Blütenrausch (German Edition)
Drogenkonsum verursachte Dummheit.
»Jetzt mach dir nicht gleich in die Hose. Deine Geschichten sind Vergangenheit. Die Polizei wird nur alle Anwesenden kurz befragen und unsere Personalien aufnehmen. Da du nichts mit der Sache zu tun hast, musst du nichts befürchten. Es ist alles reine Routine.«
»Sicher?«
»Ich gebe dir mein Wort.« Wentold atmete auf. »Sag mal, jetzt wo wir dabei sind, hast du irgendwas Merkwürdiges beobachtet, seit du hier im Hotel bist?«
»Was meinst du?«
»Ob du zugesehen hast, wie jemand der Braut auflauerte, sich seltsam verhielt oder so etwas in der Art?«
Nachdenklich runzelte Wentold die Stirn und hielt sich am Kinn fest. »Nein, ich habe nichts Komisches beobachtet, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich auf solche Dinge auch nicht geachtet.«
»Und die anderen?«
»Ich glaube nicht, dass sie etwas gesehen haben, du kannst sie aber selber fragen.«
»Das werde ich auch gleich machen. Komm, gehen wir zu ihnen.«
Wentold führte mich in den Relax Room , der Raum, in dem Mina ihr komatöses Schläfchen gehalten hatte. Alle drei Musiker saßen auf der Couch. Auf dem Tisch eine Flasche Martini und zwei Bier. Wie zu befürchten, ließ Mina ihr Getränk nicht aus den Händen. Während ich den Dreien die gleiche Frage stellte, nippte sie ununterbrochen an ihrem Glas. Wenn sie so weiter machte, würde sie zum zweiten Mal so angetrunken sein, dass sie, wenn die Polizei eintraf, nicht mehr vernehmungsfähig wäre.
Keiner hatte etwas Verdächtiges beobachtet, zumindest konnten sie keine Handlung der Gäste oder des Personals so einstufen. Manchmal sieht man etwas, aber man üb ersieht, dass es von Bedeutung sein könnte. Daher versprachen sie mir, noch einmal den Abend geistig durchzugehen und falls ihnen doch etwas einfiel, es mir zu sagen.
Mit Sirenen und Blaulicht hielten gleich drei Polizeiwagen vor dem Schlosshotel an. Innerhalb kürzester Zeit hatte der zuständige Polizist die Absperrung des Saales angeordnet, in dem Natalie lag, einen Polizisten an der Eingangstür postiert, sowie die Aufnahme der Personalien der Gäste und des Personals in die Wege geleitet. Keiner durfte aus dem Hotel, ohne vorher eine gründliche Kontrolle über sich ergehen zu lassen.
Ich stand gerade in der Eingangshalle, als kurze Zeit später die Tür aufging und ein Mann, Mitte fünfzig und wie ein Ochse gebaut, mit beschleunigtem Schritt, das Hotel betrat. Schulze. Hauptkommissar bei der Berliner Mordkommission. Er hatte sich in all den Jahren wenig verändert. Die grauen Haare hatten mit der Zeit und den Sorgen ein Schneeweiß angenommen, aber die nervösen Zuckungen im linken Auge sowie seine arrogante Art, Menschen zu begegnen, hafteten weiterhin wie ein Markenzeichen an ihm.
»Was machen Sie denn hier?«, begrüßte er mich mit verwunderter Miene und unfreundlicher Stimme.
Mein ehemaliger Chef hatte per se einen unausstehlichen Charakter, seine zersausten Haare und ein Blick auf seine umgedrehte Socke, die unter dem rechten Hosenbein hervorlugte, verrieten mir jedoch, dass seine schlechte Laune diesmal einen anderen Grund hatte: Er war aus dem Schlaf gerissen worden. Jeder, der mit ihm zusammenarbeitete, wusste, dass er das tausend Mal schlimmer empfand, als den Besuch beim Zahnarzt, den Sprung im Winter in den kalten Wannsee oder den Besuch bei seiner Schwiegermutter Roswitha, die er nicht ausstehen konnte.
» Guten Abend. Es ist schon lange her, nicht wahr?« Er drückte mir kurz und lasch die Hand, die ich ihm entgegenstreckte. »Ich habe die Hochzeit des Opfers organisiert. Sie hieß Frau Behring, geborene Pot. Sie starb während ihres Eröffnungstanzes.«
»Waren Sie befreundet?«
»Nein, nicht so richtig, warum fragen Sie?«
»Sagten Sie nicht, Sie hätten bei der Hochzeit geholfen? Waren Sie verwandt?«
»Keineswegs, ich habe die Hochzeit professionell organisiert.« Er schien nicht zu verstehen. »Ich bin Hochzeitsplanerin. Man hat mich dafür bezahlt, dass ich die komplette Organisation der Hochzeit übernehme.«
Schulze sah mich verdutzt an, dann konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Offensichtlich hatte er bisher nicht mitgekriegt, was nach meinem Ausscheiden aus seiner Abteilung aus mir geworden war, und er fand meine neue Beschäftigung geradezu zum Lachen.
»Hallo Therese, was machst du denn hier?«, fragte auf einmal eine wesentlich nettere Stimme hinter mir. Oliver Poschke. Obwohl ich ihn mindestens seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatte, erkannte ich
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