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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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von ihrer Bluse. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Als Kind war für mich dieser Hausgeist ganz normal. Sie war immer eine ... ja, eine wohl wollende Gestalt. Zumindest für meine Brüder und mich. Meiner Mutter hat sie hin und wieder Kummer bereitet.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Fragen Sie sie. Warum interessiert Sie das überhaupt? Ich denke, Sie glauben nicht an Geister.« Er lächelte. »Gute Pfropfarbeit. Tja, laut der Familiensaga ist sie eine der Harper-Bräute, taucht aber auf keinem der Gemälde und Fotos auf.« Er zuckte die Achsel. »Vielleicht war sie eine Dienstmagd, die hier gestorben ist. Fest steht, dass sie sich im Haus sehr gut auskennt.«
    »Luke hat mir erzählt, dass er sie gesehen hat.«
    »Ach ja?« Er musterte sie scharf, während sie den Topf etikettierte. »Falls Sie befürchten sollten, dass sie Ihren Kindern etwas antut, so kann ich Sie beruhigen. Sie ist ... ich weiß auch nicht. Mütterlich trifft es wohl am ehesten.«
    »Wunderbar! Ein unbekannter, aber mütterlicher Geist, der des Nachts im Zimmer meiner Söhne herumspukt.«
    »Das ist bei den Harpers nun mal Familientradition.«
     
    Nach diesem Gespräch hatte Stella das Bedürfnis nach einer vernünftigen Beschäftigung, die sie auf andere Gedanken bringen würde. Kurz entschlossen schnappte sie sich einen Korb mit Stiefmütterchen und ein paar Töpfe
mit Immergrün, stöberte im Lagerraum zwei große, wetterfeste Blumentöpfe auf und lud sie zusammen mit einem Sack Blumenerde auf eine Schubkarre. Dann holte sie Gartengeräte und Handschuhe, mischte für die Erde etwas Nährmittel zusammen und zog alles nach vorne, zum Eingang des Gartencenters.
    Stiefmütterchen machte ein wenig Kälte nichts aus, dachte sie. Sie würden sich hier draußen gut eingewöhnen und mit ihren freundlichen bunten Blüten den Eingang verschönern.
    Sobald sie die Blumentöpfe rechts und links vom Eingang positioniert hatte, nahm sie ihr Klemmbrett zur Hand und notierte alles, was sie sich aus dem Bestand genommen hatte. Wenn sie hier fertig wäre, würde sie die Liste in den Computer eingeben.
    Sie kniete sich nieder und machte sich an die Arbeit. An eine Arbeit, die sie liebte, die ihr immer Trost spendete. Und die immer sinnvoll war.
    Sie pflanzte.
    Als der erste Blumentopf fertig war, die purpurroten und gelben Blumen fröhlich aus dem stumpfen Grau des Blumentopfs herauslachten, trat Stella zurück, um ihr Werk zu begutachten. Sie wollte den zweiten Blumentopf genauso bepflanzen, sodass er dem ersten wie ein Spiegelbild glich.
    Als sie fast fertig war, hörte sie auf dem Kies das Knirschen von Autoreifen. Logan, dachte sie, als sie sich umdrehte und seinen Wagen entdeckte. Er fuhr auf das Warenlager zu, schien sich dann aber umzubesinnen und lenkte den Wagen in Richtung des Eingangs.
    In abgetretenen Stiefeln, abgewetzten Jeans und mit dunkler Mafiosi-Sonnenbrille stieg er aus dem Wagen.
    Sie spürte ein leichtes Kribbeln zwischen den Schulterblättern.
    »Hi«, rief er.
    »Hallo, Logan.«
    Die Daumen in die Vordertaschen seiner Jeans gehakt, stand er da. Er hatte die Ärmel seines Hemds hochgerollt, und auf seinen Unterarmen waren frische Kratzer zu erkennen.
    »Ich brauche für den Dawson-Auftrag ein paar Bretter für die Beetumrahmung und noch mehr schwarze Plastikplanen.«
    »Freut mich, dass Sie damit zu mir kommen.«
    »Ich bin ja lernfähig.« Er trat näher und musterte ihr Werk. »Nett. Kann ich gut gebrauchen.«
    »Die sind zur Dekoration bestimmt.«
    »Sie können ja neue Töpfe bepflanzen. Die nehme ich zu Miss Dawson mit. Sie wird sie mir aus der Hand reißen. So ein gutes Geschäft sollte man sich nicht durch die Lappen gehen lassen, Rotschopf.«
    »Okay, von mir aus«, willigte sie notgedrungen ein. »Aber lassen Sie mich den zweiten Topf noch fertig bepflanzen. Sagen Sie Miss Dawson, dass diese Stiefmütterchen den Sommer nicht überstehen. Und wenn sie mehrjährige Stiefmütterchen einpflanzt, sollte sie die Blumentöpfe für den Winter abdecken.«
    »Zufällig kenne ich mich auch ein wenig mit Pflanzen aus.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass die Kundin zufrieden ist.«
    Er war höflich, dachte sie. Sogar kooperativ. War er nicht zu ihr gekommen, um seine Bestellung aufzugeben? Sie musste sich irgendwie erkenntlich zeigen, das erforderte
schon allein der Anstand. »Falls der Vorschlag mit Graceland noch gilt, so hätte ich am Donnerstag ein paar Stunden Zeit«, sagte sie in neutralem Ton, den Blick auf die Blumen geheftet.

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