Blüte der Tage: Roman (German Edition)
gestellt und kam in ziemliche Verlegenheit. Aber es scheint tatsächlich nur eine freundliche Geste zu sein. Der Begriff ›Ausflug‹, genauer gesagt, ›Betriebsausflug‹ kam übrigens von ihm. Wenn ich das Angebot annehme, könnte ich mit Logan vielleicht eine bessere Basis finden, was unserem Arbeitsklima sicher gut täte.«
»Aha, Sie würden Logans Angebot also vor allem zum Wohle der Gärtnerei annehmen.«
»Könnte man so sagen.«
»Und nicht etwa deshalb, weil er ein sehr attraktiver, vitaler und verdammt sexy Single ist.«
»Nein, das käme lediglich als nette Dreingabe hinzu.« Sie wartete, bis Roz aufhörte zu lachen, ehe sie fortfuhr: »Aber ich habe nicht vor, mich in dieses Gebiet vorzuwagen. Das ist ein Minenfeld.«
»Wie wahr! Sicherlich habe ich in dieser Kriegszone mehr Jahre verbracht als Sie.«
»Ich mag Männer.« Stella zog ihren Pferdeschwanz
mit dem Gummiband etwas höher. »Und ich bin gern mit Männern zusammen. Aber dieses ganze Verabreden und Herumgebalze kann verflucht kompliziert und stressig sein.«
»Lieber das als langweilig, was ich im Verlauf meiner Feldstudien leider häufig erleben musste.«
»Wie auch immer, mir sagt ›Ausflug‹ einfach mehr zu. Ich weiß, Logan ist ein Freund von Ihnen. Trotzdem würde ich Sie gern fragen, ob es Ihrer Meinung nach ein Fehler wäre, wenn ich sein Angebot annehme. Er könnte das falsch auffassen. Oder es als Signal missdeuten. Vielleicht sollte man Privatleben und Arbeit generell auseinander halten. Oder man ...«
»Für einen harmlosen Ausflug klingt das ganz schön kompliziert und stressig.«
»Stimmt. Was für ein Unsinn.« Kopfschüttelnd stand sie auf. »So, die Jungs müssen jetzt baden. Ich werde Hayley morgen also die Blumenzwiebeln anvertrauen.«
»Wunderbar. Stella – werden Sie den Ausflug machen ?«
Stella blieb kurz auf der Schwelle stehen. »Mal sehen. Ich werde noch eine Nacht darüber schlafen.«
ACHTES KAPITEL
Sie träumte von Blumen. Von einem bezaubernden Garten voller junger, praller Blüten. Die Beete waren perfekt angelegt und säuberlich von dem gepflegten Rasen abgetrennt. Ein wogendes Meer aus weichen, zarten Pastelltönen, die im goldenen Sonnenlicht wie erlesene Kostbarkeiten schimmerten.
Die Luft war von einem feinen Duft erfüllt, der einen Schwarm Schmetterlinge anlockte und einen bunt schillernden Kolibri. Nicht das kleinste Gräschen Unkraut zerstörte die Vollkommenheit. Alle Blumen standen in voller Blüte und waren mit zahllosen Knospen ausgestattet, die darauf warteten, sich zu öffnen.
Diesen Garten hatte sie angelegt. Und während sie die Beete umrundete, durchströmten sie Stolz und Befriedigung. Sie hatte die Erde umgegraben und mit Nährstoffen gedüngt, hatte sich genau überlegt, wie sie die Blumen zusammenstellen und anordnen würde. Der Garten entsprach ihrer Vision davon so perfekt wie eine Fotografie.
Es hatte sie Jahre gekostet, um den Garten zu planen, zu gestalten, anzulegen. Aber jetzt war ihr Werk vollendet, breitete sich in vollkommener Schönheit vor ihr aus.
Doch noch während sie dies alles betrachtete, wuchs ein Blütenstängel aus dem Boden hervor, spitz und grün, überragte die anderen Blumen, zerstörte die Symmetrie. Völlig deplatziert, dachte sie eher verärgert als überrascht, als die Blume weiterwuchs und ihre Blätter aufrollte.
Eine Dahlie? Sie hatte hier keine Dahlie gepflanzt. Die gehörten in den hinteren Bereich, wo im Abstand von exakt dreißig Zentimetern ein Trio aus hohen pinkfarbenen Dahlien wuchs.
Verblüfft neigte sie den Kopf zur Seite, beobachtete, wie der Stängel dicker wurde und pralle, gesunde Knospen entwickelte.
Während sie lächelnd zusah, hörte – oder fühlte – sie ein Wispern in ihrem Kopf, ein leises Raunen.
Die Dahlie ist falsch hier. Falsch. Sie muss entfernt werden. Sie wird um sich greifen, alles übernehmen, bis nichts mehr übrig ist.
Sie erschauderte. Die Luft war plötzlich kühl und klamm, und düstere Wolken krochen auf die schöne goldene Sonne zu.
Ein Gefühl von Unheil beschlich sie, krampfte ihren Magen zusammen.
Lass sie nicht wachsen. Sie wird alle anderen Blumen ersticken.
Das war richtig. Ja, natürlich. Die Dahlie durfte da nicht wachsen, den anderen Blumen den Raum nehmen und die Ordnung verändern.
Sie musste sie ausgraben, einen anderen Platz für sie finden. Alles umgestalten, wo sie doch gerade dachte, sie sei endlich fertig. Was ist das denn?, dachte sie, als sich nun die Knospen öffneten
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