Blüte der Tage: Roman (German Edition)
ähnlich.«
Er warf ihr einen schiefen Blick zu. »Wenn Sie es sagen.
Wie auch immer, während dieses Ferienjobs hatte ich dann manchmal den Gedanken, dass die Steinmispel dort drüben eigentlich besser zur Geltung kommen würde und man statt der Berberitzen besser Goldregen an dieser Stelle pflanzen sollte. Und so bin ich zur Landschaftsgärtnerei gekommen.«
»Ich habe auch eine Zeit lang damit geliebäugelt«, erzählte sie. »Leider bin ich dafür nicht geeignet. Ich stellte fest, dass es mir Schwierigkeiten bereitet, meine Vision an die Vorstellungen meiner Mitarbeiter oder Kunden anzupassen. Außerdem hat mich dann der betriebswissenschaftliche Teil so in seinen Bann gezogen, dass ich dabei geblieben bin.«
»Wer hat bei Ihnen früher die Gartengestaltung übernommen?
»Ich. Und wenn mir etwas Kompliziertes vorschwebte, was den Einsatz von Maschinen erforderte oder Kevin und mich körperlich überfordert hätte, dann habe ich einen Plan angefertigt.« Sie lächelte. »Einen sehr detaillierten Plan auf Millimeterpapier. Und danach passte mir dies und jenes nicht. Ich bin eine Meisterin im Kritisieren.«
»Ist nie jemand auf die Idee gekommen, ein Loch zu graben und Sie darin zu verbuddeln?«
»Nein. Daneben bin ich nämlich auch sehr nett und freundlich. Wenn ich irgendwann mein eigenes Haus habe, könnten Sie ja die Gartengestaltung überwachen.«
»Ich bin nicht nett und freundlich.«
»Das habe ich bereits gemerkt.«
»Ist es für eine so detailbesessene Pedantin wie Sie nicht eine enorme Überwindung, mir so einen Job anzuvertrauen, obwohl Sie meine Arbeit kaum kennen – und wenn, dann nur in ihren Entstehungsstadien?«
»Ich betrachte mich nicht als Pedantin. Eher als Ästhetin. Und zufällig habe ich etliche Ihrer Projekte im vollendeten Zustand gesehen. Ich habe mir aus den Unterlagen die Adressen besorgt und bin hingefahren. Das ist doch ganz normal«, fügte sie hinzu, als er an einem Stoppschild anhielt und sie anstarrte. »Als Geschäftsführerin muss ich doch wissen, mit wem wir zusammenarbeiten. Im Übrigen gefällt mir Ihre Arbeit.«
»Und wenn sie Ihnen nicht gefallen hätte?«
»Dann hätte ich kein Wort darüber verloren. Roz ist der Boss, und sie findet an Ihrer Arbeit offensichtlich Gefallen. Dennoch habe ich Erkundigungen über andere Landschaftsgärtner eingezogen und eine Liste zusammengestellt, die ich Roz übergeben habe. Das ist mein Job.«
»Und ich dachte, Ihr Job sei es, die Gärtnerei zu leiten und mich mit Formularen zu nerven.«
»Ist es auch. Als Geschäftsführerin muss ich sicherstellen, dass alle Angestellten und Subunternehmer sowie alle Lieferanten und Materialien nicht nur gut genug, sondern die besten sind, die Roz sich leisten kann. Sie sind ziemlich teuer«, fügte sie hinzu, »doch Ihre Arbeit rechtfertigt die Kosten.«
Da er weiterhin grimmig vor sich hin starrte, piekste sie ihn mit dem Finger in den Arm. »Normalerweise schmollen Männer nicht, wenn eine Frau ihre Arbeit lobt.«
»Pah. Männer schmollen nie. Sie denken nach.«
Aber an ihrer Bemerkung war etwas dran, gestand er sich ein. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie eine ganze Menge über ihn wusste – private Dinge. Zum Beispiel, wie viel er verdiente. Und offen gesagt, war ihm das nicht angenehm.
»Meine Arbeit, mein Gehalt, meine Preise – das sind Dinge zwischen Roz und mir.«
»Jetzt nicht mehr«, wandte sie heiter ein. »Keine Frage, sie hat das letzte Wort, aber ich bin die Geschäftsführerin. Und ich bin der Meinung, dass Roz sehr viel Weitblick und praktischen Geschäftssinn bewiesen hat, als sie Sie in ihren Betrieb geholt hat. Sie bezahlt Sie gut, weil Sie es wert sind. Können Sie dieses Kompliment jetzt einfach mal annehmen?«
»Hm. Was zahlt Sie Ihnen?«
»Das wiederum ist eine Sache zwischen ihr und mir, aber Sie können sie selbstverständlich danach fragen.« In ihrer Handtasche erscholl die Erkennungsmelodie von Star Wars. »Gavins Idee«, erklärte sie verlegen, als sie das Handy herausholte. Auf dem Monitor blinkte die Nummer von zu Hause auf. »Hallo? Hi, Liebling.«
Ihre Miene hellte sich auf. »Wirklich? Du bist unglaublich. Wow. Das werde ich sicher. Bis dann.«
Sie verstaute das Handy wieder in der Handtasche. »Gavin hat in seinem Diktat null Fehler.«
»Hey.«
Sie lachte. »Sie haben ja keine Ahnung. Ich muss eine Paprika-Pizza mitbringen. In unserer Familie wird nicht Schokolade oder schnödes Geld als Motivationsmittel eingesetzt –
Weitere Kostenlose Bücher