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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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baden. Als mein Studium vor der Tür stand, entschied ich mich daher, auch einen Teil auf einer öffentlichen Universität zu verbringen. Sie können sich ja vorstellen, wie meine Eltern darauf reagiert haben. Sie dachten, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, aber ich setzte mich durch. Ich war in Heidelberg. Und es hat richtig Spaß gemacht. Ich war eine normale Studentin, die in einer normalen WG lebte. Das gefiel mir so gut, dass ich beschloss, meine Zeit in Berlin auch halb inkognito zu verbringen. Ich baute mir einen neuen Freundeskreis auf, der nichts mit meinem Leben als reiche Tochter zu tun hatte. Alles Studenten und junge Leute, die ich auf Partys, Vernissagen oder in den Cafés kennengelernt hatte. Ich achtete penibel darauf, dass ich meine wahre Identität und meinen Status nicht preisgab, ich führte sozusagen ein Doppelleben. Tagsüber begleitete ich Mutter auf Benefizveranstaltungen oder besuchte mit ihr irgendwelchen wichtige Leute und abends fühlte ich mich von meinem gesellschaftlichen Zwangskorsett befreit. Zu der Zeit lernte ich einen Mann kennen, dessen Eltern einen Schrebergarten besaßen. Irgendwann schmiss er dort eine Party. Die Laube erinnerte mich an das Hexenhäuschen von Hänsel und Gretchen: alles aus Holz und so niedlich klein. Und im Garten wuchsen allerlei Gemüse und Obstbäume. Ich fand das Ganze so originell, dass ich beschloss, selber so ein Gärtchen mit Häuschen zu besitzen. Das würde mein perfektes Refugium sein, um kleine Feste zu feiern; um einfach einen Ort für mich zu haben, an den ich mich zurückziehen konnte, wann immer ich wollte.«
    » Und wer kümmerte sich um den Garten?«, fragte ich interessiert, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sophia überhaupt wusste, was eine Schaufel ist, geschweige denn ein Düngemittel. Und viel Zeit dürfte sie ja auch nicht gehabt haben.
    »Wenn meine Verpflichtungen es erlaubten, kümmerte ich mich selbst darum, es machte ja auch Spaß; sonst engagierte ich Simon, einen hervorragenden Gärtner. Und Natalie war ja auch da. Sie war die Einzige, die von meinen beiden Leben wusste. Sie war oft im Gretchen, so heißt der Schrebergarten. Wenn ich nicht gerade dort war, nutzte sie die Ruhe, um an ihrer Diplomarbeit zu arbeiten.«
    Ich ertappte mich, wie ich nervös ein en Kugelschreiber zwischen meinen Fingern wippen ließ. Die Erkenntnis, dass Natalie oft in dem Schrebergarten war, erhöhte meine Hoffnung, näher an die Lösung des Falles zu kommen.
    » Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich dort mal vorbeischaue?«, fragte ich vorsichtig.
    » Was wollen Sie dort?«, entgegnete Sophia in einem Ton, der mir verriet, dass sie die Idee, einer Fremden Einlass in ihr Heiligtum zu gewähren, nicht sonderlich begeisterte.
    » Natalie wurde ermordet und ich erhoffe mir, Klarheit in den Fall zu bringen. Ich bin mit Leib und Seele Hochzeitsplanerin, aber wenn ich in so einen Fall verwickelt werde, kann ich nicht wegschauen und abwarten, was passiert. Dafür war ich zu lange Polizistin, und außerdem mochte ich Ihre Freundin sehr.«
    » Und Sie denken, Sie könnten im Gretchen etwas finden, was mit Natalies Tod zu tun hat?«
    » Ich weiß es nicht. Aber wenn sie dort so gerne und so oft Zeit verbrachte, könnte es sein, dass sie irgendeinen Hinweis hinterließ, weshalb sie möglicherweise umgebracht wurde. Die Polizei hat in ihrer Wohnung nichts gefunden.«
    » Also gut, wenn Sie denken, das könnte helfen, dann werde ich Ihnen nicht im Wege stehen. Ich bitte Sie nur, beim Verlassen der Laube alles so zu lassen, wie es war. Und sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie etwas gefunden haben.«
    An ihrem Ton und ihrer Atmung merkte ich, wie Sophia kurz davor war sich zu verabschieden. Ich brauchte aber noch die Adresse und eine Anleitung, wie ich mir Zugang zum Gretchen verschaffen konnte.
    » Können Sie mir sagen, wie ich dort hinkomme?«
    » Was? ... ach ja, entschuldigen Sie. Mein Häuschen befindet sich in Charlottenburg, in der Kleingartenkolonie Gelbe Aue.« Ich notierte mir schnell den Namen während Sophia weitersprach: »Das Tor zum Garten müsste offen sein. Das Schloss ist kaputt. Ich bin nie dazu gekommen, es auszuwechseln. Daneben hängt ein Schildchen mit dem Namen Gretchen . What? ... Okay, I´m coming. Frau ...«
    » … Trautheim, Therese Trautheim.«
    » Frau Trautheim, es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Auf mich wartet ein wichtiges Meeting. Danke, dass Sie angerufen haben

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