Blütenrausch (German Edition)
ehe er sie mir dann auf dem USB-Stick übertrug. Aufgrund eines kleinen Zwischenfalls im Rechner hatte alles jedoch etwas länger gedauert, als geplant.
Oliver drehte sich wieder zu uns. »Sag mal, Therese, brauchst du neuerdings eine Brille? Ich sehe niemanden.« Ich zog unschuldig die Schultern hoch.
»Ach, S ie kennen sich?«, fragte Markus verwundert und schaute uns beiden an.
»Flüchtig«, antwortete Oliver sichtlich angespannt.
Ist dir meine Bekanntschaft auf einmal peinlich?
»Aus alten Zeiten«, bestätigte ich seine Aussage, ohne weiter ins Detail zu gehen.
Oliver wandte sich Markus wieder zu: »Ich fürchte, wir müssen Ihre Speicherkarte mitnehmen. Sie kriegen sie selbstverständlich wieder, aber Sie müssen verstehen, dass Ihre Bilder uns möglicherweise zu Hinweisen verhelfen können, die Licht in das Geschehene bringen.«
»Und wann wird das sein?«, fragte Markus etwas misstrauisch, während er Oliver die Speicherkarte überreichte. Offensichtlich war er der Annahme, es könnten Wochen vergehen, bis er sie wiederbekam.
» Geh Morgen beim Präsidium vorbei, bis dahin haben sie alle Bilder gespeichert und zum Teil schon ausgewertet«, beruhigte ich ihn.
»Ich glaube nicht, dass es dir obliegt, diese Auskunft zu geben, Therese«, sagte Oliver schnippisch. »Ja, also, wie Frau Trautheim schon gesagt hat, Sie können morgen vorbeikommen und Ihre Speicherkarte abholen. Haben meine Kollegen Ihre Personalien schon aufgenommen?« Markus verneinte. »Dann schicke ich Ihnen gleich jemanden vorbei, der das tun soll. Und jetzt zu dem heutigen Abend. Haben Sie irgendwas gesehen, was für die Auflösung dieses Falles wichtig sein könnte?«
Markus schüttelte erneut den Kopf und schilderte das Gleiche, das er schon mir erzählt hatte. Oliver stellte ihm dann noch ein paar Fragen privater Natur bezüglich der Qualität einiger Digitalkameras, denn wie er uns nebenbei informierte, beabsichtigte er in Kürze, eine neue Kamera zu kaufen, und da kam es ihm gerade gelegen, einen Fachmann zurate zu ziehen.
Nachdem er seine Fragerei beendet hatte, sagte er: »Fürs Erste bin ich dann hier fertig. Falls ich noch Fragen haben sollte, zu etwas, was mir an den Bildern aufgefallen ist, melde ich mich bei Ihnen. Bleiben Sie noch kurz da, bis Ihre Personalien aufgenommen sind, dann können Sie gehen.«
Oliver stand auf und entfernte sich. Im Vorbeigehen redete er mit einem Polizeibeamten, der an der Rezeption stand und gerade mit der Befragung der zwei Empfangsdamen fertig war.
»Du hast mir ja nie erzählt, dass du einen Polizisten kennst. Wart ihr Mal zusammen?«, fragte Markus.
»Jetzt halt mal die Luft an. Erstens muss ich dir nicht alles über mein Privatleben erzählen, und zweitens geht dich das überhaupt nichts an, mit wem ich mal gewesen bin oder nicht.«
Markus hob amüsiert den Blick von seinem Laptop, den er gerade ausgeschaltet hatte, und sah mich an: »Also hattet ihr doch was miteinander.«
Ich stieß ihn leicht an die Schulter . »Blödsinn. Ich stehe nicht auf Polizisten. Das sind doch alles ...«
»Hm, hm ...«, räusperte sich plötzlich ein Uniformierter, der vor uns stand. Ich hatte den Mann mit hageren Wangen und spitzen Augenbrauen gar nicht kommen sehen. »Ihre Ausweise, bitte«, sagte er mit scharfem Ton. Ihm hatte mein Kommentar wohl nicht gefallen.
Nach und nach durften die meisten Befragten endlich gehen. Kurz bevor ich mich auf dem Weg nach Hause machte, begegnete ich noch Oliver. Er sah genau so müde aus wie ich. Er dachte aber noch nicht daran, das Hotel zu verlassen. Natalie wurde zur Gerichtsmedizin gebracht. Man hatte ihr Hotelzimmer und andere Räume nach Spuren durchsucht und die Familie nach Hause geschickt. Trotzdem wollte er noch einen letzten Rundgang durch die entsprechenden Räumlichkeiten machen, um sich in aller Ruhe noch einmal ein Bild von all dem zu machen, was passiert war.
»Soll ich dich begleiten?«, fragte ich ihn.
»Nein, geh' du ruhig nach Hause. Es ist spät. Wir können morgen noch einmal miteinander reden.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Übrigens, wohnst du noch in der Barfußstraße?«
Ich nickte. »Mich kriegen keine zehn Pferd e dort weg. Die Wohnung ist nicht sonderlich groß, aber schön und billig.«
»Das verstehe ich, bei den Preisen jetzt in der Stadt, würde ich auch nicht ausziehen. Am besten du gehst. Ich melde mich sicher noch. Vielleicht fällt dir ja noch was ein, wenn sich die ganze Aufregung erst mal gelegt hat und du ausgeschlafen
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