Blüte der Tage: Roman (German Edition)
verstohlen ihr Handy aus der Tasche zog und auf den Monitor schielte.
»Probleme?«
»Nein.« Sie ließ das Handy in die Tasche zurückgleiten. »Ich wollte nur sehen, ob ich irgendwelche Nachrichten erhalten habe.« Aber offenbar waren alle wunderbar ohne sie zurechtgekommen.
Es sei denn, mit ihrem Handy stimmte etwas nicht. Oder sie hatten ihre Nummer verloren. Oder ...
»Vielleicht wurde die Gärtnerei ja von psychopathischen Gänseblümchenfetischisten überfallen«, sagte Logan, während er ihr die Beifahrertür öffnete. »Und das gesamte Personal sitzt jetzt gefesselt und geknebelt im Gewächshaus.«
Mit Nachdruck machte Stella den Reißverschluss ihrer Handtasche zu. »Falls das tatsächlich passiert sein sollte, werden Sie es nicht mehr komisch finden.«
»Doch, dann erst recht.«
Er ging um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein.
»Ich habe eine zwanghafte, zielorientierte Persönlichkeit mit einem ausgeprägten Hang zum Organisieren.«
Einen Moment war er sprachlos, ehe er konterte: »Danke, dass Sie mich aufgeklärt haben. In meiner grenzenlosen Einfalt hätte ich sie glatt für eine durchgeknallte Chaotin gehalten.«
»Okay, der Punkt geht an Sie. Wie sind Sie –«
»Warum tun Sie das ständig?«
Die Hände in den Haaren sah sie ihn an. »Was denn?«
»Warum rammen Sie sich ständig diese Nadeln ins Haar?«
»Weil die Haare sonst nicht halten.«
Sie erstarrte vor Schreck, als er ihr ins Haar griff, die Nadeln herauszog und sie achtlos auf den Boden des Wagens fallen ließ. »So ist es besser.«
»Herrgott noch mal!« Wütend funkelte sie ihn an. »Wie oft bekommen Sie eigentlich zu hören, dass Sie unverschämt und anmaßend sind?«
»Ich habe nicht mitgezählt.« Er fuhr aus dem Parkplatz und fädelte sich in den Verkehr ein. »Wenn man so sexy Haare hat wie Sie, sollte man sie offen tragen.«
»Danke für die Stilberatung.«
»Normalerweise schmollen Frauen nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie sexy sind.«
»Ich schmolle nicht, und Sie haben nicht gesagt, dass ich sexy bin. Sie sagten, meine Haare seien sexy.«
Er nahm den Blick einen Moment von der Straße, gerade lange genug, um sie von oben bis unten zu taxieren. »Der Rest ist auch ganz passabel.«
Okay, dachte sie. Irgendetwas war schief gelaufen, wenn so ein flapsiges Kompliment sie derart aus der Fassung brachte. Sie sollte sich lieber wieder auf sicheres Terrain begeben. »Um auf meine Frage zurückzukommen, die Sie vorhin so rüde abgewürgt haben – wie sind Sie eigentlich zur Landschaftsgärtnerei gekommen?«
»Ein Ferienjob, bei dem ich hängen geblieben bin.«
Sie wartete ein paar Sekunden. Und noch ein paar. »Wirklich, Logan, müssen Sie mich so zuquasseln?«
»Verzeihung. Ich weiß nie, wann ich den Mund halten soll. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen.«
»Ja? Hat Ihnen diese Arbeit gefallen?«
»Ich war mehr oder weniger daran gewöhnt. Ich arbeite gern im Freien und mag körperliche Anstrengung.«
»Quasselstrippe«, sagte sie, als er erneut verstummte.
»Viel mehr gibt’s da nicht zu erzählen. Auf der Farm wollte ich nicht arbeiten, und außerdem hat mein Vater die Farm vor einigen Jahren verkauft. Aber es macht mir Spaß, die Landschaft zu gestalten. Das mag ich, und darin bin ich gut. Es hat keinen Sinn, etwas zu tun, worin man nicht gut ist.«
»Versuchen wir es einmal so: Woher wussten Sie, dass Sie darin gut sind?«
»Nicht gefeuert zu werden, galt für mich als Beweis.« Er verstand nicht, was sie an diesem Thema derart interessierte, aber da sie nicht nachgab, tat er ihr den Gefallen. »Man weiß doch, wie man in der Schule ist, zum Beispiel in Geschichte. Die Schlacht von Hastings, die Überquerung des Rubicon und weiß der Teufel was noch alles. Bei mir ging das hier rein und da raus.« Er tippte sich an sein eines Ohr, dann an das andere. »Ich konnte mir das Zeug gerade lang genug merken, um mich durch die Prüfungen zu schummeln, und dann, puff, alles weg. Aber wenn mir mein Boss später sagte, wir pflanzen die Steinmispel dort und die Berberitzen da drüben, konnte ich mir das merken. Wusste genau, wie ich sie einpflanze, was sie brauchen. Ich pflanze gern etwas an. Das gibt mir ein Gefühl der Befriedigung, wenn ich ein Loch in die Erde grabe, den Boden vorbereite und einen Garten so verändere, dass er eine Freude für das Auge ist.«
»Das verstehe ich«, sagte sie. »Und ob Sie es nun glauben oder nicht, mit meinen Unterlagen und Dateien verhält es sich
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