wochenbericht da.«
»Gut. Ich werde ihn durchlesen. Was ich Ihnen schon längst einmal sagen wollte, Stella: Ich bin mit Ihren Veränderungen sehr zufrieden. Ob das nun die sichtbaren Neuerungen im Verkaufsbereich betrifft oder die weniger offensichtlichen in der Buchhaltung. Zum ersten Mal seit Jahren kann ich dem Frühling entgegensehen, ohne gestresst und überarbeitet zu sein. Nichts gegen Arbeit, aber eine etwas ruhigere Gangart ist auch nicht schlecht.«
»Obwohl ich Sie oft mit Nebensächlichkeiten belästige ?«
»Ach was! Übrigens ist mir aufgefallen, dass Sie sich in den vergangenen Tagen gar nicht mehr über Logan beklagt haben. Und er sich nicht über Sie. Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen, oder haben Sie sich arrangiert?
»Es gibt noch ein paar Streitpunkte, und die wird es immer geben, aber das ist nicht weiter tragisch. Er hat mir sogar angeboten, mit mir nach Graceland zu fahren. Eine sehr freundliche Geste, finde ich.«
»Was?« Roz runzelte die Stirn.
»Ist das für ihn so ungewöhnlich?«
»Kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nicht, ob er sich schon einmal mit einer Arbeitskollegin verabredet hat.«
»Das ist kein Rendezvous, sondern ein Ausflug.« Innerlich schmunzelnd nahm Roz wieder Platz. Man lernt nie aus, dachte sie. »Wo ist der Unterschied?«
»Nun, ein Rendezvous, ob man nun ins Restaurant oder ins Kino geht, hat eine eher romantische Note. Besucht man dagegen mit seinen Kindern den Zoo oder Disneyland, ist das ein Ausflug.«
Angesichts von Roz’ interessierter Miene, kehrte Stella zu ihrem Sessel zurück und ließ sich auf der Armlehne nieder. »Anfangs habe ich mir diese Frage auch
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