Blütenrausch (German Edition)

ließ nicht locker. Ich entschuldigte mich. Danach war alles wieder in Ordnung. Wir vermieden es, über David zu sprechen, aber als sie mir mitteilte, dass sie ihn heiraten würde und dass sie sich mich als Trauzeugin wünschte, da beging ich einen großen Fehler. Ich fragte, ob sie sich mit der Hochzeit sicher sei. Irgendwie dachte ich mir, wenn ich sie überreden könnte, nicht so schnell zu heiraten, dann könnte ich Zeit gewinnen.«
    » Zeit wofür? Und warum mochten Sie Herrn Behring nicht?«
    Ich hörte, wie am anderen Ende der Leitung jemand nach ihr rief. Sie unterbrach kurz unser Gespräch und wandte sich der Person zu, die sie gerufen hatte. Sie schienen über irgendwas Juristisches zu diskutieren, ich konnte aber das Gespräch nicht verfolgen, denn der Hörer lag zu weit weg.
    »Die Arbeit«, entschuldigte sich Sophia, als sie nach einigen Sekunden wieder am Telefon war. »Wir haben momentan sehr viel zu tun.«
    » Soll ich Sie ein anderes Mal anrufen?«
    » Nein, das geht schon. Wo sind wir stehen geblieben? Ach ja, Sie wollten wissen, warum ich David nicht mag. Ich glaube, ich habe mich etwas falsch ausgedrückt. Er ist schon in Ordnung, obwohl ... aber er passt nicht ... ich meine, er passte nicht zu Natalie. Hat sie je ihren Exfreund erwähnt?«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    »Natalie und Tim waren drei Jahre zusammen und ein perfektes Paar. Sie waren sehr ineinander verliebt, aber Natalies Eltern waren gegen diese Verbindung. Tim war nicht gut genug für sie, er war ja nur ein brotloser Künstler. Sie haben alles darauf angesetzt, das Paar auseinander zu bringen. Und hatten Erfolg. Natalie hielt es irgendwann nicht mehr aus. Sie wusste, sie musste sich entscheiden. Tim oder ihre Eltern. Sie entschied sich für ihre Eltern. Und das fand ich nicht gut. Tim ist ein echt toller Kerl. Er hätte alles für sie getan und war am Boden zerstört, als sie ihn verließ. Ich sagte Natalie, dass, wenn sie sich für Tim entscheiden würde, ihre Eltern ihn vielleicht doch noch akzeptierten, aber sie hörte nicht auf mich. Die Angst, nicht mehr von ihren Eltern unterstützt zu werden, war zu groß. Und dann war ja noch das Erbe. Ihre Eltern sind ja nicht mehr die Jüngsten. Und ihr Anteil am Erbe wäre nicht gerade gering gewesen.«
    » Die Eltern machten auf mich eigentlich nicht gerade den Eindruck, über Natalies Leben bestimmen zu wollen.«
    » So kann man sich manchmal täuschen. Es sind ja keine schlechten Eltern, sie wollten nur nicht, dass sie mit Tim zusammen war. Deswegen fädelten sie ein Treffen mit David ein. Er ist der Sohn eines Geschäftspartners des Vaters. Sie luden ihn und ein paar andere Gäste zu einem Dinner ein, in der Hoffnung Natalie würde an David Gefallen finden. Sie war noch nicht bereit. Aber David. Er rief sie oft an und versuchte, so ihr Interesse zu wecken. Und er schaffte es. Sie fingen an auszugehen. Als sie ihn mir vorstellte, wusste ich sofort, dass sie nicht zusammenpassen würden. Sie kennen David ja. Er ist freundlich, höflich und hat auf jede Frage die passende Antwort. Aber da ist etwas, was mich stört. Ich könnte Ihnen nicht genau sagen, was es ist, aber es ist ein Gefühl. Und ich spürte den Funken bei Natalie nicht. Im Nachhinein glaube ich, sie ließ sich mit ihm ein, um ihre Eltern zu beglücken.«
    » Warum hat sich Natalie so aufgeregt, als Sie fragten, ob sie sich mit der Hochzeit sicher sei?«
    » Weil sie wusste, wie ich zu David stand. Sie wusste, dass ich diese Beziehung nicht gut fand, dass ich immer noch hoffte, sie würde ihre Meinung ändern und zurück zu Tim finden. Ich dachte, wenn ich sie überzeugen könnte, dass sie sich mit der Hochzeit noch etwas Zeit ließe, dann könnte ich vielleicht erreichen, dass Tim und Natalie wieder zusamenkamen. Ich war zu diesem Zeitpunkt zwar schon in Boston, aber ich hatte nie den Kontakt zu beiden verloren. Von hier aus wollte ich einen Plan schmieden, damit die beiden sich wieder trafen.«
    So viel Interesse am Wohlbefinden der Freundin machte mich stutzig. Warum wollte Sophia unbedingt, dass sie David verließ? Auf mich machten beide einen recht glücklichen Eindruck. Und sollte sie sich über ihr Glück nicht freuen? Wenn Natalie noch gelebt hätte, würde sie mir jetzt leidtun: Sie war wie ein Seil, an dem von beiden Seiten gezogen wurde. Den einen Strang hielten ihre Eltern und David und den anderen Sophia und Tim. Natalie hätte so oder so verloren.
    »Warum war es für Sie so wichtig, dass diese Hochzeit nicht