Blütenrausch (German Edition)
nichts ausmachen würde, wenn ich ihn benutzte.
Ich schnallte mich k urz ab und griff nach dem Notebook. Als ich wieder angeschnallt war, fuhr ich ihn hoch und wartete auf eine Internetverbindung. Mein Magen knurrte immer noch, anscheinend so laut, dass der Fahrer, der gerade dabei war, einen anderen Song aufzulegen, es hörte. Er öffnete das Handschuhfach, holte eine Packung Schokolade heraus und reichte sie nach hinten.
» Wenn Magen leer, Kopf auch leer«, sagte er trällernd zu der neuen Melodie, die aus den Boxen hallte.
»Eine spanische Weisheit? « Ohne zu zögern griff ich nach der Schokolade.
» Keine Ahnung. Reimt sich nur gut. Benutze ich vielleicht für unseren nächsten Song. Sie inspirieren mich. Wollen Sie nicht mit uns singen?«
Ich schaute in den Rückspiegel und sah, wie er mich anläch elte. Es war ein freundliches Lächen, nicht so ein schmalziges, wie das des anderen Taxifahrers.
» Nein danke, ich habe leider keine Zeit und keine Stimme. Aber danke für die Schokolade. Das habe ich jetzt wirklich gebraucht.«
Der Taxifahrer nickte und konzentrierte sich ab dann nur noch auf den Verkehr. Ich riss die Schokolade auf und stopfte mir so viel ich konnte in den Mund. Die Verbindung zum Internet war hergestellt und ich suchte diesmal Sophia sofort in Facebook unter den Namen "Sophia Lehmann".
Kein einziger Treffer.
Wie war das möglich? Heutzutage war doch fast jeder in Facebook registriert. Die Stimme aus der Sprechanlage sagte doch Lehmann? Vielleicht meinte sie gar nicht Sophia? Hatte sie vielleicht die Sekretärin der Familie gemeint? Oder die Verwalterin? Ich googelte den Namen und fühlte mich erleichtert, als ich sah, dass es doch einige Einträge gab. Ob es die Sophia war, die ich suchte, wusste ich noch nicht, aber ich das wollte ich gleich in Erfahrung bringen.
Nach einiger Zeit der Recherche stellte ich fest, dass es auf dieser Welt mehrere Sophia Lehmanns gab. Als ich schließlich in einer Business Community landete, fand ich die Richtige. Es musste sie sein: Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und in der renommierten London School of Economics; Master in Cambridge; Trainee in BN Business in New York und schließlich Mitarbeiterin bei Boston & Trevix Consultings in Boston. Pendelt zwischen Berlin und Boston. Ich suchte nach der Homepage der Consulting Firma und notierte mir die Telefonnummer in meiner Agenda.
» Wir sind da«, sagte nach einer Weile der Taxifahrer, als wir vor meiner Haustür hielten. »Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?«
» Ich denke, ja. Vielen Dank noch mal, dass ich Ihr Notebook benutzen durfte.« Ich legte ihn wieder an seinen Platz. »Was macht die Fahrt?«
Der Taxifahrer hielt den Zähler an und sagte mir sein en Preis. Ich zahlte und gab ihm reichlich Trinkgeld. Für alles: seine Nettigkeit, das Notebook und natürlich die Schokolade. Er bedankte sich und reichte mir eine Visitenkarte mit seiner Dienstnummer. »Falls Sie mich brauchen, Tag und Nacht«, sagte er und schenkte mir zum Abschied noch einmal sein freundliches Lächeln.
Montag
Bodo war nicht me hr im Büro, als ich spätnachmittags, nach diversen anstrengenden Außenterminen, endlich eintraf. Montags war er sowieso nur bis drei Uhr da. Auf meinem Tisch lag ein Zettel mit dem dringenden Hinweis, ich solle meine E-Mails durchsehen. Bodo hatte mir dort diverse Nachrichten hinterlassen, die alle etwas mit der Organisation der bevorstehenden Hochzeiten zu tun hatten. Der Computer war auf Sparmodus geschaltet. Ich drückte auf die On Taste und öffnete meine Mails.
Eine Braut hatte sich für keine der vorgeschlagenen Bands entschieden und wollte jetzt doch einen DJ haben; eine andere entschied, nach dem Probeessen in dem von ihr ausgesuchten Lokal, dass sie die Hochzeit dort nicht feiern möchte und ich mich um eine Alternative kümmern sollte. Und ein Paar hatte beschlossen, die Hochzeit ganz abzublasen. Und das, obwohl sie in einer Woche heiraten sollten. Das waren so die Momente, wo ich mich fragte, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen war, Hochzeitsplanerin zu werden. Das konnte manchmal alles ziemlich nervenaufreibend sein. Es gab aber nicht nur schlechte Nachrichten. Die so mühsam entworfenen Einladungskarten für eine Hochzeit, die in drei Monaten stattfinden sollte, wurden endlich abgesegnet. Und eine Braut bedankte sich sehr herzlich bei mir, für meinen Tipp, einen bestimmten Brautladen zu besuchen. Sie hatte jetzt endlich ihr ersehntes Hochzeitskleid
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